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Der Winkler Wetterschacht

Bereits im Mittelalter gab es am heutigen Standort des Winkler Wetterschachtes eine Grube mit Schacht unter den Namen „Luddelvinghe“. Es war eine der östlichsten Gruben am Rammelsberg. Der Name der Grube änderte sich im Laufe der Zeit mehrfach, im 18. Jh. hieß sie einige Zeit Julius Winkel und der Schacht Julius-Winkel-Schacht. In der zweiten Hälfte des 19. Jh. wurde dieser Schacht dann mit seinen Tagesanlagen nur noch als „Winkler Wetterschacht“ bezeichnet.

Mit dem Auffinden des Neuen Lagers 1859 rückte der Julius-Winkel-Schacht in die Mitte des untertägigen Grubengebäudes und war damit gut geeignet als ausziehender Wetterschacht. Die Vergrößerung des Grubengebäudes, insbesondere die zunehmende Tiefe machte eine Bewetterung – die Versorgung der Grubenräume mit frischer Luft – immer schwieriger. Die Versorgung der Bergleute mit frischer Luft wurde bis Ende des 19. Jahrhunderts durch ein System ein- und ausziehenden Schächte erreicht. Die Luftzirkulation war im Rammelsberg gut, weil die Grubenräume durch das „Feuersetzen“ erwärmt waren und die warme Luft aus den Schächten auszog und einen Luftstrom erzeugte. Ab Ende der 1870er Jahre drängte der Einsatz druckluftbetriebener Bohrhämmer das „Feuersetzen“ als Abbaumethode schnell zurück. Jetzt konnten Bohrlöcher ins harte Erzgestein gebohrt werden, um dieses mit Sprengstoff aus dem Gebirge zu lösen. Der Wetterzug durch die Erwärmung der Grubenräume ließ nach und musste durch andere Maßnahmen in Gang gesetzt werden.

Ab 1903 versah das Erzbergwerk Rammelsberg den Schacht mit einem größeren, runden Querschnitt, teufte diesen bis auf 188 Meter ab und mauerte ihn aus. Damit wurde der Winkler Wetterschacht bis zu seiner Außerbetriebnahme Mitte der 1960er Jahre der Hauptwetterschacht der Grube.

Zwei Jahre vor Beginn des Ersten Weltkriegs erhielt der Schacht zur Beschleunigung des Wetterzugs einen elektrisch angetriebenen Grubenlüfter. Bereits ab 1905 stand über dem Winkler Wetterschacht ein eisernes Fördergerüst. Die Fördermaschine war in ein Maschinenhaus aus Wellblech untergebracht.

Abb. 1: Das ausgemauerte Füllort und die runde Schachtscheibe des Winkler Wetterschachts auf dem Niveau der Alten Tagesförderstrecke (Foto: Förderverein Weltkulturerbe Erzbergwerk Rammelsberg Goslar/Harz e.V., 2019)

Die Steigerung der Erzförderung in den 1920er Jahren erforderte auch eine Erhöhung des Versatzmaterialtransports, um die ausgeerzten Hohlräume in der Grube füllen zu können. Über einen Haspel konnte im Winkler Wetterschacht Material sowie Versatzmassen aus dem in der Nähe befindlichen Kommunion-Steinbruch befördert werden. Für den Transport des Versatzmaterials vom Steinbruch zum Schacht diente ein Bremsberg.

Abb. 2: Verladen von Versatzmaterial am Fußpunkt des Bremsberges am Winkler Wetterschacht, vor 1939 (Foto: Sammlung Weltkulturerbe Rammelsberg).

Der Versatztransport im Winkler Wetterschacht nahm ab Ende der 1920er Jahre ab, weil mit dem Bergeschacht ab 1928 ein weiterer Schacht speziell für den Bergeversatz abgeteuft wurde. Ab Mitte der 1930er Jahre wurde der Winkler Wetterschacht im Zuge der Modernisierung der Tagesanlagen und des Grubenbetriebs durch das nationalsozialistische „Rammelsbergprojekt“ ausgebaut. In den Jahren von 1935 bis 1939 wurde das Fördergerüst überarbeitet und die bisherigen Wellblechhütten der Tagesanlagen durch Bruchsteingebäude ersetzt. Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs diente der Winkler Wetterschacht neben dem Bergeschacht und dem Flachen Schacht wieder dem Materialtransport, vor allem für Bausteine und Ausbauholz. Bei steigenden Erzfördermengen in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre sollten die beiden Hauptförderschächte des Erzbergwerks, der Rammelsbergschacht und der Richtschacht, entlastet werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte der Winkler Wetterschacht wieder zu seiner angestammten Funktion zurück, bis 1966 die Werksleitung einen neuen Wetterhochbruch nordwestlich des Maltermeisterturms anlegte und den Schachtbetrieb an dieser Stelle einstellte. Das Fördergerüst des Schachtes wurde im gleichen Jahr abgerissen und die Preussag vermietete die Tagesanlagen an den Harzer Knappenverein (HKV).

Anfang der 1990er Jahre kaufte der HKV die Tagesanlagen mit dem dazugehörigen Gelände. Der Knappenverein nutzt die Teile der Gebäude als Vereinsheim und vermietet Flächen auch an andere Vereine.

Mit dem Einsatz dieselbetriebener Fahrzeuge im Untertagebetrieb seit Anfang der 1970er Jahre bedurfte es größerer Mengen an frischen Wettern. Diese konnte durch die bis dahin verwendete Wetterführung nicht herangeführt werden. Der Winkler Wetterschacht und die Wetterstrecken, die zu ihm führten, waren zu eng und konnten nicht genügend Luft aus der Grube führen. Deswegen wurde ein neuer Hauptgrubenlüfter und ein dicht neben dem Winkler Wetterschacht hoch gebrochenes neues Wetteraufhauen installiert. Diese Wetterstrecke wurde mit einer Umfahrung an die Bergeschachtstrecke angeschlossen und führte den gesamten Abwetterstrom nach über Tage.

Die Bewetterung des Besucherbergwerks im Rammelsberg funktioniert weiterhin durch die vorhandenen Wettereinrichtungen im noch zugänglichen Grubenbereich. Das Weltkulturerbe Rammelsberg nutzt deshalb den Wetterhochbruch neben dem Winkler-Wetterschacht weiterhin als ausziehenden Wetterschacht.

Literatur:

Dettmer, H.-G. (2006): Bergbauspuren auf Schritt und Tritt. 30 Gründe den Rammelsberg zu erwandern, Goslar.

Eichhorn, P. (2006): Schächte des Rammelsberges. – Jahresgabe 2006/2007 für die Fördervereinsmitglieder, Goslar.

Eichhorn, P. (2014): 1964 – 2014. Festschrift zum 50jährigen Bestehen des Harzer Knappenvereins. – Goslar.

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