UNESCO Logo

Archäologie der Moderne – warum gräbt die Archäologie an historischen Orten wie dem NS-Zwangsarbeiterlager des Rammelsberges?

Klassisch werden die meisten mit dem Begriff Archäologie an Pinsel, Indiana Jones und das Entdecken von Schätzen aus längst vergangenen Zeiten denken. Tatsächlich sind Pinsel ein gängiges Werkzeug auf einer Ausgrabung, während die Filmfigur Indiana Jones dem Archäologenberuf viel Aufmerksamkeit beschert hat. Und wenn auch das mit den ‚Schätzen‘ unterschiedlich zu verstehen ist, sind  längst vergangene Zeiten tatsächlich das „Kerngeschäft“ der Archäologie. Denn als einzige Wissenschaft hat sie spezielle Methoden entwickelt mit deren Hilfe sie aus materiellen Hinterlassenschaften der Menschen im Boden historische Ereignisse herauslesen kann. Dies ist besonders wertvoll für Zeiträume, in denen es keine oder nur sehr spärliche schriftliche Überlieferungen gibt. Doch was für ältere Zeiten gilt, funktioniert ebenso für die jüngste Geschichte.

Überblick über die Grabungsschnitte, Grafik Georg Drechsler

Auch wenn es überraschend klingen mag, spielt die Archäologie gerade für die Erforschung der NS-Zeit eine immer größer werdende Rolle. Denn die archäologischen Untersuchungen in ehemaligen Konzentrationslagern, auf Erschießungsplätzen oder an Orten der NS-Zwangsarbeit fördern viele wichtige Details – im wahrsten Sinne des Wortes – zu tage, die in der schriftlichen Überlieferung fehlen. Sie stellen eine wichtige Ergänzung zu den Arbeiten der historischen Wissenschaften und dienen gleichzeitig auch der ‚Beweissicherung‘ an Orten der ‚Täter‘. 

Das vor einem Jahr durch die Friede Springer Stiftung bewilligte Forschungsprojekt zur NS-Zwangsarbeit am Erzbergwerk Rammelsberg verfolgt eben diesen interdisziplinären Ansatz. Während die Geschichtswissenschaften sich ausführlich mit den überlieferten Akten beschäftigen, wurden von Seiten der Archäologie am Standort des ehemaligen Männerlagers vor dem Herzberger Teich Ausgrabungen durchgeführt. Dem vorausgegangen waren geophysikalische Untersuchungen und Begehungen mit einer Sonde durch die ehrenamtlichen, zertifizierten Sondengänger des Landkreises Goslar. Beide nicht invasiven Methoden dienten der Eingrenzung der zu öffnenden Flächen, denn die überlieferten Pläne aus der Bauzeit der Baracken waren in sich widersprüchlich, so dass unter anderem für die Wasch- und Abortbaracke viele bauliche Fragen unbeantwortet blieben. Eine davon war die nach ihrer eigentlichen Ausdehnung. Methodisch sollte nur so wenig wie möglich und so viel wie nötig ausgegraben werden, um neben einer Forschungsreserve für die nachfolgenden Generationen vor allem die erhaltene Reste zu schützen.

