Von sommerlicher Hitze ist schon lange nichts mehr zu spüren in diesen Septembertagen, aber es regnet nicht. Eigentlich ein ideales Wanderwetter. So macht sich ein Grüppchen Verwegener an den Aufstieg auf den Rammelsberg, aus dem viele Jahrhunderte lang – bis 1988 – Zink-, Blei- und Kupfer-Erze gefördert wurden.
Die Spuren dieser intensiven Wirtschaft finden sich noch allerorts am Bergeshang, wenngleich nicht alles auf den ersten Blick als Bergbaurelikt erkennbar ist. Nach einer beschaulichen Runde um den Herzberger Teich, das alte Reservoir für die untertägigen Wasserräder, und einem kurzen Abstecher zum Kinderbrunnen mit seinen Reliefsteinen und seiner sagenhaften Geschichte geht es über den Schmiedeweg hinauf aufs Gaipelplateau. Hier oben, ganz in der Nähe des Maltermeisterturms, lag einst das eigentliche Betriebsgelände des Bergbaus: Gaipelhäuser und Schutzdächer über den Ansatzpunkten der Schächte, die beiden Bergschmieden und das Dampfmaschinenhaus.
All das ist heute nicht mehr zu sehen, wohl aber die flechtenbewachsenen Halden, taubes Material aus dem Bergesinnern oder Blockschutt vom höher gelegenen Kommunion-Steinbruch, die tief in den Untergrund eingeschnittenen Erzabfuhrwege, die Pingen, Bergwiesen, die alten Fundamente der Bergdorfkirche und die trocken gefallenen Bachläufe der Wasserbreeke.
Zu jedem dieser Punkte lässt sich eine Geschichte erzählen, die alle in der Erkenntnis münden, dass der Bergbau am Rammelsberg Jahrhunderte lang der bestimmende Faktor im Leben der Menschen am Unterharz war.
Nach drei Stunden und vielen Fragen kehren die Wanderer im Maltermeisterturm ein, dem ältesten Übertagegebäude des deutschen Bergbaus und zugleich gastronomischen Anlaufpunkt inmitten der uralten Montanlandschaft, von wo der Blick über die Goslarer Altstadt hinweg weit in das Nordharzer Vorland hinein reicht. Leicht hätte die Tour auf die doppelte Länge ausgedehnt werden können – mit dem grünen „Rammelsberger Leitfaden“ in der Tasche oder in Begleitung eines Rammelsberger Landschaftsführers. Doch alles zu seiner Zeit. Auch der Oktober bringt noch gute (Wander)tage.
Die alten Fundamente der Kirche St. Johannis im Bergdorf müssen mal wieder dringend restauriert werden.
Auch der Zugang über die Bergdorfstraße ist zur Zeit nur sehr eingeschränkt möglich. Wenn man den Weg denn überhaupt findet, seit dem das einzige Hinweisschild zu diesem historisch bedeutenden Ort Anfang 2011 entfernt wurde.
Frank Menge sei für seinen Hinweis gedankt, den wir gern an die betreffenden städtischen Stellen weiterleiten.
Für das Weltkulturerbe Rammelsberg gilt: Wir bieten Führungen in die Kulturlandschaft auch an, um die Teilnehmer zum einen auf verborgene Schätze in ihrer nächsten Umgebung hinzuweisen und zum anderen, um sie auf deren Gefährdung zu sensibilisieren. Für die Fundamente der Bergdorfkirche heißt das: Brüchige Stellen nicht betreten, und steinerne „Souvenirs“ an Ort und Stelle belassen. Nur so nützen sie der kollektiven Erinnerung. Der Dank des Berges sei mit Euch!
Mit freundlichem Glückauf! Hans-Georg Dettmer