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Internationaler Frauentag: „Frauen unter Tage und die Notwendigkeit Hosen zu tragen“

„Frauen unter Tage bringen Unglück!“ Diese Meinung wird auch im Harz mitunter noch heute laut, wenn auch nur im Scherz. Denn dieser Aberglaube entstammt einer besonderen Männerwelt, zu der Frauen in bestimmten Zeiten keinen Zugang hatten. Und trotzdem gab es immer wieder Ausnahmen von der Regel. Denn bis ins 19. Jahrhundert war es in einigen Bergbauregionen durchaus üblich, dass auch Frauen unter Tage arbeiteten. Doch 1865 trat das Allgemeine Berggesetz für die preußischen Staaten in Kraft, das Frauen die Arbeit unter Tage verbot.

Trotz all dieser Hindernisse und Versuche sie von der Untertagewelt fernzuhalten, sind Frauen auch nach dieser Gesetzesänderung immer wieder in die Gruben des Harzes eingefahren, wenn auch viel seltener als Männer. Einige Frauen haben sich sogar beruflich mit dem Bergwesen befasst, wenngleich auch dies die Ausnahme blieb.

 

Bereits im ersten Harzreiseführer aus dem Jahr 1703 findet das Einfahren von reisenden Frauen Erwähnung und beschreibt die Notwendigkeit Hosen anzuziehen: „/wie ich denn Frauen-Zimmer habe mit einfahren gesehen / … worunter einesmahls eine mir am allernähsten verwande Person / die es im Fahren denen darbey vorhendenen Manns-Volck / wo nicht zuvor / doch gleich that. Es müssen aber dies Weibes-Personen sich ebenfalls in einen Berg-Habit verkleiden / sonst dieselben mit ihren langen Röcken auf denen Fahrten nicht fortkommen könten / und es dieserwegen leicht Hals-brechende Arbeit geben würde.“[1]

Hundert Jahre später, 1804 schrieb ein Hanns Freydanck über eine illustre Gesellschaft, die in den Rammelsberg einfuhr und es waren auch hier Frauen zugegen: „Freitags den 27. July, Morgens um 8 Uhr gingen wir zu dem etwa ¼ Stunde von Goslar entfernten Rammels-Bergwerke. In der Wohnung des Aufsehers dieses Bergwerks, des  Bergvoigts Stelzner, erhielten wir unsere Kleidung gegen Bergwerksanzüge, worinnen eine gewisse Dame (die Gattin des geheimen Sekretärs Kühne) wie ein kleiner verlaufener Tyroler und die Herren (Essigfabrikant Teichert, Sekretär Kühne, Seidenfabrikant Kühne mit Sohn, Kassierer Fritsche) wie lustige Kohlenschweler aussahen. So gingen wir mit diesem Herrn Stelzner, der unser Führer und Geleiter war, und einigen jungen Bergleuten, die uns mit ihren Lampen vorleuchten sollten, dem Eingange zu, der am Fuß des Berges war.“[2]

Etwa ab Mitte des 18. Jahrhunderts bereisten zahlreiche Professoren und Studenten aus den nahen Universitätsstädten Göttingen und Halle den Harz. Die Universitäten wählten den Harz als Forschungsgebiet für Geologie, Mineralogie, Paläontologie, Erdgeschichte und Botanik. Die Lehre war eng verknüpft mit den Harzer Bergwerken, die eine große Anziehungskraft ausübten. Nicht nur die Mineralogen oder Geologen fuhren in die Gruben ein, sondern auch Studenten und Professoren anderer Fachbereiche wie Philosophie, Jura und Theologie. Darunter befand sich auch eine Frau, die Studentin Dorothea Schlözer (1770-1825), die in Göttingen im Alter von 17 Jahren als erste Frau Deutschlands den Doktortitel der Philosophie erwarb. Da ihr Vater, der Historiker und Universitäts-Professor August Ludwig Schlözer davon überzeugt war, dass Mädchen genauso bildungsfähig seien wie Jungen, sorgte er von früher Kindheit an für eine umfassende und gründliche Bildung seiner Tochter. Sie wurde in den Geistes – und Naturwissenschaften, in Kultur und Kunst unterrichtet und bereiste zu Bildungszwecken neben Rom auch den Harz. 1786 wohnte sie insgesamt 6 Wochen in Clausthal und hatte die Möglichkeit, sämtliche Hauptgruben zu befahren. Dort „verliebte sie sich in das Bergwesen“, so der Vater in einem Brief. In Göttingen wurde sie in Folge der Reise in den Fachbereichen Mineralogie und Markscheidekunst unterrichtet. Noch im gleichen Jahr reiste sie ohne Begleitung wiederum für 6 Wochen nach Clausthal und befuhr nochmals sämtliche Hauptgruben. Zur Promotion in der Universität Göttingen reichte Frau Schlözer  einen Lebenslauf, eine Probe ihrer Privatstudien, eine genealogische Tabelle des Welfenstammes und zwei Handzeichnungen von Harzer Bergwerken ein.

Heutzutage werden Besucher:innen aus aller Welt von ausgebildeten und kompetenten Grubenführerinnen in die Besucherstollen der ehemaligen Harzer Bergwerke geführt. Und Gesellschaften verändern sich. 2009 wurde das Arbeitsverbot für Frauen untertage im Rahmen der Gleichstellungsregeln durch die Europäische Union aufgehoben. Heute gibt es gelegentlich Frauen, die Bergbau studieren und Frauen, die unter Tage arbeiten. Häufiger arbeiten sie natürlich dort, wo die männlichen Arbeitskräfte fehlen, wie im Kohlebergbau in der Ukraine.