Blick auf das Streifenfundament im Westen, Foto Katharina Malek-Custodis

So wurden auf der gesamten Fläche 9 Schnitte angelegt, die unter anderem zum Ziel die Erfassung der Ausdehnung, der inneren Struktur und das Verifizieren der Anzahl der Baracken sowie die Klärung der verwendeten Baumaterialen hatten. Als ersten Schritt der Erdarbeiten erfolgte der Humusabzug mit Hilfe eines Baggers, bei dem ein unterschiedlich mächtiger Einplanierungshorizont und direkt darunter die ersten Befunde in Form von Bodenplatten und Mauerzügen zum Vorschein kamen. Die Untersuchungen wurden dann in Rahmen kurzer Kampagnen mit Schülerinnen und Schülern der Adolf-Grimme Gesamtschule, mit jungen Erwachsenen im Rahmen eines internationalen IJGD-Workcamps und mit Studierenden der Leibniz Universität Hannover durchgeführt. Dabei mussten die Schnitte besonders im Bereich der Wasch- und Abortbaracke nach allen Seiten etwas vergrößert werden, um die Gebäudeecken tatsächlich zu erfassen. Interessant war dabei das verwendete Baumaterial: Während im östlichen Bereich Ziegeln für die Außenmauern verwendet wurden, waren die Streifenfundamente im westlichen Bereich aus Presssteinen gesetzt, welche aus industriellen Abfallmaterial hergestellt wurden. Welchen Grund dies hat und ob möglicherweise die Ziegelmauer aus der Nachnutzungszeit der 50er Jahre stammt, ist zurzeit Gegenstand der Auswertung. Dies gilt auch für die weiteren festgestellten Befunde wie die beiden gefliesten Bereiche, die verschiedenen Ab- und Wasserleitungen, unterschiedliche Standspuren, Reste von Zwischenwänden usw. Eine besondere Herausforderung ist dabei das Herausarbeiten der verschiedenen Zeitphasen während der NS-Zeit und der Nutzung als Flüchtlingslager während der 50er Jahre. Dies gilt ebenfalls für die angetroffenen Funde, die einer eindeutigen Zuordnung bedürfen, nachdem sie gereinigt und beschriftet worden sind. 

Erste Ergebnisse der historischen und archäologischen Auswertung werden im Frühjahr im Rahmen einer Sonntagsmattinee vorgestellt. Für die Zeit des Winters werden die Ausgrabungsflächen mit Geotextil abgedeckt, um sie vor Witterungseinflüssen zu schützen.          

Autor: Dr. K. Malek-Custotis

Bildungsurlaub „Bildhafte Industriekultur – Von der Idee zum fertigen Bild“

Eine ganze Woche Weltkulturerbe Rammelsberg von oben bis unten, also Über- und Unter Tage – das ist der Traum, den sich die 11 Teilnehmer erfüllten.

Und nun bereits zum dritten Mal fand das Angebot des Bildungsurlaubs, in Kooperation mit dem Bildungshaus Zeppelin & Steinberg, statt. Vom 19. bis 23. September hatten die angemeldeten Hobbyfotografen Gelegenheit, fern der eigenen Arbeit, in einer anderen Arbeitswelt zu versinken, die zwar bereits Vergangenheit ist, aber deren Spuren überall am Rammelsberg zu entdecken sind.

Unter Anleitung der Fotografen Angelika Zwick und Dominique Leppin waren die Teilnehmer unterwegs in der Welt der Industriekultur – „auf den Spuren von Berufsfotografen“. Und „der Foto-Übungsort Rammelsberg zählt zu einem der interessantesten Industriestandorten Norddeutschlands“, wie Dietrich Zychla, Grubenführer am Rammelsberg und fester Begleiter der Gruppe, zu berichten wusste.

Die Woche startete mit einem Einführungsvortrag über „Industriekultur und Weltkulturerbe“ von Dr. Martin Wetzel (Rammelsberg) und so erfuhren die Teilnehmer, die aus ganz Deutschland angereist waren, dass das ehemalige Erzbergwerk Rammelsberg bereits 1988 geschlossen wurde, es seit 1990 ein Museum ist und 1992 gemeinsam mit der Altstadt von Goslar zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Wetzel berichtete wie es dazu kam und warum der Rammelsberg so einzigartig ist. Übrigens ist er das erste Industrielle Weltkulturerbe in Deutschland!

Also an diesem einzigartigen Ort verbreiterten und vertieften die Teilnehmer ihre fotografischen Kenntnisse, entdeckten ungewöhnliche Fotomotive und entwickelten ausdrucksstarke Bildideen.

Neben der kreativen Bildgestaltung arbeiteten Fotografen und Teilnehmer daran eine größere Bandbreite der Kameratechnik zu vermitteln. Und beim gemeinsamen Sichten der Fotografien befasste man sich intensiv mit der Bildoptimierung mit oder ohne Computersoftware.

