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Die Schuhmacherwerkstatt Oberle und der Bergbau

Zur Zeit wird am Rammelsberg der Werkstattraum des Goslaer Schuhmachers Oberle nachgebaut, worüber wir schon mehrfach berichtet haben. „Wieso übernimmt ein Museum, das sich dem Thema Bergbau widmet, eine Schuhmacherwerkstatt?“, könnte man nicht ganz unberechtigterweise die wissenschaftlichen Mitarbeiter am Rammelsberg fragen. Die erste Erklärung erhält man, wenn man einmal näher darauf schaut, um welche Schuhmacherwerkstatt es sich handelt. Es ist die Schuhmacherwerkstatt Oberle aus dem Frankenberger Viertel, die durch ihre Lage und ihren Kundenkreis ein Teil der Alltagsgeschichte der Rammelsberger Bergleute ausmachte: Dieses Viertel in der Goslarer Oberstadt war nämlich seit dem 15. Jahrhundert das Wohnquartier der Rammelsberger Bergleute. Mitte des 19. Jahrhunderts lebten hier ca. 170 Bergleute mit ihren oft kinderreichen Familien. In der direkt an das Haus angrenzenden Clauskapelle wurden die verstorbenen Bergleute vor ihrer Beisetzung aufgebahrt und vor Schichtbeginn hielten die Bergleute zu bestimmten Zeiten ihre Betstunden hier ab, denn der tägliche Arbeitsweg zu den Erzgruben am Rammelsberg führte sie über die Bergstraße und an der Clauskapelle vorbei.

Die Lage der Werkstatt an der Hauptverbindung zum Erzbergwerk Rammelsberg war günstig, viele Bergleute und ihre Familien gaben hier ihre beschädigten Schuhe, Taschen, Hosenträger und Lederriemen zur Reparatur ab. Auch die Bergbaugesellschaft selbst ließ Lederteile wie z.B. das Geschirr der Lasttiere in der Bergstraße reparieren. Die dortigen Schuhmacher, zunächst Wilhelm Vogel, anschließend Gottfried Oberle und besonders dessen Sohn Dieter Oberle waren sehr interessiert am Rammelsberger Bergbau und somit auch gut informiert darüber, wie die zu reparierenden Teile eingesetzt wurden, und so konnten sie ihre Reparatur danach ausrichten oder passende Verstärkungen o. Ä. anbringen.

Für eine weitere Erklärung auf die eingangs gestellte Frage muss man ein wenig tiefer graben. Berichten von Zeitzeugen zufolge besaß der Rammelsberg in der Nachkriegszeit eine eigene Reparaturwerkstatt für Schuhe und Lederteile jeglicher Art. Doch schon um 1949/50 lohnte sich die Unterhaltung dieser Werkstatt nicht mehr und sie wurde aufgelöst. Aufgrund der jahrelangen Zusammenarbeit und der guten Verbindungen zum Rammelsberg wurden Gottfried Oberle Maschinen, Werkzeug und Inventar der Werkstatt angeboten. Dieser – sein neuer Werkstattbau war gerade fertig gestellt – nutzte die Gelegenheit, um seinen Betrieb um ein paar moderne Maschinen sowie Möbel und Arbeitsgerät aufzustocken.

Zu sehen sein werden diese Objekte in unserer Sonderausstellung „83 Jahre im Dienst der Bergleute – JETZT im Museum. Die Geschichte der Schuhmacherwerkstatt Oberle“ ab dem 8. September 2013. Wer bis dahin nicht warten und schon einmal einen Blick hinter die Kulissen der Aufbauarbeiten werfen möchte, kann dieses ab dem 2. Juni 2013 tun!

Clauskapelle und Bergstraße 41 in Goslar mit der Schuhmacherwerkstatt Oberle

Clauskapelle und Bergstraße 41 mit Ladenschild der Schuhmacherwerkstatt Oberle, 1950er Jahre, Stadtarchiv Goslar

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