Besuchergruppe mit drei Frauen und Bergleuten um 1900 © Sammlung Weltkulturerbe Rammelsberg

[1] Georg Henning Behrens: Hercynia Curiosa oder Curiöser Hartz-Wald, Nordhausen 1703

[2] Dr. phil. Hanns Freydank, 1804, Der Anschnitt, Zeitschrift für Kunst und Kultur im Bergbau, Jg. 20 / Nr. 3, S. 26 Die Universität Göttingen und der Harz

Gab es 968 nach Christus schon Kanarienvögel unter Tage?

Mythen rund um den Rammelsberg

Mit dieser Frage werden wir uns heute beschäftigen. Warum? Weil wir uns heute mal ein paar Legenden und Mythen zuwenden wollen, die rund um den Rammelsberg ranken und teilweise bis noch in die Gegenwart wirken. Warum machen wir das heute mal? Ein bisschen aufklären ob das alles stimmt, was da der wahre Kern sein könnte. Es ist ganz einfach so, das sind Fragen, die uns jeden Tag hier von Besuchern gestellt werden. Wir bekommen manchmal zur redaktionellen Durchsicht Fachaufsätze bis hin zu kleinen Berichten über Goslar und den Rammelsberg in Reiseführern und da stolpern wir eigentlich immer über die gleichen Dinge. Das kann man schon fast immer als Standardantwort immer zurück machen und das wollten wir heute mal im Rahmen unserer Sonntagsmatineen ein wenig aufklären.

Zur Annäherung dieses Themas: Was ist eigentlich ein Mythos.

Das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie „Rede, Erzählung, Geschichte“.
Er liegt/spielt immer in der Vergangenheit.
Ein Mythos braucht immer Träger in der Gegenwart.
Der Mythos ist identitätsstiftend, weil er für den Träger des Mythos Sinneszusammenhänge erklärt.
Ein Mythos bedient sich gern historischen Ereignissen und Tatsachen um sich selbst glaubhafter zu machen, braucht sie aber nicht zwingend.

Was ist ein klassischer Mythos im Bezug auf den Rammelsberg?

Die Frage, ob 968 n. Christus der Bergbau am Rammelsberg begonnen hat. 1968, also vor 56 Jahren, gab es hier in Goslar eine große Feier. Das war die 1.000 Jahr Feier, die sich eben auf dieses Jahr 968 beruft. Drei Tage im Juni des Jahres 1968, hier ein Ausschnitt aus der Bergszeitung „Die Schicht“, also die PREUSSAG Bergzeitung, die hier sehr ausführlich berichtet. Wir sehen hier einen Festgottesdienst, leitende Angestellte bekommen das Bundesverdienstkreuz, die Einweihung des Glockenspiels am Marktplatz. Was bis heute eine große Touristenattraktion ist, was die PREUSSAG der Stadt geschenkt hat. Herbert Wehner, bekannter Minister, trägt sich in das Goldene Buch der Veranstaltung ein,  

Eröffnung zweier neuer Ausstellungen

Ein Gastbeitrag von Dr. des. Zofia Durda

Seit vergangener Woche wird im Museumshaus Aufbereitung fleißig gewerkelt: Zwei neue Ausstellungen befinden sich gerade im Aufbau. Auf der Sonderausstellungsfläche in den Eindickern entsteht die Fotoausstellung „Grubenleben. Fotografien aus der Arbeitswelt der Rammelsberger Bergleute 1950 – 1988“. Die Arbeit am Erzbergwerk Rammelsberg war unter und über Tage hart und anstrengend. Historische Fotos aus der Sammlung des Weltkulturerbes Rammelsberg zeugen davon. Doch neben den offiziellen Werksfotografien finden sich dort immer wieder ganz andere Bilder: Fotos, die Einblicke in Situationen abseits der Arbeit gewähren. In dieser Ausstellung sehen Sie eine Auswahl solcher Aufnahmen. Es sind Amateurbilder, die ehemalige Bergleute dem Museum überließen. Darin festgehalten wurden vor allem die besonderen und geselligen Momente in der Grube.

 

Der Aufbau der Sonderausstellung „Grubenleben. Fotografien aus der Arbeitswelt der Rammelsberger Bergleute 1950 – 1988“ schreitet voran. Foto: Weltkulturerbe Rammelsberg

 

Die zweite Ausstellung befasst sich mit den einzelnen Schritten der Erzaufbereitung. In einem der Eindicker, die vor der Sonderausstellungsfläche liegen, hängen schon erste Informationstafeln in knalligem Rammelsberg-Orange. Diese Beschilderung wird dauerhaft im Museum zu sehen bleiben.

 

In und an den Eindickern werden Informationstafeln zum Thema Erzaufbereitung angebracht. Foto: Weltkulturerbe Rammelsberg

Beide Ausstellungen sind ab Freitag, den 14. Juni 2024 zu sehen. Der Ausstellungsbesuch ist im Museumseintritt enthalten.

Judith Fait – Die Frau hinter der Kamera

Wer ist der kreative Kopf hinter der Ausstellung „Maschinenhallen – Zur Faszination von Technik und Raum“?

Der 07. April ist das öffentliche Startdatum unserer nächsten Ausstellung, mit einer Vernissage ab 11.00 Uhr. Passend zum Thema präsentieren wir „Maschinenhallen – Zur Faszination von Technik und Raum“ in unserer 1906 errichteten Kraftzentrale.