Die Motive am Rammelsberg sind vielfältig und außerordentlich vielschichtig und die Fototechnik kann an die Motivwahl angepasst werden, sie sogar verstärken. So kann es in der Erzaufbereitung zum Beispiel sehr lohnend sein die „Schwarz-Weiß-Funktion“ der Digitalkamera zu nutzen, da somit die starken Hell-Dunkel-Kontraste besonders hervorgehoben werden, wie der fachkundige Fotograf Dominique Leppin berichtete, der sich ganz besonders gut mit Kameratechnik auskennt und den Teilnehmern jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stand.

Ehemalige Seilstrecke zum Kahnekuhler Schacht. (c) Fotograf Christian von Scheven

Unter-Tage im Roeder-Stollen spielt hingegen die erstaunliche Farbigkeit der Metallsalze beim Fotografieren der tropfenden Stalaktiten oder der mit Wasser gefüllten Näpfchen eine große Rolle. „Aber wie entstehen diese Metallsalze, Vitriole genannt, und was machte man damit?“ Dietrich Zychla, Grubenführer am Rammelsberg, war immer bereit, sein breites Wissen mit den Gruppenmitgliedern zu teilen. Ganz besonders gefreut haben wir uns über folgendes Teilnehmerlob: „Als gebürtiger Dortmunder kann ich nur sagen, dass ihr eindrucksvoll zeigt, was `Schicht im Schacht` bedeutet. Nämlich harte körperliche Arbeit (Schicht) Über- und Unter-Tage (Schacht) bei der man froh war, wenn ´Schicht im Schacht´ (Feierabend) war.“

Fotograf Helmut Koch: Erzaufbereitung Wagenumlauf

Fotograf Helmut Koch: Eisenglieder

So verging der Praxisteil am Vormittag wie im Flug und am Nachmittag im Bildungshaus Zeppelin war noch nicht Feierabend, sondern es ging um die fotografische Theorie: Jeder Teilnehmer durfte drei seiner Fotografien auswählen und sie den anderen Teilnehmern vorstellen. Erstaunlich ist es immer wieder, wie verschiedenartig die Sicht auf einen Ort sein kann und welcher Mensch welche Motive entdeckt. So spielte bei der Bildkritik neben den wertvollen Kenntnissen der versierten Fotografen auch das genaue Betrachten der anderen Fotografien eine große Rolle. Somit war vielschichtiges Lernen möglich und die Fotografin Angelika Zwick berichtete beispielsweise von der technischen Bildstörung eines Teilnehmers, die aufgrund von langer Belichtungszeit zufällig entstanden war und einen interessanten Bildeffekt hervorgerufen hatte. Dieser Bildeffekt wird auch „Lichtzeichnung“ genannt und konnte sodann als kreatives Gestaltungsmittel in die Theorie und Praxis des Fotokurses einfließen. Eine besondere Gabe der sachkundigen und geistreichen Fotografin ist es, den Teilnehmern zu helfen ihre Bilder zu lesen, damit sie sich zusätzlich zu ihren erweiterten technischen Fertigkeiten auch kreative und künstlerische Horizonte eröffnen konnten.

Aber das erstaunlichste Fazit des Bildungsurlaubs ist, dass die Teilnehmer im Laufe der Woche nicht nur große Teile des Rammelsbergs und die Fotografie an sich besser kennengelernt haben, sondern auch sich selbst und die anderen. Wie es ein Teilnehmer kurz und knapp formulierte: „Man lernt neu zu sehen! “

Men at work (c) Fotograf Dominique Leppin

Vortrag und Führung am Tag des offenen Denkmals: Die Tagesanlagen des Rammelsbergs – Eine Baugeschichte in 3 D

Von Dr. Johannes Großewinkelmann

In einem Projekt des Niedersächsischen Landesamts für Denkmalpflege, der TU Braunschweig, der Universität Würzburg, des Landesamtes für Geoinformationen und Landesvermessung des Landes Niedersachsen, des Unternehmens denkmal3D in Kooperation mit dem Weltkulturerbe Rammelsberg zur Erfassung der Tagesanlagen des Weltkulturerbes Rammelsberg werden zurzeit die Gebäude der Erzaufbereitungsanlage des ehemaligen Erzbergwerks intensiv vermessen und in einem virtuellen 3-D-Modell erfasst. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung und das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur.

