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Die Landschaft am Rammelsberg – Bergbauspuren auf Schritt und Tritt

Bei einer Wanderung durch die Landschaft oberhalb der Rammelsberger Bergwerksanlage erschließen sich uns wunderbare Aussichten. Unser Blick schweift über Berge und Täler, Wald und Wiesen, die Altstadt von Goslar bis weit hinein in das nördliche Harzvorland, wo fern am Horizont die Städte Salzgitter und Wolfenbüttel zu erahnen sind. In unmittelbarer Umgebung erstreckt sich viel Schatten spendendes Grün. Hier und da ist es durchsetzt von kahlen Flächen, auf denen höchstens ein wenig Heidekraut wurzelt, daneben Flechten verschiedenster Art. Unversehens finden wir uns wieder in einer uralten Kulturlandschaft, in der die Relikte einer niedergegangenen Industrie einen ungleichen Kampf gegen die Natur führen. Wo Jahrhunderte lang die Tagesgebäude des alten Bergbaus das Bild der Landschaft dominierten, erobern sich Bäume Sträucher und niedere Pflanzen ihr Terrain zurück.

Bei den spärlich bewachsenen Flächen handelt es sich um Bergehalden, Gestein, das beim Abteufen der Schächte zutage gefördert worden ist. Zahlreiche dieser Schächte setzten einst rund um den mittelalterlichen Maltermeisterturm an. Der Turm selbst – heute ein beliebtes Ausflugslokal – gilt als das älteste erhaltene übertägige Bauwerk des deutschen Bergbaus. Weit über den Bergehalden liegen die mächtigen Blockschutthalden. Ihr flechtenüberzogenes Material entstand als Abraum bei der Gewinnung und Bearbeitung des Sandsteins im Kommunion-Steinbruch. Benötigt wurde dieser, um dem Grubengebäude, das mit zunehmendem Erzabbau mehr und mehr seine Standfestigkeit einbüßte, höhere Stabilität zu verleihen. Die Ansatzpunkte der Schächte zur Abwärtsförderung des Materials sind heute auf den ersten Blick kaum mehr erkennbar. An wenigen Stellen zeichnen sich noch Vertiefungen am Wegesrand ab, Pingen, die davon zeugen, dass das Schüttgut zum Verfüllen der Schächte im Zuge jahrelanger Verdichtung zusammengesackt ist.

Doch auch andernorts lassen sich solche Spuren finden. In Begleitung erfahrener Landschaftsführer haben wir die Möglichkeit, anhand der speziellen Flora und der mannigfachen Bodenmodellierungen Wissenswertes über die montane Vergangenheit des Rammelsberges zu erfahren, denn das, was unter Tage geschah, veränderte auch die Landschaft über Tage.

Das Weltkulturerbe Rammelsberg – Museum & Besucherbergwerk bietet in Kürze drei unterschiedlich lange Touren durch die Kulturlandschaft an: von der einstündigen Schnupper-Tour rund um den „Herzer“ über die anspruchsvollere zweieinhalbstündige bis zur Vierstundentour, die uns bis nahe an die Kuppe des Berges bringt. Der Gang durch die Landschaft wird zugleich ein Gang durch die Bergbaugeschichte: An kaum einem anderen Ort sind so viele montane Sachzeugen auf engstem Raum zu finden wie hier. Dies war einer der Gründe, weshalb der Rammelsberg 1992 gemeinsam mit der Altstadt von Goslar in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen wurde.

Übrigens: Das Mitführen von Hunden ist bei diesem Angebot des Museums durchaus erlaubt, schließlich war der Hund (bergmännisch: Hunt[1]) schon in alten Zeiten ein zuverlässiger Helfer des Bergmanns.

[1] In vorindustrieller Zeit war „Hunt“ in vielen Bergbauregionen Deutschlands die Bezeichnung für den Förderwagen der Bergleute.

Bilder:

  1. Blick aus dem Kommunion-Steinbruch über den Maltermeisterturm auf die Altstadt von Goslar. Foto: R. Bothe 2006
  2. Die Erzabfuhrweg im Hainholz am Rammelsberg. Foto: R. Bothe 2006
  3. 2010 enthüllte der damalige Präsident des Landesamts für Denkmalpflege eine Informationstafel des Museums zu den Erzabfuhrwegen. Foto: J. Pozowski 2010

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