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Zur aktuellen Sonderausstellung am Rammelsberg: Menschen „neben“ der Arbeit

„Orte der Arbeit“, die aktuelle Sonderausstellung am Ort der Arbeit Rammelsberg: In der Eindickern der Aufbereitungsanlage finden Sie mehr als einhundert Darstellungen zur handwerklichen und industriellen Produktion aus fünf Jahrhunderten. In manchen steht das technische Umfeld im Fokus des jeweiligen Künstlers, in anderen ist es der Mensch, der sich dieses Umfelds bedient oder auch scheinbar von ihm gesteuert wird.

Ein Bild scheint sich diesen Kategorisierungen zu entziehen, denn weder gibt es einen Produktionsprozess wieder, noch sind Menschen als Teile solcher Prozesse darin auszumachen. Richard Gessners Aquarell „Jahrmarkt vor der Hütte“ aus dem Jahr 1950 gehört mit seinen Abmessungen von 48 x 41 cm zu den eher kleinen Exponaten, die der Clausthaler Sammler Prof. Volkmar Neubert dem Rammelsberg ausgeliehen hat.

Aquarell „Jahrmarkt vor der Hütte“ von Richard Gessners, 1950
Foto: Weltkulturerbe Rammelsberg

Im Bildvordergrund ist ein bunter Flickenteppich von Jahrmarktsbuden und Fahrgeschäfte zu sehen, zwischen denen sich einige wenige Menschen, lediglich als bunte Farbtupfer erkennbar, bewegen. Die abendliche Szenerie ist in ein mattes Licht getaucht, das seinen Ursprung in den Buden hat. In seinen schwächer werdenden Schein sind auch die Wohngebäude im Mittelgrund einbezogen. Eine Deutschlandfahne und ein Union Jack in der Bildmitte fügen sich beinahe organisch in das bunte Gewirr ein. Im Hintergrund wird dieses von der finsteren Szenerie einer alles überragenden Hüttenlandschaft abgeschlossen. In ihrer dunklen Massigkeit suggeriert sie dem Betrachter, dass das bunte Treiben inmitten der Wohnhäuser lediglich auf Zeit besteht, als kurzer Lichtblick in einer ansonsten von schwerer Arbeit im Hüttenwerk dominierten Lebenswelt.

Möglicherweise handelt es sich bei der Industriekulisse um das Huckinger Hüttenwerk, die späteren Hüttenwerke Krupp Mannesmann, denen Gessner sein Schaffen seit Ende der 1920er bis in die 1960er Jahre zugewandt hat. Eine detailgetreue Darstellung strebt der Künstler nicht an. Vielmehr zieht das Werk seine Kraft aus dem offensichtlichen Kontrast zwischen kurzweiliger „Freizeit“ der Menschen und der beständigen Gegenwart des Arbeitsortes. Dieser wirkt bedrohlich, und doch gibt er den Menschen Rahmen und Sicherheit.

Die Ausstellung bleibt noch mindestens bis Ende November geöffnet. Eine reich bebilderte Begleitbroschüre ist am Rammelsberg erhältlich.

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