In ganz Europa fotografierte die Münchener Fotografin Judith Fait Maschinenhallen und fing in ihren Bildern die einzigartige Ästhetik riesiger technischer Anlagen und ihrer eigens dafür errichteten Hallenarchitektur ein.

Das besondere Interesse an dieser Thematik fing für Fait schon früh an, denn sie wuchs zwischen Künstlerkolonie und Kohlebergbau und besaß daher schon immer ein Faible für die Technik und Architektur des Bergbaus.

Die Werke mehrerer Künstler:innen waren ein prägender Einfluss für Fait. Dazu gehören die Malerei von Gabriele Münter, Wassily Kandinsky und Aleksei Jawlenski, aber auch die Architektur von Gabriel von Seidls und die Bronzeplastiken der Berg- und Hüttenarbeiter von Fritz Kölle.

Mitte der 1980er Jahre beschäftige sich Fait bereits mit Holografie und wissenschaftlicher Fotografie, bevor sie 1987 in München ihren Studienabschluss der Ingenieurwissenschaften mit dem Hauptfach technische Optik abschloss.

Bereits seit 2008 beschäftigt sich Fait mit Industriefotografie und Industriekultur. In diesem Jahr kam es auch zu den ersten Ankäufen durch private Sammler, Unternehmen und Universitäten in München und Berlin. Regelmäßig stelle sie bei technischen Fachtagungen ihre Werke aus. 2008 stellte für Fait einen Start eigener Fotoprojekt im Bereich historischer Bergbau, Stahlerzeugung und (künstlerischer) Metallguß dar.

Ihre Fotoausstellungen war bereits 2003. Es folgten unter anderem Fotoausstellungen in München, Berlin, Herne, Clausthal-Zellerfeld und im tschechischen Ostrava. Mittlerweile sind es bereits über 30 Ausstellungen. In 2003 begann sie auch mit Bildveröffentlichungen unter anderem in Reisebuch-Verlagen, Fachzeitschriften und der Süddeutschen Zeitung.

Der Zugang zur Ausstellung ist im Museumseintritt inkludiert und während unserer regulären Öffnungszeiten möglich. Es wird einen Begleitkatalog zur Ausstellung geben.

Zu weiteren Werken von Frau Fait bitte diesem Link folgen: JGF – Fine Photgraphy (jgfait.net) 

Judith Fait; Foto: © Astrid Eckert / Photographie;

Das Jahresmotto 2024

 „Bergbau: Zwischen Mythos und Wirklichkeit!“

Wie in den vergangenen Jahren auch haben wir das neue (Veranstaltungs-) Jahr unter ein Leitmotto gesetzt, unter dem wir unsere verschiedenen Veranstaltungen bündeln. In diesem Jahr lautet das Motto: „Bergbau. Zwischen Mythos und Wirklichkeit!“.

Mythos und Wirklichkeit; zwei Begriffe, die nicht zwangsläufig in einem Gegensatz zu einander stehen müssen, sondern sich auch bedingen können und unter Umständen sogar bedürfen. Denn ein Mythos bedient sich bekanntermaßen an historischen Wirklichkeiten und je mehr davon vereinnahmen kann, um so glaubwürdiger und sinnfälliger wird er.

Die idealtypische Darstellung eines Bergmanns in alten Zeiten nach den Vorstellungen des Schnitzer Rudolf Nickel, Teil einer Lampenfassung,© Sammlung Weltkulturerbe Rammelsberg

 

Und wie passt das jetzt mit Bergbau im Allgemeinen und dem Rammelsberg im Speziellen  zusammen? Der untertägige Arbeitsplatz eines Bergmanns, ob am Rammelsberg oder in einer anderen Grube, wird und wurde naturgemäß von nur sehr wenigen Menschen betreten oder gesehen. Oder auch die Arbeitstechniken der Bergleute, die über Jahrhunderte hinweg von Schlägel und Eisen-Arbeit bis hin zu gegenwärtigen digitalgesteuerten Abbauverfahren entwickelten, sind einer breiten Öffentlichkeit nicht wirklich bekannt. Dennoch hat jeder ein Bild eines Bergmannes bei seiner Arbeit im Kopf.  Wo kommt dieses Bild her? Wenn heute in Deutschland Bergleute und Bergbau in Erscheinung treten, ist das meist mit der Erinnerung an scheinbar längst vergangene Zeiten verbunden. Überspitzt kann man sagen, dass ein Bild eines idealen stolzen Bergmannes gezeigt wird,  in seiner Festtagsuniform bei Tscherperessen während einer Barbarafeier. Das dieses Bild nicht der Arbeitsrealität entspricht, sollte jedem Betrachter klar sein. Am Rammelsberg beispielsweise trat der Barbarakult erst nach dem Zweiten Weltkrieg in Erscheinung und wurde durch die Werksleitung forciert. Wie das oben skizzierte Bild eines Bergmanns entstehen konnte und warum es trotz seiner Widersprüche nicht falsch ist, werden wir im September im Rahmen der Sonntags-Matineen versuchen aufzulösen.

Die heilige Barbara als Postkartenmotiv der PREUSSAG aus dem Jahr 1953, © Sammlung Weltkulturerbe Rammelsberg

 

Es ist aber nicht nur der Bergmann selbst sondern auch der Bergbau in seinen unterschiedlichen Spielarten, dem wir in diesem  Jahr einen besondere Beachtung schenken wollen. Das Salzgitteranger Revier zu Beispiel, was für den Eisenbergbau und die Weiterverarbeitung bekannt ist, liegt zum Teil auf dem Stadtgebiet Goslars. Es wird aber wie selbstverständlich zu Salzgitter gezählt und Goslar dominiert selbstverständlich der Rammelsberg mit seiner ehemaligen Buntmetalllagerstätte. Hier ist es weniger ein Mythos, sondern die tatsächliche Wirklichkeit, die wir interessierten Besuchern nahebringen wollen.

