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Auf den Spuren des Alten Mannes

Montanarchäologie am und im Rammelsberg

Steil den Berg hinauf, noch etwas höher als der Schrägaufzug die Gäste demnächst fahren wird, dann an der „gelben Halde“ um die Ecke gebogen, gleich neben dem Fördergerüst des Rammelsberg – Schachtes, öffnet sich der Horizont über die Schiefermühle hinaus nach Goslar und in das Vorland.

Hier, mit dem Privileg eines Aussichtsbalkons, liegt der Arbeitsplatz einer Schar von Leuten, welche mit Schaufel, Kelle, Staubsauger, Messgerätschaft und vor allem Begeisterung der Vergangenheit auf der Spur ist. Das emsige Treiben wird zuweilen durch Lachen unterbrochen, oder es liegt erwartungsvolle Stille in der Luft. Die Grabung des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege im verfüllten Tagebau des „Alten Lagers“ ist erreicht. Die Mitarbeiter der Arbeitsstelle Montanarchäologie, welche sich in mühsamer Kleinarbeit Schicht für Schicht in die Vergangenheit graben, werden hin und wieder von Zaungästen beobachtet, die den Schmiedeweg zum Maltermeister Turm erklimmen.

Archäologische Arbeiten am Rammelsberg. Foto: F. Wachholz

Archäologische Arbeiten am Rammelsberg. Foto: F. Wachholz

An dieser Stelle begann wohl der Bergbau am Rammelsberg. Diese allererste Seite im großen Buch der Rammelsberg-Geschichte ist zwar nicht mehr vorhanden, doch vieles spricht dafür, dass nur die ersten Seiten ausgerissen sind.

Die Funde der vergangenen Jahre, wie auch die gegenwärtigen Funde bestätigen die Aussage, dass der Bergbau in „Alten Lager“ wesentlich älter ist, als bisher angenommen wurde. Der sagenumwobene „Ritter Ram“ mag wohl der Bote gewesen sein, der von den unfassbaren Schätzen bei Goslar berichtet hat und vielleicht schon Kaiser Otto I. bewogen haben mag, die Pfalz nach Goslar zu verlegen. Nahe an dieser nur spärlich dokumentierten Periode des Bergbaues  sind die Archäologen schon angelangt. Es sind jedoch nur die ersten wenigen Meter einer bis zu 30m mächtigen Ablagerung abgetragen worden. Schicht um Schicht, Seite um Seite kann das Buch der Geschichte aufgeblättert werden. Immer tiefer kann in Zeiten vorgedrungen werden, von denen keine urkundliche Nachricht oder nur nebulöse Sagen und Beschreibungen überliefert sind.

Wegen der einmaligen Ausgangssituation einer nahezu unberührten Fundstelle mit hervorragender Erhaltung organischer Funde liegt ein Schatz an wissenschaftlich auswertbaren Erkenntnissen im Boden vergraben, der nur darauf wartet, erkannt, interpretiert und gehoben zu werden. Zuversicht und Fleiß sind nötig, um diesen Schatz zu heben und Licht in das Dunkel vergangener Epochen zu bringen.

Archäologische Arbeiten am Rammelsberg. Foto: F. Wachholz

Archäologische Arbeiten am Rammelsberg. Foto: F. Wachholz

Für alle „Hobbyisten“ sei noch gesagt, dass keine Schätze zu erwarten sind, welche heimische Vitrinen schmücken könnten. Der Schatz dieser Fundstelle liegt im Zusammenhang zwischen Fund und Fundumstand – dem sogenannten „Befund“. Hier erkennt der Archäologe die Bezüge zwischen den Fundstücken und kann die Lebensgeschichte der Bergleute und die Geschichte des Bergbaues am Rammelsberg für die Allgemeinheit verständlich machen. Der interessierte Zeitgenosse kann spätestens ab der 42. Kalenderwoche dieses Jahres ständig wechselnde Einzelfunde in der Vitrine in der Lohnhalle (Kassenbereich) des Museums betrachten und so an der Arbeit der Montanarchäologen teilhaben.

Dr. Lothar Knappauf
Friedrich Wachholz

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