UNESCO Logo

Der Rathstiefste Stollen

Des „Rates der Stadt Goslar tiefster Stollen“, ist der älteste bekannte Wasserlösungsstollen des Rammelsberges.
Ein Wasserlösungsstollen ist ein Stollen, der der Wasserableitung in einem Bergwerk dient und im Prinzip wie ein Abflussrohr funktioniert. Der Rathstiefste Stollen ist ca. 1.000 Meter lang und erstreckt sich grob beschrieben ausgehend von der Buswendeschleife am Werkstor unter dem heutigen Museumsgelände durch in Richtung der Rammelsberger Straße, deren Verlauf er bis auf das Gelände des Theresienhofes folgt.
Vermutlich wurde der Stollen im Gegenortbetrieb aufgefahren. Zu diesem Zweck wurden insgesamt zehn sog. Lichtlöcher definiert. Lichtlöcher sind senkrechte Baue (Schächte), die von übertage bis auf das Niveau des späteren Stollens reichten. Von diesen Punkten aus wurde dann der eigentliche Stollenvortrieb in zwei Richtungen vorgenommen. Das spart zum einen Zeit und zum andern war durch die Lichtlöcher die Frischwetterversorgung sichergestellt und der Weg des Abtransports des gelösten Materials kürzer.

Auf das Niveau des Stollens wurden die Grubenwässer gepumpt, welche dann dem Gefälle folgend in dem Stollen in Richtung Stadt abgeleitet wurden. In der Mitte des 15. Jahrhunderts erreichte der Bergbau am Rammelsberg allerdings immer größere Tiefen. Mit zunehmender Tiefe  wurde das Ausbringen des anfallenden Grubenwassers ein immer größeres Problem. Der Rathstiefste Stollen, als bisheriger Wasserlösungsstollen, lag inzwischen zu hoch um dieser Aufgabe in Gänze nach zu kommen. Daher beschloss 1484 der Rat der Stadt Goslar einen neuen Wasserlösungstollen ca. 45 m unterhalb des Niveaus des Rathstiefsten Stollens anlegen zu lassen. Der Bau des neuen Stollens dauerte knapp 100 Jahre, erst 1585 konnte der als Tiefer Julius Fortunatus Stollen (TJFS) bezeichnete neue Rammelsberger Wasserlösungstollen seine Funktion übernehmen.
Funktionslos wurde der Rathstiefste Stollen dadurch nicht, durch ihn wurden auch weiterhin Abwässer der höhergelegen Kunsträder abgeführt. Auch die Inbetriebnahme der untertägigen Maschinerie, die wir heute als Roeder’sches System bezeichnen, änderte nichts an der Funktion. Ab 1805 wurde das Brauchwasser, welches Roeder über seine vier Räder arbeiten lies durch den Rathstiefsten abgeleitet. Das durch die beiden Roeder’scher Kunsträder gepumpte Grubenwasser hingegen floss durch den tiefergelegenen TJFS ab. Der Abfluss des Brauchwassers durch den höher gelegenen Rathstiefsten Stollen war eine Auflage der Stadt Goslar, weil nur so in der weiteren Folge ausreichende und kontinuierliche Wassermengen für die städtischen Mühlen gewährleistet waren.

Der Rathstiefste Stollen war bis vor kurzem Gegenstand einer groß angelegten wissenschaftlichen Untersuchung, die u.a. der Frage nachgegangen ist, wie alt der Stollen eigentlich ist.
Ältere Forschungen aus den 1930er Jahren gingen von einer Entstehungszeit aus  der Mitte des 12. Jahrhundert aus, bezugnehmend auf die erste schriftliche Erwähnung aus dem Jahre 1271, als der Stollen schon im Betreib war. Jedoch belegen die neuern Forschungen, dass zumindest ein Teil des Stollens schon um das Jahr 900 bestand. Die teilweise spektakulären Ergebnisse dieser Forschung finden Sie hier:

Altbergbau 3D

Erleben können Sie den Rathstiefsten Stollen auf einer unserer Abenteuerführungen, die wir nach der Coronapause seit Jahresanfang wieder regulär im Programm haben:

Abenteuer Mittelalter – Der Rathstiefste Stollen

Durch den Rathstiefsten Stollen (c) Weltkulturerbe Rammelsberg / Sobotta, VISUM

Verwandte Beiträge:

  • Keine verwandten Beiträge vorhanden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

*