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Bildungsurlaub „Bildhafte Industriekultur – Von der Idee zum fertigen Bild“

Eine ganze Woche Weltkulturerbe Rammelsberg von oben bis unten, also Über- und Unter Tage – das ist der Traum, den sich die 11 Teilnehmer erfüllten.

Und nun bereits zum dritten Mal fand das Angebot des Bildungsurlaubs, in Kooperation mit dem Bildungshaus Zeppelin & Steinberg, statt. Vom 19. bis 23. September hatten die angemeldeten Hobbyfotografen Gelegenheit, fern der eigenen Arbeit, in einer anderen Arbeitswelt zu versinken, die zwar bereits Vergangenheit ist, aber deren Spuren überall am Rammelsberg zu entdecken sind.

Unter Anleitung der Fotografen Angelika Zwick und Dominique Leppin waren die Teilnehmer unterwegs in der Welt der Industriekultur – „auf den Spuren von Berufsfotografen“. Und „der Foto-Übungsort Rammelsberg zählt zu einem der interessantesten Industriestandorten Norddeutschlands“, wie Dietrich Zychla, Grubenführer am Rammelsberg und fester Begleiter der Gruppe, zu berichten wusste.

Die Woche startete mit einem Einführungsvortrag über „Industriekultur und Weltkulturerbe“ von Dr. Martin Wetzel (Rammelsberg) und so erfuhren die Teilnehmer, die aus ganz Deutschland angereist waren, dass das ehemalige Erzbergwerk Rammelsberg bereits 1988 geschlossen wurde, es seit 1990 ein Museum ist und 1992 gemeinsam mit der Altstadt von Goslar zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Wetzel berichtete wie es dazu kam und warum der Rammelsberg so einzigartig ist. Übrigens ist er das erste Industrielle Weltkulturerbe in Deutschland!

Also an diesem einzigartigen Ort verbreiterten und vertieften die Teilnehmer ihre fotografischen Kenntnisse, entdeckten ungewöhnliche Fotomotive und entwickelten ausdrucksstarke Bildideen.

Neben der kreativen Bildgestaltung arbeiteten Fotografen und Teilnehmer daran eine größere Bandbreite der Kameratechnik zu vermitteln. Und beim gemeinsamen Sichten der Fotografien befasste man sich intensiv mit der Bildoptimierung mit oder ohne Computersoftware.

Die Motive am Rammelsberg sind vielfältig und außerordentlich vielschichtig und die Fototechnik kann an die Motivwahl angepasst werden, sie sogar verstärken. So kann es in der Erzaufbereitung zum Beispiel sehr lohnend sein die „Schwarz-Weiß-Funktion“ der Digitalkamera zu nutzen, da somit die starken Hell-Dunkel-Kontraste besonders hervorgehoben werden, wie der fachkundige Fotograf Dominique Leppin berichtete, der sich ganz besonders gut mit Kameratechnik auskennt und den Teilnehmern jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stand.

Ehemalige Seilstrecke zum Kahnekuhler Schacht. (c) Fotograf Christian von Scheven

Unter-Tage im Roeder-Stollen spielt hingegen die erstaunliche Farbigkeit der Metallsalze beim Fotografieren der tropfenden Stalaktiten oder der mit Wasser gefüllten Näpfchen eine große Rolle. „Aber wie entstehen diese Metallsalze, Vitriole genannt, und was machte man damit?“ Dietrich Zychla, Grubenführer am Rammelsberg, war immer bereit, sein breites Wissen mit den Gruppenmitgliedern zu teilen. Ganz besonders gefreut haben wir uns über folgendes Teilnehmerlob: „Als gebürtiger Dortmunder kann ich nur sagen, dass ihr eindrucksvoll zeigt, was `Schicht im Schacht` bedeutet. Nämlich harte körperliche Arbeit (Schicht) Über- und Unter-Tage (Schacht) bei der man froh war, wenn ´Schicht im Schacht´ (Feierabend) war.“

Fotograf Helmut Koch: Erzaufbereitung Wagenumlauf

Fotograf Helmut Koch: Eisenglieder

So verging der Praxisteil am Vormittag wie im Flug und am Nachmittag im Bildungshaus Zeppelin war noch nicht Feierabend, sondern es ging um die fotografische Theorie: Jeder Teilnehmer durfte drei seiner Fotografien auswählen und sie den anderen Teilnehmern vorstellen. Erstaunlich ist es immer wieder, wie verschiedenartig die Sicht auf einen Ort sein kann und welcher Mensch welche Motive entdeckt. So spielte bei der Bildkritik neben den wertvollen Kenntnissen der versierten Fotografen auch das genaue Betrachten der anderen Fotografien eine große Rolle. Somit war vielschichtiges Lernen möglich und die Fotografin Angelika Zwick berichtete beispielsweise von der technischen Bildstörung eines Teilnehmers, die aufgrund von langer Belichtungszeit zufällig entstanden war und einen interessanten Bildeffekt hervorgerufen hatte. Dieser Bildeffekt wird auch „Lichtzeichnung“ genannt und konnte sodann als kreatives Gestaltungsmittel in die Theorie und Praxis des Fotokurses einfließen. Eine besondere Gabe der sachkundigen und geistreichen Fotografin ist es, den Teilnehmern zu helfen ihre Bilder zu lesen, damit sie sich zusätzlich zu ihren erweiterten technischen Fertigkeiten auch kreative und künstlerische Horizonte eröffnen konnten.

Aber das erstaunlichste Fazit des Bildungsurlaubs ist, dass die Teilnehmer im Laufe der Woche nicht nur große Teile des Rammelsbergs und die Fotografie an sich besser kennengelernt haben, sondern auch sich selbst und die anderen. Wie es ein Teilnehmer kurz und knapp formulierte: „Man lernt neu zu sehen! “

Men at work (c) Fotograf Dominique Leppin

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