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Die obertägigen Bauwerke des Rammelsbergs in Goslar: Vom montanindustriellen Komplex zum Welterbe der UNESCO. Erfassung und Modellierung von komplexen Baudenkmalen

Dieses Projekt zur Erfassung der Tagesanlagen des Weltkulturerbes Rammelsberg ist ein Gemeinschaftsprojekt des Niedersächsischen Landesamts für Denkmalpflege (NLD) und der Technischen Universität Braunschweig – Institut für Bauwerkserhaltung und Tragwerk in Kooperation mit der Weltkulturerbe Rammelsberg Goslar GmbH.  Das Projekt wird durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur in der Förderlinie Pro*Niedersachsen gefördert.

Ziel des Projekts ist es, die obertägigen Bauwerke des Erzbergwerks in ihrem Bestand systematisch dreidimensional in einem virtuellen Modell zu erfassen und mit Archivquellen abzugleichen, um die Baugeschichte der Anlage vollständig und vertieft rekonstruieren und darstellen zu können. Das Weltkulturerbe Rammelsberg wird in Zusammenarbeit mit Mitarbeitern der TU-Braunschweig und des NLD das entstehende virtuelle Entwicklungsmodell mit historischen Informationen aus Bild- und Textquellen bestücken.

Entwurfszeichnung zum Bau der Erzaufbereitungsanlage am Erzbergwerk Rammelsberg aus den 1930er Jahren. Sammlung Weltkulturerbe Rammelsberg. Foto: TU-Braunschweig, 2021.

Hierzu werden historische Planungsunterlagen und Bauakten, aber auch historische Fotos aus der Erbauungszeit, denn 1930/40er Jahren, ausgewertet. Denn ein wichtiges Projektziel ist die Veranschaulichung der Baugeschichte der Tagesanlagen in dem virtuellen Modell. Unter der Leitung von PD. Dr. Ulrich Knufinke (NLD) und Dr. Sebastian Hoyer (TU-Braunschweig widmen sich die Doktorandin Antonia Zöllner (Architektur/Bauwerkserhaltung, TU-Braunschweig) und Dr. Yahya Ghassoun (Vermessungskunde/ Photogrammetrie, NLD) in Zusammenarbeit mit Dr. Johannes Großewinkelmann (Weltkulturerbe Rammelsberg) dabei der Aufgabe, die obertägigen Anlagen detailliert zu dokumentieren. Sie erstellen ein 3D-Modell, das sowohl die bauliche Entwicklung des Komplexes sichtbar macht, als auch als eine „dreidimensionale Datenbank“ fungiert. Auf der Grundlage des maßstäblichen 3D-Modells können Informationen zur Baugeschichte (historische Pläne, Fotos, textliche Archivalien etc.), zur Funktion der einzelnen Bauteile und Ausstattungen sowie zu Materialien und Konstruktionen gesammelt und räumlich kontextualisiert werden.[1]

Das Modell bietet dann auf verschiedenen Ebenen ein umfangreiches Informationsangebot: Dezidiert können denkmalpflegerische Maßnahmen geplant werden; in Notfällen, z.B. bei Feueralarm, liefert das Modell der Feuerwehr anschaulich ein Überblick zum Gebäudeensemble und in einer vereinfachten Form wird das Modell für Besucher des Weltkulturerbes Rammelsberg die Möglichkeit bieten, sich über die Entstehung und Entwicklung der Gebäude der Tagesanlagen zu informieren.

Entwurf eines virtuellen 3-D-Modells vom Magazingebäude. Foto: TU-Braunschweig, 2021

Das Modell macht die Geschichte der obertägigen Bauteile des Erzbergwerks Rammelsberg unmittelbar anschaulich und verdeutlicht die historischen und funktionalen Bezüge der bestehenden und verlorenen Bauteile untereinander. Zur Entwicklung des virtuellen Modells wurden bereits umfangreiche Vermessungen der Tagesanlagen durch neue Laser‐Scans und Luftbilder des Baubestands durchgeführt. Hierbei arbeitete das Institut für Bauwerkserhaltung und Tragwerk mit dem Unternehmen denkmal3D und dem Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen zusammen.

Mit Drohnen wurden die Luftbilder der Tagesanlagen aufgenommen. Foto: Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen, 2021.
Stationäre Laser-Scanner werden an verschiedenen Punkten auch im Außenbereich aufgestellt, um die Aufnahmen mit der Drohne zu ergänzen. Foto: denkmal3D, 2021.
Laser-Scanning in der Erzaufbereitungsanlage. Foto: TU-Braunschweig, 2021.

 „Die Komplexität der Baulichkeiten und der darin einst abgelaufenen Erzabbau- und Verarbeitungsprozesse kann anhand des 3D-Modells klar veranschaulicht werden. Die Verknüpfung der oben geschilderten aktuellen Dokumentationsmethoden und des 3D-Daten-Modelling zur Erfassung und Erhaltung eines komplexen montanen Industriedenkmals ist ein sowohl methodisch als auch technisch innovatives Vorhaben, das für die Forschung und die Denkmalpflege eine Pilotfunktion haben kann.“[1]


[1] Ebda., S. 65.


[1] Vgl. Andreas Bauerochse, Yahya Ghassoun, Sebastian Hoyer, Ulrich Knufinke, Andreas Nüchter, Volker Platen, Antonia Zöllner: Dokumentation der Erzaufbereitung am Rammelsberg. In: Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen, H. 3 (2021), S. 63 – 68, S. 64.

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