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Das „Goethe-Modell“

Wenn man am Rammelsberg umgangssprachlich von dem „Goethe-Modell“ spricht, ist nicht zwangsläufige eine Büste oder ähnliches gemeint, sondern ein dreidimensionales Modell des Rammelsberges, welches die übertägige Situation um das Jahr 1800 abbildet. Trotzdem findet man in der Dauerstellung eine Büste des Dichterfürsten, denn Goethe besuchte und befuhr den Rammelsberg ab 1777 mehrmals und verarbeitete seine Eindrücke besonders das Feuersetzen unter anderen in einem seiner berühmtesten Werke: Faust.

Das Modell zeigt die übertägigen Anlagen des Rammelsberges zu Zeiten des Wirkens von Johann Christoph Roeder, der ein Zeitgenosse Goethes war.
Der Herzberger Teich hat im Modell schon seine Dammerhöhung schon erfahren, die 1768 unter Leitung des damaligen Obergeschworen Roeder durchgeführt worden ist.  Und deutlich ist auch schon das Mundloch des späteren ersten Wasserlaufs des heutigen Roeder-Stollens verzeichnet, durch welches heute die Besucher in den Berg einfahren.
Die inwendige Kehr- und Kunstradtreiberei des Kanekuhler Schachtes und des erst 1804 abgeteuften Neuen Serenissimorum Tiefsten Treibschachtes waren noch nicht in Betrieb. Denn der Kanekuhler Schacht wird noch über ein in den 1750er Jahren installierten übertägigen Kehrrad am Fuße des Dammes mit Kraft versorgt, die im Original über ein 360 m langes Feldgestänge auf das sog Geipel Plateau hin zu dem Schacht transportiert wurde.

Der Geipel des Kenekuhler Schachtes auf Höhe des heutigen Geipel-Plateaus.

Das übertägige Kehrrad mit dem Feldgestänge unterhalb des Dammes des Herzberger Teiches und ein Vermerk zum Standort des Mdl. 1.Wlf. [Mundloch 1. Wasserlauf, M.W.] des späteren Roeder-Stollens, Foto M. Wetzel

Wie passen die Besuche Goethes zu einem Modell des Rammelsberges?

Das Modell selbst schuf der Bergvermessungsinspektor Oskar Langer, der am Clausthaler Oberbergamt unter der Leitung des Berghauptmanns Wilhelm Bornhardt beschäftigt war. Wesentliche Grundlage für das Modell ist eine Zeichnung des Rammelsberges von Melchior Kraus aus dem Jahr 1784, welche dieser für Goethe anfertigte. Was der Grund für den heutigen Namen des Modells ist.
Das Modell ist komplett aus Sperrholz gefertigt und in seinen Details sehr filigran ausgeführt. Langer, der als Markscheider die Arbeit mit maßstäblichen Rissen von Bergwerksanlagen gewohnt war, schuf unter Einbeziehung historischer Literatur dieses einmalige Exponat. Neben dem Goethe-Modell baute er eine Vielzahl von Modellen in unterschiedlichen Ausführungen und Maßstäben, die u.a für das 1928 wiedereröffnete Oberharzer Bergwerksmuseum oder die damalige Clausthaler Bergakademie bestimmt waren. Die maßstäbliche und detailgetreue Arbeit Langers an den Modellen ist eine der Grundlangen des aktuellen Forschungsvorhabens „Altbergbau 3D. Ein interdisziplinäres Projekt zur Erforschung des montanhistorischen Erbes im Harz“.  https://altbergbau3d.de/2021/03/08/die-freien-bergstaedte-clausthal-und-zellerfeld-um-1650-in-3d/

Oskar Langer, im Vordergrund das 1928 von ihm geschaffene hölzerne Modell der freien Bergstädte Clausthal und Zellerfeld um1650, das im Oberharzer Bergwerksmuseum zu sehen ist und Grundlage aktueller Forschung ist. Bild Sammlung Oberharzer Bergwerksmuseum

Neben dem Goethe-Modell baute er 1932 ein filigranes fast transparentes Modell des Rammelsberges im Maßstab 1:1.000, in welchem sowohl die damals gegenwärtige übertägige als auch die unterläge Situation des Rammelsberges zu sehen sind. Im Gegensatz zum Goethe-Modell ist dieses hauptsächlich aus Kupferdrähten und Eisenplättchen gefertigt. Das Modell steht heute im sog. Modellraum, einem Nebenraum der Kaue, und kann dort von den Besuchern betrachtet werden. Ursprünglich stand es aber, wie das Goethe-Modell auch, im sog. Rammelsberg-Zimmer des Heimatmuseums Goslar, welches auf die Initiative seines Chefs, Wilhelm Bornhardt, in den 1930er Jahren eingerichtet wurde und in seiner Gesamtheit die erste museale Rezeption der Rammelsberger Bergbaugeschichte darstellte.

Blick in das Rammelsberg-Zimmer des Goslarer Heimatmuseums, im Vordergrund das Modell „Die Grubenbaue des Rammelsberges nebst Tagesanlagen nachdem Stande vom Jahre 1932“, links hinter dem Pfeiler ist das Goethe-Modell zu erkennen. Bild Sammlung Oberharzer Bergwerksmuseum

Zurzeit ist das Goethe-Modell in der Sonderausstellung „Reisen in den Schoß der Mutter Erde- Montantourismus im Harz“ zu sehen, wo die Besuche Goethes am Rammelsberg ausführlich vorgestellt werden.

Das Goethe-Modell in der Sonderausstellung „Reisen in den Schoß der Mitter Erde- Montantourismus im Harz“, Foto M. Wetzel

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