Die Arbeit unter Tage am Rammelsberg in den 1980er Jahren, Sammlung Weltkulturerbe Rammelsberg

Neben Vorträgen und einer Podiumsdiskussion wird es auch eine Sonderausstellung geben, die sich dem Jahresmotte annähert. Unter dem Titel „Grubenleben“ zeigen wir ab dem 14. Juni Fotografien aus der Arbeitswelt der Rammelsberger Bergleute zwischen 1950 und 1988. Die privaten Abbildungen mit teilweise ungewöhnlichen Motiven geben einen ungefilterten Blick in die Arbeitswelt unter Tage und stehen mitunter in einen krassen Gegensatz zu den zeitgleich erschienen offiziellen Werksfotografien, die ebenfalls in der Ausstellung zu sehen sein werden. 

Informationen zu dieser Ausstellung und allen anderen Veranstaltungen finden Sie jederzeit unter www.rammelsberg.de. Wir freuen uns auch in diesem Jahr, Sie am Rammelsberg begrüßen zu dürfen! Glückauf!

Weihnachtsgruß 2023

 

Weihnachtsgruß 2023 Stiftung Welterbe im Harz 

(Bitte dem Link zum Video folgen)

Das Welterbe im Harz wünscht allen Besucher:innen, Kooperationspartner:innen und Freundinnen und Freunden des Welterbes schöne Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr. Mit diesem Videogruß mit Ausschnitten aus den diesjährigen Weihnachtsmärkten am Oberharzer Bergwerksmuseum in Clausthal-Zellerfeld, am Kloster Walkenried und am Weihnachtlichen Rammelsberg in Goslar bedanken wir uns herzlichst für das zurückliegende Jahr.

Mehr zum Welterbe im Harz gibt es hier zu entdecken: https://www.welterbeimharz.de

Bildmaterial Walkenried: Adventskonzert © Martin Diedrich; Weihnachtsmarkt Walkenried © Wir Walkenrieder e. V., M. Helbing Restliches Material: © Stiftung Welterbe im Harz

 

Weihnachtlicher Rammelsberg 2023

  1. und 17. Dezember, von 11.00-18.00 Uhr

Am nächsten Wochenende ist es wieder soweit: Der bundesweit beliebte Weihnachtsmarkt über und unter Tage und der stimmungsvolle Gang durch den beleuchteten Roeder-Stollen finden statt!

Der riesige Weihnachtsmarkt über und unter Tage besticht durch seine gekonnte Mischung aus traditionellem und modernem Kunsthandwerk und kulinarischen Köstlichkeiten. Zu kaufen gibt es alles was das Herz begehrt und an über 50 Ständen findet man Geschenke für die ganze Familie. Wie wäre es beispielsweise mit einem original Harzer Schieferbrettchen von dem Goslarer Schieferdeckergewerk oder einem Schmuckunikat wie einer Brosche aus getriebenem Kupferblech? Hier findet man einfach alles wie zum Beispiel durchscheinende Tiffany-Glassterne, wunderbar weiche handgemachte Filzschals, zauberhaften Schmuck aller Art, selbst genähte Kissen und Kleidung, gestrickte Strümpfe, erstaunlich günstige Kleinmöbel oder Spielzeuge aus Holz, alle Arten von Töpferwaren oder wunderschöne Bilder. Zu den Ausstellern zählen neben den zum überwiegenden Teil ortsansässigen Kunsthandwerkern außerdem Harzer Partner-Museen und Vereine wie das Oberharzer Bergwerksmuseum, das Kloster – und ZisterzienserMuseum Walkenried, das Zinnfiguren-Museum Goslar, der Förderverein des Goslarer Stadtarchivs und nicht zuletzt die Arbeitsgemeinschaft Restaurierung des Rammelsberges. Hier kann sich der Besucher über das museale Angebot der jeweiligen Einrichtung informieren. Und auch die örtlichen caritativen Vereine und Verbände sind zugegen wie der Lions-Club Walburga, der Lions Club Rammelsberg, der Zonta-Club Goslar und der Rotary-Club Goslar/Nordharz. Sie und das Rammelsberger Restaurant Casino verkaufen unter Anderem süße Leckereien, die an vielen Ständen auf der Werksstraße erworben werden können. Beliebt sind unter anderem die frischen Waffeln, die fruchtigen Germknödel, der leckere Harzer Honig oder der in Goslar hergestellte Bäcker-Stollen. Herzhaftes darf natürlich ebenfalls nicht fehlen wie geräucherter Schinken, Harzer Wildbratwurst, feuriger Chili, saftige Gyrosbrötchen oder die Erbsensuppe aus der Gulaschkanone.

