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Hommage au Rammelsberg – 10 Erzbrocken zur Erinnerung an den Erzbergbau erscheinen nach einer Sanierung wieder im neuen Glanz

Die Aktion

Im Jahr 2000 schlug der Kaiserringstipendiat Christoph Wilmsen-Wiegmann mit seinem Kunstwerk „Hommage au Rammelsberg“ eine eindrucksvolle Brücke zwischen der langen Geschichte des Bergbaus am Rammelsberg und der damit untrennbar verbundenen Geschichte der Stadt Goslar.

Dabei wurden, eingepasst in Stahlrahmen, zehn im Rammelsberg gebrochene und durch den Bildhauer künstlerisch bearbeitete Erzbrocken an neun historisch mit dem Erzbergwerk Rammelsberg verbundenen Orten in der Stadt Goslar positioniert. Ein Erzbrocken wurde direkt am Erzbergwerk Rammelsberg aufgebaut.

Der Künstler

Der Bildhauer Christoph Wilmsen-Wiegmann wurde 1956 in Kalkar am Niederrhein geboren. Auf der Suche nach der Kulturgeschichte des Steins bereiste er seit 1975 Europa, Nord- und Mittelamerika, Nordafrika und das Baltikum. Er lebt und arbeitet seit 1986 auf dem Niederheeshof in Kalkar-Appeldorn.

Er studierte in Krefeld und Düsseldorf und seit 1982 erstellt Wilmsen-Wiegmann künstlerische Arbeiten für den privaten und öffentlichen Raum. 1994 war Wilmsen-Wiegmann Kaiserringstipendiat in Goslar. 1999 schuf er die Skulptur „Kaiserstuhl“, die zunächst auf dem Bahnhofsvorplatz stand und heute an der Clausthaler Straße aufgestellt ist. Sprichwörtlich am Rammelsberg (in der Aufbereitungsanlage) schuf er im blankliegenden Schiefer einen konkaven künstlerischen Schliff, der durch Verwitterung im Laufe der Zeit von der Natur zurückerobert wird.

Immer wieder hat Christoph Wilmsen-Wiegmann  historische und politische Ereignisse zum Anlass genommen, um Skulpturen zu schaffen, z.B.  mit dem 1996 durchgeführten Projekt „Buchenwaldstempel“ zur Erinnerung an die Ermordung der Juden im Nationalsozialismus. Auch sein aktuell unter dem Titel „22. Juni 1941 – Dialog und Versöhnung – 27  Millionen“ vorgeschlagenes Projekt, auf der Strecke von Berlin nach Moskau zur Erinnerung an den deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg für jeden der 27 Millionen im Krieg getöteten Sowjetbürger ein Baum zu pflanzen, ist als Akt der Versöhnung zwischen beiden Ländern gedacht.

Die Idee

„Grundidee des künstlerischen Projektes ist die Dokumentation der untrennbaren Verbindung von Rammelsberg und Stadt Goslar sowie der Brückenschlag vom Einst zum Heute. Die einerseits in ihrer aus dem Berg gebrochenen Rauheit belassenen, aber anderseits partiell durch die Hand des Künstlers bearbeiteten und polierten Erzbrocken symbolisieren das Spannungsverhältnis zwischen Mensch, Natur und Technik. Durch die Art der Präsentation in Form eines bei allen zehn Erzbrocken gleichen Passepartouts (Stahlrahmen), innerhalb dessen sich das bei allen Erzbrocken unterschiedliche Spiel von Form, Struktur und Steinfarbe frei entfalten kann, wird ein Wiedererkennungseffekt ausgelöst, und es wird deutlich, dass es sich bei dem Projekt um ein künstlerisches Netzwerk handelt.“[1]  

Erzbrocken am Rammelsberg
Hommage au Rammelsberg, Christoph Wilmsen-Wiegmann, Goslar 2000

Über die geschliffene und polierte Oberfläche der Erzbrocken nehmen diese direkt Kontakt mit den Menschen auf, „da sie diese zum Berühren animieren. Die eingearbeitete Hand steht als Metapher für das Handanlegen der Bergleute. Sie stellt den Bezug zum Menschen und zu seiner Hände Arbeit her. Fast jeder Betrachter hat den Wunsch, seine eigene in die künstlich geschaffene Hand zu legen.“[2]

Bergbau „begreifbar“ machen
Hommage au Rammelsberg, Christoph Wilmsen-Wiegmann, Goslar 2000

Die andere Seite der Erzbrocken ist unbearbeitet und zeigt die schroffe, von der Natur gestaltete Seite des Steins.

Die zehn Erzbrocken stehen für je ein Jahrhundert engster Verbindung des Bergbaus mit der Stadt Goslar und bilden einen Brückenschlag von früher zu heute. Damit sollte im weiteren Sinne ein historischer Bezug zwischen den Menschen, der Stadt und dem Rammelsberg von gestern bis heute hergestellt werden.

Die Sanierung

Längst gehören die Erzbrocken zum Alltagsbild der Stadt Goslar. Jedoch hat die Witterung in den letzten 20 Jahren Spuren an der Farbgebung der Rahmen und der aufgedruckten Beschriftung hinterlassen. In Zusammenarbeit mit Klaus Wache von der Schlosserei Strübing und der Fa. Kreutzer, gefördert durch den Stiftsgüterfond der Stadt Goslar, hat das Weltkulturerbe Rammelsberg die Kunstobjekte aus der Werkserie „Hommage au Rammelsberg“ im Frühjahr 2021 sanieren lassen.
Nach intensiven Gesprächen mit dem Künstler konnte eine konstruktive Lösung gefunden werden, die auch an anderen Kunstwerken in der Stadt praktiziert wird. Um zu verhindern, dass die Beschriftungen auf Hinweisschildern auf den Stahlrahmen den skulpturalen Zusammenhang von Stein und Stahl stören, wurden sie auf ins Erdreich neben dem Kunstwerk eingelassenen Edelstahlplatten aufgebracht. Die Stahlrahmen wurden mit einem neuen Anstrich versehen.


Klaus Wache ( 2.v.r) mit Mitarbeitern der Schlosserei Strübing und Dr. Johannes Großewinkelmann (ganz rechts) vom Weltkulturerbe Rammelsberg neben dem sanierten Kunstwerk „Hommage au Rammelsberg“ auf dem Vorplatz der Klauskapelle an der Bergstraße.  Foto: Weltkulturerbe Rammelsberg

Parallel erschien ein Infoblatt mit Erklärungen zu allen Standorten, welches auf der Homepage des Weltkulturerbes Rammelsberg und der Homepage der GMG zum freien Download zur Verfügung steht. Außerdem werden aktuell auf der Facebookseite des Weltkulturerbes Rammelsberg die Bezüge der einzelnen Erzbrockenstandorte zum Bergbau vorgestellt.   

Dr. Johannes Großewinkelmann und Dr. Martin Wetzel


[1] Präsentationskonzept von Chr. Wilmsen-Wiegmann.

[2] Begleitbroschüre zur Kunstaktion.  

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