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Goslar auf Glas – Historische Stadtansichten auf Glasplatten

Die Glasplattennegative

In den 1990er Jahren hat das Weltkulturerbe Rammelsberg eine Sammlung von Glasplattennegativen aus einer Haushaltsauflösung ins Fotoarchiv übernommen. Diese Glasplatten waren in unterschiedlichen Kartons, zum Teil in Papier eingewickelt, untergebracht. Zu diesen Glasplatten gab es nur wenige Informationen. Einzelne Kartons waren mit dem Namen „Kurt Schlitzberger“ beschriftet.

Glas und Metall waren die ersten Trägermaterialien für das Aufbringen einer Fotoemulsion als Negativbild, aus dem dann ein Positivbild entwickelt werden konnte. Erst mit der Erfindung des durchsichtigen Zelluloids, Ende der 1880er Jahre, konnten fotografische Filme hergestellt werden, die weniger empfindlich und besser zu handhaben waren.

Es kann angenommen werden, dass Kurt Schlitzberger einen großen Teil der Fotos auf den Glasplatten selber gemacht hat, weil er einen Teil seiner Bilder in einigen seiner späteren Publikationen über das Erzbergwerk Rammelsberg verwendete.

Die Sammlung von 270 Glasplattennegativen wurde vor einigen Jahren umgelagert, d.h. jede Glasplatte im Format 8,7 x 12 cm wurde in einen speziellen Umschlag eingewickelt und in passgenaue Kartonage untergebracht.

Umlagerung der Glasplattennegative in säurefreie Verpackungen
              Fotos: Johannes Großewinkelmann

Gleichzeitig wurden die Negative gescannt und mit Hilfe eines Computerprogramms in Positivbilder umgewandelt. Dadurch konnten erstmalig die Bildmotive auf den Glasplatten in vollem Umfang erfasst und dokumentiert werden.

Neben familiären Motiven und Urlaubsbildern sind in der Sammlung viele Ansichten aus der Altstadt von Goslar vorhanden. Die Bildmotive lassen die Entstehungszeit der Glasplattennegative auf den Zeitraum von kurz vor dem Ersten Weltkrieg bis in die 1920er Jahre eingrenzen. 

 

Wer war Kurt Schlitzberger ?

Es gibt nur wenige Informationen zum Leben des Kurt Schlitzberger. Eigentlich hieß er Karl Wilhelm Konrad, genannt „Kurt“, Schlitzberger. Geboren wurde er am 14. September 1875 in Kassel, Hutchinson, South Dakota (USA). Gestorben ist er am 16. November 1938 in Walbrzych (deutsch Waldenburg), Dolnoslaskie (Polen). 

Selbstbild von Kurt Schlitzberger,  Anfang des 20. Jahrhunderts. Sammlung Schlitzberger Weltkulturerbe Rammelsberg

Er heiratete am 21. August 1906 die Goslarerin Henriette Friedericke Victoria, genannt „Frieda“, Lippold (1885 – 1983). Am 16. Januar 1916 wurde in Goslar ihr Sohn Joachim-Kurt Siegmund Ernst Schlitzberger geboren. Er verstarb am 20. November 1942 während des Zweiten Weltkriegs in Russland.

1913, ein Jahr vor Beginn des Ersten Weltkriegs, wurde der promovierte Bergassessor Dr. Kurt Schlitzberger zu der Berginspektion am Erzbergwerk Rammelsberg berufen. Damit war Schlitzberger Beamter der Königlichen und Herzoglichen Berginspektion, einer länderübergreifenden Bergwerksverwaltung. Diese Verwaltung befand sich im heute noch erhaltenen Inspektionshaus an der Straße „Bergtal“ in unmittelbarer Nähe des Erzbergwerks Rammelsberg.

Bekannt wurde der Name Schlitzberger Anfang der 1920er Jahre, weil Frieda, die Frau von Kurt Schlitzberger, ein Patent auf ein „Schaumschwimmverfahren zur Trennung von Mineralgemengen“ angemeldet hatte. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg experimentierte das Erzbergwerk Rammelsberg mit verschiedenen Methoden, um die Aufbereitung der geförderten Erze zu verbessern. Insbesondere die Wirtschaftlichkeit der Aufbereitung stand im Fokus der Experimente, weil nach dem Ersten Weltkrieg bei fallenden Metallpreisen in den Hüttenbetrieben mehr an Kupfer und Blei und später auch an Zink aus den geförderten Erzmengen verhüttet werden sollte.

Mit den Aufbereitungsversuchen wurden Fremdfirmen, aber auch eine betriebsinterne Erzaufbereitungsgesellschaft der Unterharzer Berg- und Hüttenwerken beauftragt.

Schlitzberger hatte den juristischen Winkelzug über die Patenanmeldung durch seine Frau gewählt, weil er als Beamter der Berginspektion keine Forderungen über Zahlungen für die Nutzungsrechte hätte verlangen können. Sein Aufbereitungsverfahren basierte im Prinzip schon auf das ab Anfang der 1930er Jahre eingesetzte Flotationsverfahren. Er verlangte 12.000 Goldmark jährlich für die Anwendung des Patents. Das lehnten die Unterharzer Berg- und Hüttenwerke als Betreiberin des Erzbergwerks Rammelsberg ab.

Erst erneute Aufbereitungsversuche unter der maßgeblichen Planung und Steuerung durch Emil Kraume führten Anfang der 1930er Jahre schließlich zu dem bis zum Ende der Förderung am Erzbergwerk Rammelsberg eingesetzten Schwimmaufbereitungsverfahren.

1925, im Alter von 50 Jahren, wurde Bergrat Dr. Kurt Schlitzberger in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Er schrieb 1921 und 1931 in der Reihe „Deutschlands Städtebau“ Aufsätze über „Goslar als Bergwerksstadt“ und „Das Bergwerk am Rammelsberg“.

Die historischen Ansichten aus der Altstadt von Goslar

Die Glasplattensammlung von Dr. Kurt Schlitzberger beinhaltet zahlreiche Aufnahmen von Orten und Straßenzügen in der Altstadt von Goslar aus der Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts. In einer Sonntagsmatinee am 31. Juli 2022 hat Werner Gladigau zahlreiche dieser Motive vorgestellt, in dem er die historischen Aufnahmen mit aktuellen Fotografien von den Standorten verglichen hat. Vergleiche sind in der Geschichtswissenschaft eine sehr beliebte Methode, um Erkenntnisse zu transportieren. In der Auswertung von Bildern ist der Vergleich sicherlich das am häufigsten angewendete Mittel zur Vermittlung.

Die Qualität der Bilder ist teilweise, auf Grund des Alterungsprozesses und einer nicht immer angemessenen Lagerung, schlecht. Aber die Bilder geben trotzdem viele historische Informationen preis und sind wichtige historische Quellen, die quasi wie Fenster in die Zeit ausgewertet werden können.

Im Folgenden sind einige der historischen Aufnahmen aus der Altstadt von Goslar zusammengestellt (Historische Aufnahme: Sammlung Weltkulturerbe Rammelsberg / Aktuelle Fotos: Werner Gladigau)

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One comment on “Goslar auf Glas – Historische Stadtansichten auf Glasplatten
  1. Vielen Dank dass ich auf diese Weise davon erfahre und auch Fotos sehe! Mit herzlichen Grüßen Renate Schmid

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