Angebot für Kinder: Besonders groß ist in diesem Jahr wieder das Angebot für die kleinen Besucher. Während im Außengelände Karussellfahren und Lamas streicheln die Kinder sicherlich wieder magisch anziehen, gibt es im Museumshaus Magazin die Werkstatt Einfallsreich. Dies ist eine Bastelwerkstatt von, für und mit Kindern. Und der Kinderclub die Rammelsberger Bergzwerge hat in diesem Jahr dort eine echte Zwergen- und Wichtelwerkstatt eingerichtet! Denn diese Wesen haben laut einer Goslarer Sage auch die Rammelsberger Bergleute besucht. Gebastelt und bemalt werden lustige Zwerge und Wichtel, kleine Wichteltüren fürs Kinderzimmer, bunte mit Schnee bedeckte Wichtel- und Zwergenhäuser und kleine Schatztruhen für zauberhafte Mineralien. Wer Lust hat kann auch Mineraliendomino spielen oder sich bei den Bergzwergen über den Kinderclub informieren.

Am Samstag und Sonntag jeweils um 11:00 und um 15:00 Uhr liest ein echter Weihnachtsmann die Sage vom Wichtelmännlein bei den Bergleuten in der Peterstraße in der Kraftzentrale vor. Außerdem erzählt er dort, wie die Rammelsberger Bergleute Weihnachten feierten.

Ungewöhnlich und einzigartig ist das Angebot einer Partnerschule, dass Schüler:innen der Berufsbildenden Schule Goslar-Baßgeige/Seesen bieten: Sie haben bergmännische Walking Acts erdacht und mischen sich verkleidet unter die Besucher, um kleine Szenen aus dem Bergmannsleben zu spielen und sich in ihren Rollen mit den Besuchern zu unterhalten.

Musik:

In diesem Jahr gibt es erneut ein großes musikalisches Angebot, das aber zum ersten Mal auf einer Bühne auf der Werksstraße stattfindet. Beliebte und bekannte Goslarer Gruppen wie zum Beispiel „In Good Company“, die sich im vergangenen Jahr großer Beliebtheit erfreute, sind selbstverständlich wieder vor Ort. Außerdem die Schülergruppen und Chöre wie der Chor der Schillerschule, das Bläserensemble der Kreismusikschule und die Musikgruppe einer weiteren Partnerschule der Adolf-Grimme-Gesamtschule aus Goslar. Neu dabei sind die Diamonds Dance Kids mit einer Tanzperformance und die „Eastside Gang“ eine Kinder-Rockband.

Weitere neue Gruppen sind „Lights of Gospel“, Cate Evens, Mina Mistake, The Sidekicks, Detlef Rühe.

Unter Tage spielen wie seit Jahren die beliebten Musiker Andreas Sommer und Christine Kammer.

Lichterglanz im Roeder-Stollen:

Der Höhepunkt des Wochenendes ist natürlich wieder der Gang durch den Roeder-Stollen, der zum Weihnachtsfest mit hunderten von Kerzen erhellt wird. Die Stollenwände mit ihren farbenprächtigen Vitriolen glitzern und die stimmungsvolle Atmosphäre mit Musik in der 2. Radstube weckt die Vorfreude zum Fest. Rammelsberger Grubenführer sorgen dafür, dass der Weg durch den Stollen gefahrlos bewältigt werden kann und beantworten gerne Besucheranfragen.

Anm.: Kurzfristige Änderungen aufgrund höherer Gewalt vorbehalten.

Plakat Weihnachtlicher Rammelsberg 2023

Ehemaligentreffen am Weltkulturerbe Rammelsberg

Als am 30. Juni 1988 am Rammelsberg der letzte mit Erz beladene Hunt die Grubenbaue verließ, endete nach vermutlich 3.000 Jahren nicht nur die Epoche des Bergbaus in Goslar, sondern das Datum bildet bis in die Gegenwart eine wichtige Zäsur im Leben vieler Menschen, nämlich derer, die am und im Rammelsberg arbeiteten. 

Für viele Familien in und um Goslar bildete die Arbeit der Väter und Söhne am Rammelsberg über Genrationen hinweg die Lebensgrundlage und der Bergbau mit seinen eigenen Traditionen und Gebräuchen war tief in der Lebensweise der Menschen verwurzelt. Obwohl ab Sommer 1988 der Arbeitsplatz als Ort der Gemeinschaft und gelebter Kameradschaft verloren war, trafen sich die verschiedenen Rammelsberger in unterschiedlichen Runden und Anlässen weiter; im Goslarer Knappenverein, bei einer regelmäßigen Frühstücksrunde der ehemaligen Steiger, beim SV Rammelsberg oder bei Gewerkschaftsveranstaltungen. Und es gab natürlich auch diejenigen, die nach dem Betriebsende das Kapitel der Arbeit für immer hinter sich gelassen haben und den verdienten Ruhestand genossen.

Frühjahr 1988, Rammelsberger Bergleute mit einem extra hergerichteten Grubenwagen, der am 30. Juni 1988 symbolisch das letzte Erz nach über Tage transportierte. Foto © Sammlung Rammelsberg

 

Am 30. Juni 2008 anlässlich des 20jährigen Betriebsendes lud das Museum erstmalig die ehemaligen Rammelsberger Bergleute zu einem Ehemaligentreffen ein. Wobei nicht alle eingeladen werden konnten (und bis heute auch nicht können), die am Rammelsberg arbeiteten, da das Museum aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht über die Belegschaftsadressen usw. verfügt. Aber einige kannte man ja persönlich und die kannten natürlich ihre alten Kollegen und Nachbarn… Und so konnten fast 20 ehemalige Rammelsberger durch die damalige Geschäftsleitung am Berg begrüßt werden. Vereinzelnde Bedenken, wie sich der alte Arbeitsplatz jetzt als Museum anfühlt oder ob „die im Museum oben am Rammelsberg auch alles richtig machen“ zerschlugen sich schon nach wenigen Minuten und schnell stand fest, dass diese Veranstaltung im Jahr 2009 wiederholt werden sollte. Was auch geschah und seit 2010 in regelmäßiger Folge 2x im Jahr stattfindet. Immer traditionell am 30. Juni und am Diensttag vor dem 1. Advent lädt das Museum zu Kaffee und Kuchen oder einen zünftigen Tschärperessen ein. Über die Jahre konnten, auch durch Zeitungsaufrufe unterstützt, immer mehr ehemalige Rammelsberger ausfindig gemacht werden, so dass sich inzwischen knapp 45 ehemalige Kollegen am Rammelsberg wiedersehen können.

