In den vergangenen fünfzehn Jahren ist zu beobachten, wie vielerorts Welterbestätten Besucher- bzw. Infozentren einrichten. Was steckt dahinter und wozu dienen diese?
Von jeder Welterbestätte wird ein Konzept zur angemessenen Vermittlung des außergewöhnlichen universellen Wertes, ihr Beitrags als Teil eines globalen Welterbe-Netzwerks und ihr Bezug zu übergeordneten Themen, wie nachhaltiger Entwicklung erwartet, so die Deutsche UNESCO-Kommission. Wie eine Stätte dies umsetzt, bleibt ihr überlassen. In den vergangenen fünfzehn Jahren zeichnet sich ein deutlicher Trend hin zur Entwicklung von Besucher- und Informationszentren als ein wichtiger Baustein der Welterbevermittlung ab. Zielstellung ist dabei häufig, neben wirtschaftlichen Aspekten, durch moderne Vermittlungsformate möglichst viele Zielgruppen anzusprechen und für das Welterbe zu motivieren. Die Besucher stehen sozusagen im Zentrum des Interesses der Infozentren. Mit Hilfe einer durchdachten Ausstellungsdidaktik sollen die Besucher*innen so vom Welterbe begeistert werden, dass sie sich die authentischen Orte anschließend unbedingt ansehen möchten. Vor Ort werden den Besucher*innen weitere Vertiefungsebenen erschlossen. Diese Zentren unterscheiden sich in den meisten Fällen von klassischen Museen oder Erlebniszentren.
„Anders als ein Museum erhebt ein Besucherzentrum nicht den Anspruch ein Thema umfassend und möglichst erschöpfend darzustellen. Die Idee eines Infozentrums ist vielmehr geprägt von einer möglichst angenehmen Vermittlung einzelner prägnanter historischer Sachverhalte, um dem Gast einen ersten Eindruck der Welterbestätte zu vermitteln. Infozentren werden klassische Museen mit ihrer in die Tiefe gehenden Sammlung niemals ersetzten können. Sie können aber niederschwellige Angebote schaffen und so auch Teile der Bevölkerung ansprechen, welche Museen nicht besuchen. Hier bietet sich die Möglichkeit, das Interesse zu wecken und durch die überblicksartige Darstellung von Inhalten um neue Aspekte zu erweitern.“ (Handreichung zu Informationszentren im Welterbe, DUK 2018, S. 18ff) Häufig werden weitere Aufgaben mit den Zentren verknüpft. Neben der Vermittlung und Vernetzung rücken dabei immer stärker Themen wie beispielsweise Bildung für Nachhaltigkeit oder Bürger*innenbeteiligung im Welterbe sowie „Global citizenship“ in den Fokus.
Im UNESCO-Welterbe im Harz sind für die Infozentren vor allem die Funktionen der Vernetzung des Welterbes, der Verteilung der Besucher*innen und der Wahrnehmung des flächenhaften Welterbes als EINE gemeinsame Welterbestätte von Bedeutung. Mit der Etablierung der dezentralen Welterbe-Infozentren als Portale in das Welterbe, geht die Chance einher, für ein breites Publikum in verständlicher Form einen Einstieg in das Thema Welterbe zu ermöglichen und einen Überblick zur Vielfalt der Inhalte und Orte der Welterbestätte im Harz zu bieten. Darüber hinaus leisten die Welterbe-Infozentren im Harz, die immer in bestehende Gebäudesubstanz integriert werden, einen wichtigen Beitrag zum Denkmalerhalt und zur regionalen Entwicklung. Das erste der drei dezentralen Welterbe-Infozentrum im Harz, wird am Standort Walkenried eröffnet. Hier können Besucher*innen sich fortan über die Einzigartigkeit, Größe und Vielfalt des montanen Welterbes informieren.
Dr. Manuela Armenat, Stiftung Welterbe im Harz
Anm. d. Red.: Die Eröffnung des Welterbe-Infozentrums in Walkenried wurde aufgrund der Covid-19-Pandemie auf unbestimmte Zeit verschoben.
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