UNESCO Logo

Authentizität und Virtualität

Schön, dass wir uns wieder mit Ihnen als reale Personen treffen können.

Monate der Schließung liegen hinter uns. Wochen der Kurzarbeit für viele Kolleginnen und Kollegen. Und ein Museum, das zahllose Tage keinen Besucher gesehen hat.

Wir sind mit Ihnen in Verbindung geblieben, allerdings war dies über lange Zeit nur virtuell möglich. Digitale Ausstellungseröffnungen, Diskussionsveranstaltungen und Projektpräsentationen im Netz, Infobriefe und Newsletter und einen kontinuierlichen Gesprächsfaden in den sozialen Medien.

Seit Mitte März können Sie unser Welterbe wieder mit eigenen Augen anschauen, die Moderation durch unsere Grubenführer live hören und die authentischen Orte unter Tage besuchen.

Das Weltkulturerbe Rammelsberg ist wieder das, was es ist: Ein authentischer Ort, der nur durch unmittelbarer Begegnung wirklich erfahrbar ist.

Von März bis Mai dieses Jahres haben Sie unserer Kulturangebote nur sehr verhalten angenommen. Fehlende Rahmenbedingungen im Hotel- und Gastronomiegewerbe sowie eine tagesaktuelle Testpflicht haben sicher das Ihrige dazu beigetragen.

Umso mehr freuen wir uns, dass Sie seit Anfang Juni wieder so zahlreich zu uns kommen. Ja, wir müssen uns auch weiterhin an Abstandsregeln und Maskenpflicht halten. Ja, die Gruppengrößen unter Tage sind kleiner und nicht alle Bereiche können in den Tiefen des Berges besichtigt werden.

Aber wir haben vieles für Sie vorbereitet. Die neue Sonderausstellung „Reisen in den Schoß der Mutter Erde- Montantourismus im Harz“ präsentiert Ihnen beispielsweise den Harz in der Wende vom 19. in das 20. Jahrhundert, die Besucherbahn fährt in offenen Wagen in den Berg und auch im Roeder-Stollen wird sich ab Mitte Oktober das große Wasserrad, das Kanekuhler Kehrrad, wieder für Sie drehen.

Wir sind uns einig, Kultur ist mehr als ein gesellschaftliches Ad-On, sie ist die Basis eines gemeinsames Werte- und Handlungshorizonts.

Kulturelle Aktivitäten befrieden Wissen, Neugier und den Wunsch nach Begegnung mit anderen Menschen und Ideen. Kultur ist eine Brücke zu vergessenem „Bekannten“ und zu uns gänzlich scheinbar fremden Ausdrucksformen und Objekten.

Kultur hinterfragt den uns allen innewohnenden Egoismus – jeden Tag ein bisschen.

Sowohl die Corona-Krise als auch die jüngste Flutkatastrophe im Westen Deutschlands lässt uns den Verlust von selbstverständlich geglaubter Sicherheit fühlen. Verhaltensweisen, die nie in Frage standen, müssen revidiert werden, gewohnte Umgangsformen und Umwelten lösen sich gleichsam auf.

Viele von uns reagieren darauf mit einem Forderungskatalog an die Organisationen von Staat und Gesellschaft und mit dem Drang ihr eigenes egoistisches Modell des persönlichen Glücks so weiter zu leben, wie sie es für richtig halten.

Ob Hochwasser oder Corona, beide Krisen erfordern zu ihrer Überwältigung die grundsätzliche Bereitschaft jedes einzelnen zum Lernen und zu Veränderung.

Die Bewahrung gesellschaftlicher Solidarität ist in ihren Grundlagen ein Langzeitprojekt, das den authentischen Menschen erfordert.

Welterbe sein ist genau in diesem Kontext unser Bildungs- und Vermittlungsauftrag.

Seien Sie willkommen zum Dialog.

Verwandte Beiträge:

  • Keine verwandten Beiträge vorhanden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

*