Szenen aus dem Arbeitsleben im neu gestalteten Eingangsbereich der Dauerausstellung, Foto: Sammlung Rammelsberg

 

Für uns als Museum ist das Ehemaligentreffen aus mehreren Gründen wichtig.

An erster Stelle steht natürlich die soziale Komponente. Da es die PREUSSAG und auch das Bergwerk Rammelsberg als ehemaligen Arbeitgeber nicht mehr gibt, möchten wir den ehemaligen Rammelsbergern einen Ort – ihren Ort – geben. Einen Ort, der ihr ganzes Arbeitsleben und weit darüber hinaus bestimmte und an den sie gern wieder zurückkommen. Was wiederum die Identität mit dem Rammelsberg als heutiges Museum und Besucherbergwerk stärkt, die wichtig ist, um in der Region fest verankert zu sein.
Und letztlich können keine Bücher, keine Betriebsanweisung und keine Maschine die Erfahrung und das Erlebte ersetzen. Daher sind uns die Gespräche und der regelmäßige Austausch mit den Ehemaligen sehr wichtig, um dann in der Folge unseren Besuchern ein möglichst umfassendes Bild der Arbeit und der unterschiedlichen Betriebsabläufe am Rammelsberg in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts darstellen zu können.

 

Am 30. Juni 2024 und 26. November 2024 jeweils ab 14.00 Uhr finden die nächsten Treffen statt. Einladungen werden dann zeitnah verschickt. Und hierzu brauchen wir auch Ihre Hilfe! Wenn Sie jemanden kennen, der bis 1988 am Rammelsberg angestellt war und zukünftig im Kreis der ehemaligen Kollegen an seinem alten Arbeitsplatz in Erinnerungen schwelgen möchte, dann soll er sich bitte bei uns melden!

Kontakt und Anmeldung per mail: wetzel@rammelsberg.de oder telefonisch: unter 05321 750-156

30 Jahre nach der Betriebsschließung, Erinnerungsfoto auf der Treppe des Haupteinganges anlässlich des Ehemaligentreffens am 30. Juni 2018. Foto: Sammlung Rammelsberg

100 Jahre Preussag

Da am 1. Januar 1924 die PREUSSAG offiziell ihre Arbeit aufnahm, würde sich dieses Datum am Rammelsberg als ehemaligen PREUSSAG-Standort zum Jahreswechsel zu 100. jähren. Doch ganz so einfach war oder ist es nicht, obwohl der Name und Teile der Geschichte der PREUSSAG eng mit dem Rammelsberg verbunden sind. Ein Blick in die jüngere Firmen- und Betriebsgeschichte des Rammelsberges zeigt, dass teilweise Jahrhunderte alte Besitzverhältnisse die Betriebsstruktur des Bergwerkes Rammelsbergs bis weit die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein beeinflussten und die 100jährige Wiederkehr der PREUSSAG-Gründung am Rammelsberg eigentlich nur ein nebensächliches Datum darstellt.

Die Spuren der Betriebsgeschichte finden sich auch in der umgebenden Kulturlandschaft des heutigen Museums am Rammelsberg, Foto M. Wetzel

Die eigentliche Gründung der „Preußische Bergwerks- und Hütten-Aktiengesellschaft“ (PREUSSAG) geschah auf gesetzlicher Grundlage vom 9. Oktober 1923. Alleinaktionär der AG war der Staat Preußen, der dadurch per Gesetz versuchte, den unwirtschaftlich gewordenen preußischen Staatsbergbau in einen erfolgreichen Gesamtbetrieb umzuwandeln. Trotz der staatlichen Teilhabe musste sich die neu geschaffene Firma auf dem freien Markt unter den wirtschaftlichen Gegebenheiten und Zwängen behaupten.

Das Bergwerk Rammelsberg konnte jedoch nicht einfach ein Teil der neuen PREUSSAG werden, da hier die gültigen Besitzverhältnisse der Harzer Kommunion im Wege standen, die ihren Ursprung durch den Riechenberger Vertrag teils schon im 16. Jahrhundert hatten. Seit 1820 wurden der Rammelsberg und die dazugehörigen Hütten zu einem Gesamtbetrieb zusammengefasst, der in Gemeinschaftsbesitz zu 4/7 dem Königreich Hannover und zu 3/7 dem Herzogtum Braunschweig gehörte. Nachdem das Königreich Hannover 1866 in das Staatsgebiet Preußens eingliedert wurde, gelangten dessen 4/7 des Besitzes am Rammelsberg in preußische Hand. An der Aufsplittung des Besitzes und an den Betriebsabläufen änderte sich dadurch nichts, außer dass das Allgemeine Preußische Berggesetz am Rammelsberg zur Geltung kam, was 1874 in einem Staatsvertrag zwischen Braunschweig und Preußen ratifiziert wurde und die über 300 Jahre alte Bergordnung Heinrichs des Jüngeren von 1555 ablöste.
Aufgrund der o.g. Aufsplittung des Besitzes konnte das Gesetz zur der „Preußische Bergwerks- und Hütten-Aktiengesellschaft“ für den Standort Rammelsberg also nicht zur Geltung kommen, da dies nur für fiskalische Bergwerks- und Hüttenanlagen galt, die auch 100% im Staatseigentum Preußen standen. Am Rammelsberg, mit seiner Sonderstellung, wurde daher am 30. Dezember 1924 die „Unterharzer Berg- und Hüttenwerke GmbH“ gegründet. Dem vorausgegangen war am 13. März 1924 die Übertragung der 4/7 des preußischen Besitzes an die PREUSSAG und die 3/7 braunschweigischen Anteils an die neu und nur dafür gegründete Braunschweig GmbH, welche nun gemeinsam die Unterharzer Berg- und Hüttenwerke GmbH bildeten.

