Unsere diesjährige Jugend-Akademie vom 20. Juni bis 05. Juli war ein großer Erfolg und musste aufgrund der großen Nachfrage sogar um zwei Tage verlängert werden!
Das beliebteste Programm stand unter dem Motto „Arbeit und Freizeit“. Es war speziell für Grundschüler konzipiert worden. Besonders die 4. Klassen meldeten bei diesem Thema großes Interesse an. Spielerisch ließen sich die Grundschüler zu Wasserknechten ausbilden. Sie mussten einige Aufgaben bestehen, wie über schmale Bretter balancieren (Tretwerk), einen Haufen abgeschlagenes Gestein (Haufwerk) mit Kratze und Trog in eine Schubkarre laden, das Wasserrad mit Wassereimern per Hand befüllen, einen „Verletzten“ mit dem Schleifkorb transportieren, eine kleine Sprengung erleben und sich durch einen dunklen Stollen trauen. Über Tage durften sie die Arbeit der Frauen und Kinder kennenlernen. Als Wettspiel musste Reisig, Tannenzapfen und Holz in Kiepen gesammelt werden. Die Bergmannskinder durften in der Schule das bekannte Spiel „Teekesselchen“ spielen und dabei mussten natürlich Bergmannsbegriffe erraten werden. Außerdem konnte man mit Holzkugeln auf dem Bergwerksgelände kegeln. Das haben die Rammelsberger Bergleute im Mittelalter auch getan. Am Ende gab es für jeden Wasserknecht eine Urkunde, die er stolz mit nach Hause nehmen konnte.
An zweiter Stelle der Beliebtheitsskala stand das Motto „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“. Die Lehrer hatten dieses Programm für ihre 8. und 9. Klassen gebucht, also für die Schüler, die bald selbst in die Lehre kommen. Die Berglehrlinge mussten in Gruppen unter Tage diverse Aufgaben lösen und gegen die Uhr Arbeiten erledigen, wie beispielsweise Stempel sägen, Haufwerk (loses Gestein) laden und transportieren oder Mineralien bestimmen. In der Pause gab es dann ein Bergbier (Malzbier) für jeden. Selbstverständlich wurde auch die Aufgabe der Grubenwehr besprochen, deren Ausrüstung und Werkzeug gezeigt und den Transport eines Verletzten geübt. Am Ende konnten die Lehrlinge auf der Werksstraße zur Belohnung kegeln gehen.
Neu war in diesem Jahr das Programm für Kindergartenkinder. Es nannte sich „Arbeiten und Spielen“, ganz entsprechend der Altersstufe. In der Waschkaue erzählten die Rammelsberger Wichtel Erzwin und Vitriola eine schöne Geschichte und zeigten und erklärten die wichtigsten Dinge, die ein Bergmann bei sich haben muss. Dann ging es nach unter Tage und wie in der Geschichte beschrieben, sollte Gold gefunden und gefördert werden. Nachdem das geheimnisvolle Gestein mit Schlegel und Eisen abgeschlagen war, wurde es mit Kratze und Trog geladen und über Tage schließlich gesiebt und sortiert. Tatsächlich fand sich auch Gold, wenn auch Katzengold (Pyrit). Jedes Kind erhielt einen ein Stückchen davon und konnte es mit nach Hause nehmen. Nach einem lustigen Spiel durften alle Kinder in der Waschkaue Erzwin und Vitriola malen.
Eines von zwei weiteren Programmen, die in Kooperation mit der Goslarer Stadtführergilde konzipiert und durchgeführt wurden, nennt sich „Arbeiten und Wohnen“. Als Erstes zeigten wir den Schülern ein altes Lehrlingsfoto, auf dem Berglehrlinge zu sehen sind. Einer davon ist Bergmann Hans, dessen Orte seiner Ausbildung jede Gruppe besuchte und dessen Tagesablauf sie versuchte nachzuvollziehen. Wir fuhren mit der Grubenbahn ein und lernten die Arbeit von Hans kennen und einige Maschinen, die er benutzte. Berichtet wurde unter Tage auch von einem schweren Unfall, den er als Hauer erlegen musste.
Dann ging es in die Goslarer Altstadt zum Fachwerkhaus seiner Familie. Es stammt aus dem 16. Jahrhundert und beherbergte bis 1999 etliche Bergleute und Handwerker, deren Beruf mit dem Bergbau in Zusammenhang stand. Dort betrachteten wir die Spuren, die die Bewohner hinterlassen haben und besprachen anhand von heute sehr häufig unbekannten Gegenständen das damalige Alltagsleben der Bergleute.
Das Programm „Beten und Arbeiten“ wurde ebenfalls in Kooperation mit der Goslarer Stadtführergilde konzipiert und durchgeführt. Es begann mit einem Besuch in der Klauskapelle, in der von 1537-1876 vor Schichtbeginn die Betstunden der Rammelsberger Bergleute stattfanden. Die Zitate auf den Kirchenbänken belegen eindrucksvoll die besonderen Lebensumstände eines Bergmannes und die Gefahr, in der er tagtäglich schwebte. Aber die Rammelsberger Bergleute waren wahrscheinlich die ersten in Deutschland, die sich und ihre Hinterbliebenen sozial absicherten. Hier liegt der Ursprung der späteren Knappschaften und der deutschen und europäischen Sozialversicherung.
Nachdem das Anfahrgebet, dass der Pastor der Bergleute für sie geschrieben hatte gesprochen worden war, führte der Weg weiter auf dem ehemaligen Arbeitsweg der Bergleute, vorbei an den Bergmannshäusern aus dem späten 19. bis frühen 20. Jh. Am Arbeitsplatz angekommen, ging es in den Roeder-Stollen oder mit der Grubenbahn vor Ort. Außerdem konnte die Sonderausstellung „750-Jahre Knappschaft“ besucht werden.
800 Schüler haben an dem Sonderprogramm teilgenommen oder eine Themenführung mit anschließendem Workshop gebucht.
Die Schüler reisten teilweise mit mehreren Klassen gleichzeitig an. So fanden insgesamt 40 Führungen mit Aktionsprogramm oder Workshop statt (jeweils 3 Stunden Programm). Bei diesen besonderen Führungen und Workshops, waren die Schüler immer in Aktion und konnten den Rammelsberg und seine Objekte mit allen Sinnen begreifen. Am Ende des Schuljahres hatten Schüler und Lehrer die Gelegenheit, Lernen und Spaß zu verbinden und ein gelungenes Schuljahr abzurunden.
Die Schüler und Kindergartenkinder und Erzieher oder Lehrer zeigten sich sehr zufrieden mit den Inhalten und der Durchführung des Angebotes.
Beispielsweise gab es folgende Rückmeldungen: „Herzlichen Dank noch einmal für die schönen Stunden im Bergwerk. Kinder und Mitarbeiterinnen hat es viel Spaß gemacht.“ Oder: „Vielen Dank für die Fotos und vielen, vielen Dank für den schönen Tag. Allen hat das sehr gut vorbereitete Programm, welches sehr gut auf die einzelnen Altersstufen abgestimmt war, gefallen. Wir hatten viel Spaß, haben viel erfahren und erproben können und kommen gern wieder. Noch einmal Dank an die fabelhafte Organisation und Betreuung. …“
Die Programme wurden im bewährten und inzwischen sehr erfahrenen und eingespielten museumspädagogischen Team unter meiner Anleitung erarbeitet, organisiert und durchgeführt. Das Team bestand aus sieben Grubenführern und freien Mitarbeiter der Museumspädagogik und dem Jahrespraktikanten.
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