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Der Kapp-Putsch in Bildern – Zur aktuellen Sonderausstellung am Rammelsberg

Im März 2020 jährt sich zum hundertsten Mal der rechte Aufstand gegen die erste gesamtdeutsche Republik. Nach der Revolution vom November 1918, die zur Beseitigung der Monarchie und zum Ende des Ersten Weltkriegs geführt hatte, waren nicht alle militärischen Verbände entwaffnet worden, sondern bildeten als „Freikorps“ einen bedrohlichen Machtfaktor im Staate. Diese Freikorps erklärten nun die rechtmäßige Regierung für abgesetzt und installierten den Ostpreußischen Verwaltungsbeamten Wolfgang Kapp als Reichskanzler. Erstmals tauchte das Hakenkreuz als Zeichen der reaktionären Kräfte auf. Zwar weigerte sich die Führung der Reichswehr, gegen die Terroristen vorzugehen („Reichswehr schießt nicht auf Reichswehr!“). Durch Generalstreik und teils bewaffneten Widerstand der Arbeiterschaft brach der Putsch aber dennoch nach wenigen Tagen in sich zusammen.

In der Sammlung Volkmar Neubert sind es vier Zeichnungen von Hermann Kohlmann, auf denen Ereignisse wiedergegeben sind, die sich am 15. März 1920 in Dresden ereignet haben. Obwohl der Künstler die Motive erst Jahrzehnte später zu Papier gebracht hat, überzeugen Sie durch den Eindruck der Unmittelbarkeit, die den Betrachter nahezu in das Geschehen hineinzieht:

Der Tod eines offenbar von Freikorps-Söldnern erschossenen Demonstranten empört die Menschen. Aus dem passiven wird ein aktiver Widerstand. Es kommt zur Erstürmung eines Militärfahrzeugs und zur Verteilung der erbeuteten Waffen. Schließlich gehen die nun bewaffneten Arbeiter aktiv gegen die paramilitärische Bedrohung vor.

Die Ausstellung am Rammelsberg trägt den Titel „Orte der Arbeit“ und thematisiert das Verhältnis zwischen unterschiedlichen Stätten handwerklicher und industrieller Produktion und dem Auftreten oder der Abwesenheit des Menschen in diesen Umgebungen. Die vier Zeichnungen befinden sich in einem der kleineren Eindicker in der Aufbereitungsanlage; die dortigen Bilder sind dem Auftreten von Menschen außerhalb des eigentlichen Arbeitsprozesses gewidmet. Das Aufbegehren der Arbeiter ist letztlich ein Kampf um die Produktionsmittel, also um die aktive Gestaltung einer künftigen Gesellschaft und um die Stellung der abhängig Beschäftigten in dieser Gesellschaft. Mit der Formulierung dieses politischen Willens wird auch aus der umkämpften Straße ein „Ort der Arbeit“.

 

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