Für damals 407 Angestellten des Rammelsberges änderte sich durch die Umfirmierung allerdings nichts. Das Bergwerk Rammelsberg bildete den Kern der Unterharzer Berg- und Hüttenwerke GmbH, die auch in der Folge immer zu 100% in jeweiligem Staatsbesitz von Preußen und Braunschweig blieb. Ein Umstand, den sich ab 1933 die Nationalsozialisten zu Nutzen machten. Da es sich de facto um einen Staatsbetrieb handelte, konnte der gesamte Betrieb unter dem Schlagwort „Rammelsbergprojekt“ und vor dem Hintergrund des Vierjahresplans zu einem nationalsozialistischen Musterbetrieb umgewandelt werden, ohne dass etwaige Aktionäre, Teilhaber oder Eigentümer Einspruch hätten erheben können. Sichtbarstes Zeugnis dieses Wandels während dieser Zeit sind die heutigen Tagesanlagen des Rammelsberges, die zwischen 1935-36 errichtet wurden.1936 kam mit der Zinkhütte Harlingerode ein weiterer Betriebsteil zu der Unterharzer Berg- und Hüttenwerke GmbH hinzu.

Unterharzer Berg und Hüttenwerke GmbH nach der Durchführung des Rammelsbergprojektes, in Das Erzbergwerk Rammelsberg, hrsg von der Preussag AG Metall Goslar, 1988

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, welches der Rammelsberg (und Goslar) nahezu unbeschadet überstanden, änderten sich die besonderen Besitzverhältnisse der 4/7 zu 3/7 Splittung am Rammelsberg nicht. Beide Teile blieben weiterhin in Staatsbesitz. Die PREUSSAG fiel nach der Auflösung des Staates Preußen an den Bund und der Teil der Braunschweig GmbH an das neu gegründete Land Niedersachsen, namentlich an die inzwischen in Niedersachsen GmbH umbenannte Braunschweig GmbH.
Der Unternehmenssitz der PREUSSAG wurde von Berlin nach Hannover verlegt und nur noch die Betriebsteile in den drei westlichen Besatzungszonen bildeten nun den Gesamtbetrieb, der allerdings nur knapp 30% des ehemaligen Gesamtbesitzes abbildete.
1959 wurde die PREUSSAG als erster Staatsbetrieb privatisiert in dem die PREUSSAG-Aktien (ähnlich wie zu Beginn der 1990er Jahre bei der Telekom) an mehr als 200.000 Kleinsparer verkauft wurden, die dadurch zu Anteilseignern wurden. Die PREUSSAG war somit der erste deutsche Staatskonzern der zu einer „Volks-Aktiengesellschaft“ gemacht wurde. Neben der politischen Komponente, sich von dem Staatsbesitz zu lösen, ging es der Regierung unter Adenauer auch darum, dringend benötigtes Kapital für den Konzern beschaffen.

Preussag Aktie in Das Erzbergwerk Rammelsberg, hrsg von der Preussag AG Metall Goslar, 1988

Da das Land Niedersachsen auch an einer Privatisierung des Staatsbesitzes interessiert war, verkaufte die Braunschweigische Staatsbank die 3/7 des Rammelsbergbesitzes im Jahr 1959 an die PREUSSAG, wodurch das Bergwerk Rammelsberg in seiner Gesamtheit erstmalig ein organischer Bestandteil des Konzerns wurde und die Unterharzer Berg- und Hüttenwerke GmbH ihre historische Legitimation verlor. Ein jetzt neu im Konzern geschaffener Unternehmensbereich „Metall“ mit Sitz und Verwaltung in Goslar bezog ebenfalls 1959 ein neues Verwaltungsgebäude – das sog. Rammelsberg-Haus – an Rammelsberger Straße Ecke Clausthaler Straße.

Am 30. Juni 1988 endete nach vermutlich 3.000 Jahren der aktive Bergbau am Rammelsberg und damit auch die Geschichte der PREUSSAG in Goslar. Doch auch der Konzern selbst verschwand wenige Jahre später. 1997 wurde die PREUSSAG durch den Verkauf der SALZGITTER AG und die Übernahme des Schifffahrt- und Logistikkonzerns HAPAG-LLOYD zu einem Dienstleistungsunternehmen der Freizeitindustrie. Mit dem Kauf der britischen THOMSON TRAVEL GROUP im Jahr 2000 wurde das Unternehmen zum weltweit größten Touristikkonzern. Seit dem 1. Juli 2002 firmiert es unter dem bekannten Namen „Touristik Union International“ oder kurz: TUI.

