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30 Jahre Grubenbahnführung

 

In diesen Tagen jähren sich die Jungfernfahrt unserer Grubenbahn und die zugehörige Führung zum 30. mal.  Obwohl die Fahrzeuge selbst mit knapp 45 Jahren schon deutlich älter sind, da es sich um Originale aus der Rammelsberger Betriebszeit von vor 1988 handelt.

Lok Nr. 15 im Jahr 2023.

30 Jahre – aber eigentlich auch schon älter

Die Personenwagen wurden zwischen 1975 und 1976 neu beschafft und die Loks wurden in ihrer heutigen Ausführung 1977 gebaut. Obwohl eine zeitliche Nähe besteht, sind die Loks und die Wagen nie in einem Zugverband zusammen unterwegs gewesen, da sie zu unterschiedlichen Zwecken beschafft wurden und in unterschiedlichen Bereichen des Bergwerkes zu Einsatz kamen.
Die Loks waren auf der 8. Sohle zum Transport von Versatzmaterial (Material zum Verfüllen ausgeerzter Grubenbaue) im Einsatz und die Wagen fuhren noch tiefer im Berg auf der 10. – 12. Sohle und transportierten dort die Bergleute vom Rammelsbergschacht zu ihren Arbeitsplätzen.
Nach dem Betriebsende 1988 wurden die Fahrzeuge nach über Tage verbracht. Ab 1993 erstmal zu einem Zug zusammengestellt und für die damals noch geplante Führung „Mit der Grubenbahn vor Ort: Bergbau im 20. Jahrhundert“ vorgesehen. Diese Führung hat nun schon 30 Jahre Bestand und damit sind die Loks und Wagen schon deutlich länger im musealen Einsatz für unsere Gäste als ursprünglich untertage für die Bergleute. Einen ausführlichen Einblick über die Geschichte des gleisgebundenen Personentransportes am Rammelsberg und Geschichten „rechts und links des Gleises“ finden Sie auch auf unserem YouTube Kanal: https://www.youtube.com/watch?v=lgAN6u9LzZM

Lok Nr. 15 im Versatztransport auf der 8. Sohle, Sammlung Weltkulturerbe Rammelsberg

Bild 2 Personenwagen im Einsatz auf den unteren Sohlen, Sammlung Weltkulturerbe Rammelsberg

Die Führung – Mit der Grubenbahn vor Ort: Bergbau im 20. Jahrhundert

Inhalt der Führung ist der Arbeitstag eines Rammelsberger Bergmanns in den 1960er/1970er Jahren des vergangenen Jahrhunderts.
Beginnend, wie zum Schichtbeginn in früheren Zeiten, starten die Besucher mit ihrer Führung in der Kaue. Und dann geht es zum Schacht, genauer gesagt zum Richtschacht, der sich 500 m im Berg befindet. Die Bergleute gelangten bis in die Mitte der 1970er Jahre von hier aus auf die tiefer gelegenen Abbausohlen. Das änderte sich jedoch grundlegend als der Rammelsbergschacht (mit seinem markanten Fördergerüst) zum Hauptfahrschacht erklärt wurde. Dadurch verkürzte sich zwar der fußläufige Weg von der Kaue zu Schacht auf ein paar Minuten, jedoch verlängerten sich automatisch die Wege auf den tiefergelegenen Abbausohlen, teilweise bis zu einen Kilometer. Um diese Distanz zu überbrücken, wurden von der Werksleitung 1976 und 1977 die Personenwagen angeschafft und erstmals ein geleisgebundener Personentransport am Rammelsberg eingeführt. Da wir uns mit unseren Gästen nicht in über 400 m Tiefe bewegen können, fährt die Grubenbahn heute von der Werkstraße aus zum Bereich des Richtschachtes. Die Fahrt dauert knapp fünf Minuten und vermittelt einen authentischen Eindruck der Gegebenheiten der Grubenbahn Ende der 1970er Anfang der 1980er Jahre.  
Im Bereich des Richtschachtes angekommen, wird den Besuchern die bergmännische Arbeit der zweiten Hälfte des 20 Jahrhunderts gezeigt. Eine Arbeit, die zu diesem Zeitpunkt schon einen hohen Grad der Mechanisierung aufwies. Der Einsatz von pneumatischen Bohrhämmern im Allgemeinen prägt bis heute das typische Bild eines Bergmans bei der Arbeit. Wie und wozu diese Bohrhämmer im Rammelsberg zum Einsatz kamen, wird den Besuchern anhand von funktionsfähigen Maschinen vorgeführt. Genauso wichtig wie der Abbau des Erzes war der Transport zum Schacht (Streckenförderung) und der Transport nach über Tage (Schachtförderung), weshalb die Entwicklung des gleisgebundenen Transportes des Erzes ebenfalls erläutert wird.
Die originalen Maschinen und gezeigten Techniken, finden in stetig verbesserter Form noch heute im Bergbau ihre Anwendung. Denn an dem Grundsatz: Gewinnen des Wertmaterials unter Tage, die Streckenförderung und die Schachtförderung nach über Tage hat sich auch im 21. Jahrhindert nichts geändert.

Barrierearme Führung – Das Rollimobil

Als Weltkulturerbe fühlt sich der Rammelsberg besonders verpflichtet, Möglichkeiten der gleichberechtigten Teilhabe an Kultur für alle Menschen zu schaffen. Für den Bereich der Grubenbahnführung ist es seit September 2011 durch den täglichen Einsatz des sog. „Rollimobils“ für bis zwei Rollstuhlfahrer möglich, an dieser Führung teilzunehmen. Bei diesem speziellen Wagen handelt sich Originalwagen, der eigens für die Bedürfnisse von Rollstuhlfahrern umgebaut worden ist. Der gesamte Umbau von der ersten Idee bis zur Fertigstellung erfolgte in der museumseigenen Schlosserei in Absprache mit den zuständigen Ämtern und Behörden.

Die Führung, die nun schon seit 30 Jahren besteht, zählt zu den beliebtesten Führungen des Museums und Besucherbergwerkes Rammelsberg. Und wir tun im Haus alles dafür, dass es auch so bleibt!

Die Grubenbahn heute

Technische Daten:

Die Wagen:
Zwischen 1975 – 1976  wurden insgesamt zwölf geschlossene Personenwagen für den Rammelsberg beschafft – Einsatzorte waren die 10., 11. und später die 12.  Sohle des Bergwerks (10 Personen pro Wagen).
Hersteller: Unkel & Meyer Wattenscheid

Die Lokomotiven:
Die beiden elektrisch betriebenen Loks Nr. 14 und 15 stammen aus dem Jahr 1977– ursprünglicher Einsatzort war die 8. Sohle des Bergwerks, wo sie zum Versatztransport eingesetzt wurden, sie fuhren Wendezugbetrieb und verfügten ursprünglich über eine Fernsteuerung, die heute nicht mehr installiert ist.
Da Neuanschaffungen zu teuer gewesen wären, wurden die Loks wurden am Rammelsberg geplant und gebaut. Die Motoren stammten aus Reservebeständen bzw. einer ausgeschlachteten Lok des Typs Siemens EL 9. Die Rahmen wurden in den werkseigenen Werkstätten in Oker gebaut, die Endmontage erfolgte direkt am Rammelsberg.
– Gewicht ca. 4 t
– Leistung 11 kW, der benötigte Strom kommt aus dem mitgeführten Akku

Das Rollimobil:
– Umbau eines bestehenden Personenwagens
– Fertigstellung September 2011
– seit September 2011 im täglichen Einsatz

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