UNESCO Logo

Objektgeschichten: z.B. Büromaschinen aus der Bergwerksverwaltung

Historische Darstellungen zur Geschichte des Erzbergwerks Rammelsberg beschreiben überwiegend die Arbeit der Bergleute unter Tage. Die Arbeit über Tage, insbesondere die Verwaltungsarbeit in den Büros, findet in der Regel nur wenig Beachtung. Dabei werden die Aufgaben der Bergwerksverwaltung des Rammelsberges ab Ende des 18. Jahrhunderts immer umfangreicher. Sie erreichen nach der Gründung der Preussischen Bergwerks- und Hütten-AG (Preussag) 1923 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs einen ersten Höhepunkt.

Bereits ab den 1920er Jahren und dann nach 1945 nimmt in den Büros der Bergwerksverwaltung in der jungen Bundesrepublik Deutschland die Technisierung der Büroarbeit ein immer schnelleres Tempo auf. Dabei steht die technische Verbesserung der Schreibarbeit durch zunächst mechanische, dann elektrische Schreibmaschinen und schließlich durch die Computertechnik im Mittelpunkt der Entwicklung.

Auch am Erzbergwerk Rammelsberg fand diese technische Entwicklung der Büroarbeit statt. Sie ist in einem Objektbestand abzulesen, der 2020 vom Weltkulturerbe Rammelsberg aus der Preussag-Verwaltung in die Museumssammlung übernommen werden konnte.[1] In diesem Bestand befinden sich Schreib- und Rechenmaschinen, Diktiergeräte und Telefone aus der Zeit zwischen den 1940er und den 1990er Jahren. Einige dieser Büromaschinen stellen wir im Folgenden vor:

Mechanische Rechenmaschine D 13 Z-1 der Brunsviga Maschinenwerke AG (Braunschweig), 1940er Jahre.
„Gehirn von Stahl“, mit diesem Werbeslogan warben die Brunsviga-Maschinenwerke und entwickelten für die
rechenintensive Vermessung – im Bergbau MarkscheidewesenGenannt – die D 13 Z-1.
Mit dieser Doppelmaschine kann auf der einen Seite addiert / multipliziert und auf der anderen Seite
subtrahiert / dividiert werden.

 

Diktiergerät für Magnettonplatten der Fa. Assmann (Bad Homburg), 1960er Jahre. Mit einem Diktiergerät konnte die Formulierung eines Briefes getrennt und zeitversetzt vom Schreiben ausgeführt werden. Das Diktat wurde auf eine in der Rille der Platte aufgebrachten Magnetspur aufgezeichnet und wie bei einem Plattenspieler abgespielt.

 

Mechanische Schreibmaschine Adler-Werke (Frankfurt), 1950er Jahre. Die Adler-Werke produzierten Fahrräder, Motorräder, Autos, Werkzeugmaschinen und nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1998 Büromaschinen.

 

Kofferschreibmaschine der Adler-Werke (Frankfurt), 1960er Jahre. Die Adler-Junior 3 war eine kleine, relativ leichte Kofferschreibmaschine. Sie wurde unter Tage eingesetzt, um hier wichtige Schriftstücke in gut lesbarer Schrift schreiben zu können.

 

Tischtelefon mit Drehscheibe der Fa. Siemens & Halske, 1960er Jahre. Telefone mit Drehscheibe zur Anwahl der Telefonverbindung waren seit dem Ersten Weltkrieg über Jahrzehnte das wichtigste Telekommunikationsgerät in den Verwaltungen. Ab den 1970er Jahren übernahmen Tastenfelder die Anwahl der Telefonnummer.

 

Mechanische Rechenmaschine der schwedischen Fa. Addo, 1950/60er Jahre. Die Addo-X 2000 konnte das
Ergebnis des Rechenvorgangs auf einen Druckstreifen dauerhaft festhalten.

 

Kugelkopfschreibmaschine der Internationalen Büro-Maschinen Gesellschaft mbH (IBM),
1980er Jahre. Bei den elektrisch angetriebenen Kugelkopfschreibmaschinen von IBM konnten durch den
Wechsel des Kugelkopfes schnell die Schriftenarten gewechselt werden. Zusätzlich verfügte das Gerät über ein
Korrekturband zur Korrektur von Tippfehlern. Die Kugelkopftechnik von IBM setzte sich langfristig
nicht gegenüber der Typenradtechnik durch.

 

Elektrische Schreibmaschine „Supertype“ Olympia-Werke (Wilhelmshaven), 1990er Jahre.
Typenradschreibmaschine, die später auch an einen Computer als Drucker angeschlossen werden konnte. Die
Schreibmaschine besaß bereits einen kleinen Speicher mit Display. Es konnte eine bestimmte Anzahl von
Zeichen gespeichert und im Display korrigiert werden.

 

Elektronische Schreibmaschine mit Speicher und Diskettenlaufwerk der Triumph
Adlerwerke (TA), 1990er Jahre. Die Tastatur ist bereits nicht mehr in die Schreibmaschine integriert, sondern
über ein Kabel angeschlossen, so wie es für die späteren Büro-Computer üblich wurde. Bei der Arbeit mit
diesen Maschinen stand erstmalig ein Medium zur elektronischen Speicherung umfangreicher Texte zur
Verfügung. Außerdem konnte vor dem Ausdruck auf einem kleinen Display der Text überprüft werden. Im
Umgang mit diesen Maschinen wurden die Büroangestellten der Preussag in betriebseigenen Kursen geschult.

Fotos: Sammlung Weltkulturerbe Rammelsberg

[1] Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Frau Monika und Herrn Klaus Schlamelcher. Frau Schlamelcher hat mich auf die Preussag-Sammlung aufmerksam gemacht. Herr Schlamelcher hat als Büromaschinenmechaniker jahrelang die Bürotechnik der Preussag im Verwaltungsgebäude an der Rammelsberger Straße betreut. Ohne ihre freundliche Unterstützung hätte ich die Geschichten zu den Büromaschinen nicht entdeckt! 

Verwandte Beiträge:

  • Keine verwandten Beiträge vorhanden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

*