An die Stelle des aktiven Bergbaus durch die PREUSSAG trat im Oktober 1990 der „vermittelte“ Bergbau durch die museale und wissenschaftliche Erschließung und Öffnung des ehemaligen Werksgeländes für Besucher. Am 14. Dezember 1992 honorierte die UNESCO den außerordentlichen Wert des Rammelsberges und seiner Stadt mit dem Welterbetitel.

Altes Firmenschild am Eingang des Rammelsberges, Foto M. Wetzel

Welterbe auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit

Ein Beitrag von Dr. Manuela Armenat.

Schon seit vielen Jahren ist das Thema Nachhaltigkeit von großer Aktualität. Entsprechend häufig hat das Handlungsprinzip bereits Einzug in die Arbeit der Stiftung Welterbe im Harz gehalten. Laut dem UNESCO-Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt, hat sich die Staatengemeinschaft im Jahr 1972 zu folgendem verpflichtet: Durch die Identifizierung, den Schutz, die Bewahrung, die Präsentation und die Weitergabe an heutige und künftige Generationen der unersetzlichen Kultur- und Naturgüter von außergewöhnlichem universellem Wert (OUV) trägt sie wesentlich zur nachhaltigen Entwicklung und zum Wohlergehen der Menschen bei.

Was der Stiftung und ihren Einrichtungen fehlte, ist die strukturierte Entwicklung und Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie. Unter der Leitung einer externen Beraterin initiierte die Stiftung im September 2021 einen ersten internen Nachhaltigkeits-Workshop. Er markierte den ersten großen Schritt zu einer aktiven Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit.

Neben der Sensibilisierung, welches Stiftungshandeln Einfluss auf Nachhaltigkeit hat (gegenwartsbezogener Ansatz), wurden erste Ideen entwickelt, wie die Stiftung und die Mitarbeitenden künftig nachhaltiger agieren können (zukunftsbezogener Ansatz). Im Zuge des damaligen Workshops wurden vier Handlungsfelder für die zukünftige Arbeit zur Nachhaltigkeit in der Stiftung identifiziert, die im Jahr 2023 angepasst wurden. Aktuell sind folgenden relevante Aktionsfelder definiert:

  • Kulturangebot (Führungen, BNE, Veranstaltungen)
  • Gebäudetechnik & Energie (Strom, Gas, technische Anlagen)
  • Mobilität (Mitarbeiter:innen, Gäste, Logistik …)
  • Ressourcenmanagement (Wasser/Abwasser, Beschaffung …)
  • Verwaltung & Digitalisierung
  • Kommunikation
  • Mitarbeiter:innen

Inbetriebnahme Welterbe Shuttle © Stiftung Welterbe im Harz

Für einzelne Aktionsfelder wurden bereits Arbeitsgruppen ins Leben gerufen, darunter für das Aktionsfeld Kulturangebot mit Schwerpunkt Bildung für nachhaltige Entwicklung, das Aktionsfeld Mitarbeiter:innen sowie das Aktionsfeld Kommunikation. Die Arbeitsgruppen erarbeiten bereits seit 2021 kurz- und mittelfristige Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit in der Stiftung und stellen deren Umsetzung sicher. Im Aktionsfeld Gebäudetechnik und Energie wurde eine wesentliche Reduktion des CO2 Ausstoß erreicht. Investitionen und Einsparungen im Bereich Heizung und Stromabnehmer machen es heute und in Zukunft möglich. Im Aktionsfeld Mobilität läuft derzeit das Projekt Welterbe-Shuttle. Mit dem Welterbe-Shuttle startete schon im September 2021 ein neues Angebot zur Erschließung des Welterbes in Goslar. Die dazu neu eingerichtete Linie 809 von Stadtbus Goslar verbindet Welterbe-Highlights wie die Kaiserpfalz, das Weltkulturerbe Rammelsberg oder die Altstadt mit dem Ziel, die Nutzung des ÖPNV attraktiver zu gestalten.

Gaestefuehrer fahren mit der Tagesfoerderbahn auf dem Gelaende des Ottiliaeschachtes. © Stiftung Welterbe im Harz, Foto: Stefan Sobotta / VISUM

Um noch mehr Kolleginnen und Kollegen im Welterbe mitzunehmen, zu begeistern und in den Einrichtungen ein Change Prozess zu initiieren, werden demnächst Betriebsversammlungen abgehalten. Ziel ist es, alle Aktionsfelder zu beleben und sämtliche Unternehmensprozesse nachhaltig zu gestalten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden dabei selbst mit für eine permanente Weiterentwicklung des Themas sorgen. Dazu gib es übergreifend ein Quartalstreffen Nachhaltigkeit. Hier werden die Maßnahmen vorgestellt, diskutiert und weitere Ideen entlang von Zieldefinitionen entwickelt. Denn, so eine zentraler Aspekt, Nachhaltigkeit ist kein zu erreichender Standard, sondern vielmehr ein Prozess, der permanent vorangetrieben werden sollte. Um das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, wurde gemeinsam eine Nachhaltigkeits-Vision formuliert: Bis 2030 mit klimaneutralem und ressourcenschonendem Betrieb unserer Einrichtungen sowie vielfältigen und inklusiven Bildungsformaten, die Zukunft der Harzregion und der Welt aus ihrer Historie heraus mit gestalten und prägen. Mit genialer Geschichte für eine nachhaltige Zukunft

Weitere Informationen unter:

https://www.welterbeimharz.de/themen/nachhaltigkeit

Hirschler Teich. © Stiftung Welterbe im Harz, Foto: Stefan Sobotta / VISUM