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Stadtgeschichten – bergbauliche Straßennamen in Goslar

Anlässlich unserer Reihe zum 1100jährigen Stadtjubiläum Goslars wollen wir uns heute einem speziellen Thema widmen – Goslarer Straßenamen mit bergbaulichem Bezug.

Die Benennung von Straßen geht einher mit der Entwicklung von Städten im Mittelalter, wo natürlich auch Goslar keine Ausnahme bildet. Viele Straßennamen in Altstädte orientieren sich an alten Zunftquartieren, in Goslar beispielsweise die Bäckerstraße oder die Fischemäkerstraße oder an markanten Bauwerken wie die Wallstraße, die Mauerstraße oder auch die Zehntstraße.
Benannt ist diese Straße nach dem Standort der zentralen städtischen Sammelstelle, in der das abzuliefernde Rammelsberger Erz gelagert wurde. Das in der gleichnamigen Straße ansässige Gebäude ist 1811 abgebrannt. Es befand sich auf dem Gelände der heutigen Grundschule. Unter dem Zehnt verstand man im Bergbau die Abgabe des zehnten Erzhaufens oder Erzkorbes an den Landesherren oder Grubeneigner. Wurde anfänglich tatsächlich noch Erz vom Rammelsberg in die Stadt geliefert, ging man dazu über, den Geldwert des Erzes (unter Abzug der Aufbereitungskosten) einzutreiben. Verantwortlich für die Abgaben war ein am Bergamt ansässiger hoher Beamter, der  so genannte „Zehntner“.
Einen letzten Zehnt in Form von Erz lieferten die Rammelsberger Bergleute am 30. Juni 1988, anlässlich der Schließung des Rammelsberges an die Stadt Goslar, obwohl die Stadt Goslar schon seit 1552 die Oberhoheit über den Rammelsberg verloren hatte. Ein extra hergerichteter letzter Grubenwagen wurde auf dem Marktplatz symbolisch an die damalige Goslarer Oberbürgermeisterin Marta Lattemann-Meyer übergeben.

symbolische Ausliefung des letzten Zehnts an die Stadt Goslar am 30. Juni 1988, Sammlung Rammelsberg

Symbolische Auslieferung des letzten Zehnts an die Stadt Goslar am 30. Juni 1988, (C) Sammlung Rammelsberg

Auch historische Personen, die im direkten Zusammenhang mit den Bergbau standen, haben in Goslar eine bleibende Würdigung durch einen Straßenbezeichnung erfahren, wie beispielsweise die Bornhardtstraße im Stadtteil Goslar-Baßgeige. Benannt ist sie nach Berghauptmann Friedrich Wilhelm Conrad Eduard Bornhardt, in dessen Amtszeit am Bergamt Clausthal-Zellerfeld der Niedergang des Bergbaus im Oberharz fiel. Nach seiner Pensionierung 1929 bis zu seinem Tod am 2. Dezember 1946 hatte er seinen Altersruhesitz in Goslar. Die Erinnerung an die lange währende Epoche des Bergbaus wurde zu seinem späten Lebenswerk. Der studierte Geologe war schon während seiner beruflichen Tätigkeit eine der treibenden Kräfte der Wiedereröffnung des heutigen Oberharzer Bergwerksmuseums, in der ebenfalls nach ihm benannten Straße im Ortsteil Zellerfeld.
Für Goslar konzipierte er das so genannte „Rammelsbergzimmer“ im Goslarer Museum, welches viele Jahre hinweg die einzige öffentliche Darstellung des Bergbaus und seiner Geschichte in der Stadt war und den Grundstein zur musealen Rezeption des heutigen Museums und Besucherbergwerks am Rammelsberg bildet.
1931 veröffentliche Bornhardt sein Werk „Geschichte des Rammelsberger Bergbaues von seiner Aufnahme bis zur Neuzeit“, welches bis heute als eines der Standartwerke zur Geschichte des Rammelsberges gilt.

Wilhelm Bornhardt, 20. April 1864 - 2. Dezember 1946. (c) Sammlung Oberharzer Bergwerksmuseum

Wilhelm Bornhardt, 20. April 1864 – 2. Dezember 1946. Sammlung Oberharzer Bergwerksmuseum

Eine der jüngsten Straßennamen ist der Knappschaftsplatz im Stadtteil Goslar-Rammelsberg. Benannt ist er nach dem berufsständischen Sozialversicherungssystem der Bergleute, das seine historischen Wurzeln am Rammelsberg hat. In einer Urkunde vom 28. Dezember 1260 erneuerte der Hildesheimer Bischof Johann I. der Sankt-Johannis-Bruderschaft im Bergdorf am Rammelsberg sein Schutzprivileg. Dieses Dokument gilt Historikern als weltweit erster Beleg für eine bergmännische Solidargemeinschaft. Goslars Bergdorf: die Wiege der Knappschaft.
Im Jahr 2010 beging die Knappschaft ihr 750-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass wurde am 20. Januar 2011 der Platz vor dem Werkstor des ehemaligen Erzbergwerks Rammelsberg vom damaligen Goslarer Oberbürgermeister Hennig Binnewies mit eigenem Namen versehen. Der nunmehrige „Knappschaftsplatz“ trägt somit eine der jüngsten Straßenbezeichnungen in Goslar. Doch als Postanschrift existiert der Platz nicht. Er dient, wie bereits vor seiner Benennung, einem eher profanen Zweck: als Buswendeschleife.

Knappschaftsplatz

Knappschaftsplatz (c) Weltkulturerbe Rammelsberg

In der Sonderausstellung „1100 Jahre Goslar … mit Erfolg auf Erz gebaut“ stellen wir unseren Besucher die oben beschriebenen und weitere Geschichten rund um bergbaulichen Straßennamen in Goslar vor, die manchmal nicht auf den ersten Blick zu erkennen sind. Oder wissen Sie warum die Kupferrauchgasse so heißt, wie sie heißt? Bis zum 20. November haben Sie die Gelegenheit diese und andere bergbaulichen Wurzeln aus 1100 Jahren Goslarer Stadtgeschichte kennen zu lernen! Viel Spaß dabei!

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