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„Glückauf, Glückauf, der Steiger kommt…“

Mit diesen Zeilen beginnt ein knapp 500 Jahre altes Bergmannslied. Das sog. „Steigerlied“  mit seiner Vielzahl an unterschiedlichsten Strophen ist mit Sicherheit das bekannteste deutschsprachige Bergmannslied, welches bis in die Gegenwart in vom Bergbau geprägten Regionen zu verschiedensten Anlässen gesungen wird bzw. zu hören ist.
Volkstümliche Lieder aus Bergbauregionen sind ein sicherer Beleg für die Verschmelzung der Lebens- und Arbeitswelt der Bergleute. Musik als Ausgleich aber auch als Begleitung der Arbeit spielte eine sehr große Rolle. Agricola beschreibt dies 1556 folgendermaßen: „ Übrigens begleiten die Knappen ihre Arbeit in den Grubenräumen oft mit schönem Gesang; sie erleichtern sich dadurch die schwere und gefahrvolle Arbeit“. [1]
Natürlich spielte die besondere Festkultur der Bergleute bei der Ausprägung und der Pflege bergbaulicher Musik eine weitere entscheidende Rolle. Einer besonderen Festkultur, die in ihrer Genese aber auch immer abhängig von ihrer Zeit war. So ist es fast eine zwangsläufige Folge, dass sich im 19. Jahrhundert auch in den Bergbaurevieren, einem gesamtgesellschaftlichen Trend folgend, Musikkapellen und Musikvereine gründeten. Diese wurden schnell ein unverrückbarer Teil bergmännischer Feste und Anlässe, wie beispielsweise dem Bergdankfest oder innerbetrieblicher Veranstaltungen.


[1] Vgl. De Re Metallica Libri XII von 1556 von Georg Agricola, Buch V

Citharoedus metallicus. Ein Bergsänger um 1700. Abgebildet im Liederbuch für Berg- und Hüttenleute. Hrsg. vom Berg- und Hüttenmännischen Verein.

Musik vom und am Rammelsberg

Auch am Rammelsberg gründete sich 1838 ein berufsständischer Musikerverein. In das „Rammelsberger Bergmusikkorps“ konnte jeder 18- jährige am Rammelsberg angestellter Knappe, nach vorheriger Eignungsprüfung, aufgenommen werden.
1872 gründete sich an dem zum Rammelsberg zugehörigem Hüttenstandort Oker das „Musikkorps der Hüttenwerke Harz“. [1] Das musikalische Repertoire unterschied sich kaum von dem einer „normalen“ Blaskapelle, das Besondere aber war die berufsständische Herkunft und das damit verbundene Aufnahmekriterium seiner Mitglieder.  

1847 gründete sich in Goslar, als „Gegenstück“ zu dem rein instrumentalen Musikkorps, die „Bergmänische Liedertafel Constantia“, deren Mitglieder ebenfalls ausschließlich Rammelsberger Bergleute sein durften. [2]

Mit dem Ende des aktiven Bergbaus am Nordharzrand 1988, gab es keinen bergmännischen Nachwuchs mehr und die Anlässe für Auftritte  wurden logischerweise weniger. Den drohenden Mitgliedermangel entgegen zu wirken, öffnete sich das Musikkorps erfolgreich auch für Nichtbergleute und Frauen. So spielt beispielsweise das Rammelsberger Musikkorps bis zum heutigen Tag zum Weihnachtlichen Rammelsberg in der Schlosserei.

Wimpel am Schellenbaum des Rammelsberg Bergmusikkorps (Sammlung Weltkulturerbe Rammelsberg)

Klingendes Welterbe

Neben dem Rammelsberger Musikkorps spielen aber auch ganz andere musikalische Formationen in der Schlosserei bzw. auf dem Gelände des heutigen Weltkulturerbes.

Nach der Schließung des Odeon-Theaters fand der Verein Bühnenreif Goslar am Rammelsberg eine neue Spielstätte. Seitdem überrascht er jedes Jahr mit einem neuen Musical seine Zuhörer in den stets restlos ausverkauften Vorstellungen.

Seit 2015 organisiert das MINER’S ROCK mehrmals im Jahr ausverkaufte Konzerte im Weltkulturerbe. Vorrangig deutschsprachige Popmusik namhafter Künstler, wie Jan-Josef Liefers oder Johannes Oerding, sorgen auch hier jedes Mal für ausverkaufte „Schichten“ in der Schlosserei.

Neben der Schlosserei wird aber auch das gesamte Gelände des ehemaligen Bergwerkes „musikalisch“ erschlossen. Das  Internationale Musikfest Goslar/Harz, welches auch ein widerkehrender Gast an Rammelsberg ist, nähert sich auf unterschiedlichste Art und Weise „seiner“ Spielstätte an. 2019 finden drei Veranstaltungen am Berg statt. Am 25. August, 1. und 8. September steht alles unter dem Motto „Moderne Zeiten“, lassen sie sich überraschen!

Johannes Oerding bei MINERS ROCK in der Schlosserei

Glückauf, Glückauf, der Steiger kommt (nach wie vor)…

Und wenn im Frühjahr 2019 über 600 Personen freiwillig und voller Überzeugung zu Beginn einer MINER’S ROCK-Schicht das „Steigerlied“ singen, schließt sich der Kreis zwischen moderner Musikinterpretationen in einem ehemaligen Bergwerk und dem traditionellen Bewahren bergmännischer Tradition genau an dem Ort, der dieses Bewahren zur Aufgabe hat.

[1] Vgl. ausführlich: http://www.blasmusikfreunde-harz.de/huettenmusikkorps_01.htm

[2] Vgl. Wiegand, Gesine: Rammelsberger Bergleute als Musiker. In: Der Rammelsberg. Tausend Jahre Mensch-Natur-Technik. Bd. 1, Goslar 2001, S. 498 ff.

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