Am Tag des offenen Denkmals am 11. September 2022 präsentierten Dr. Andreas Bauerochse vom Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege und Dr. Johannes Großewinkelmann vom Weltkulturerbe Rammelsberg, diese neuartigen Methoden zur Erfassung, Darstellung und Suche nach historischen und baugeschichtlichen Spuren.

Dr. Johannes Großewinkelmann ging in seinem einleitenden Vortrag zunächst auf bedeutende architektonische und baugeschichtliche Aspekte der Tagesanlagen des ehemaligen Erzbergwerks Rammelsberg ein. Dabei stand der Neubau der Tagesanlagen des Bergwerks in den Jahren zwischen 1935 und 1939 im Zentrum seiner Ausführungen. Gefördert durch das von der nationalsozialistischen Regierung aufgesetzt „Rammelsberg-Projekt“, eines Investitionsprogramms mit einem Volumen von 30 Millionen Reichsmark zur Modernisierung des Bergwerks und der Hüttenstandorte in Oker, erhielten die Bergwerksanlage am Rammelsberg ein völlig neues Gesicht.

Die alten Tagesanlagen des Erzbergwerks Rammelsberg, 1935. Im Hintergrund sind am Hang des Rammelsbergs bereits die Vorbereitungsarbeiten für den Bau der neuen Erzaufbereitung zu erkennen. Foto: Sammlung Weltkulturerbe Rammelsberg.

Die im Bau befindlichen Tagesanlagen des Erzbergwerks Rammelsberg, 1938. Vor den neu gebauten Gebäuden der Erzaufbereitung am Hang des Rammelsberg sind noch die alten Gebäude der Tagesanlagen zu sehen, die erst ab 1940 abgerissen wurden. Foto: Sammlung Weltkulturerbe Rammelsberg.

Insbesondere die Gebäude der von den Industriebaumeistern Fritz Schupp und Martin Kremmer an den Hang des Rammelsbergs gebauten neuen Aufbereitungsanlage dominieren bis heute den Blick von der Straßenseite auf das Bergwerk.

Blick vom „Ehrenhof“ auf die im Zentrum der Tagesanlagen befindlichen Gebäude der Erzaufbereitung. Foto: Stefan Sobotta, 2016.

Historische Fotos von der Baustelle am Erzbergwerk Rammelsberg aus den Jahren von 1935 bis 1939 geben wichtige Details zur Baugeschichte der Anlage und zeigen z.B., dass sich hinter der Fassadeverkleidung aus Holz oder Bruchsteinmauerwerk eine Stahlfachwerk- oder Stahlbetonkonstruktion verbirgt.

Errichtung der Gebäude der Erzaufbereitung in Stahlfachwerkbauweise, 1936. Foto: Sammlung Weltkulturerbe Rammelsberg.

Großewinkelmann verdeutlichte, dass die Auswertung einer Vielzahl von Archivalien, Plänen und Fotos zur baugeschichtlichen Entwicklung der Tagesanlagen des Erzbergwerks Rammelsberg im Rahmen des Projektes erfolgen soll. Denn nur durch eine intensive Spuren- und Informationssuche können die Architektur und Baugeschichte der Gebäude in die für den Denkmalschutz wichtigen technischen und politischen Hintergründe eingeordnet werden.

In diesem Zusammenhang sei es aber besonders wichtig, eine Bestandsaufnahme des aktuellen Zustands der Gebäude, sowohl von außen, als auch von innen zu machen und die am Gebäude ablesbaren Spuren genau zu erfassen und mit den historischen Informationen zur Baugeschichte abzugleichen.

Dr. Andreas Bauerochse erläuterte die Methoden zur digitalen Erfassung der Gebäude der Bergwerksanlage. Zunächst fand eine Befliegung des Bergwerksgeländes mittels Drohnen statt, die Laserscanner, Fotokamera und Multispektralkamera an Bord hatten.

Abbildung einer Drohne zur Erfassung von Gebäuden mit Benennung der einzelnen Aufnahmegeräte.
Foto und Grafik: Dr. Andreas Bauerochse, NLD.

Diese Drohnen flogen nach einem vorher erarbeiteten Flugplan automatisch das Gelände auf programmierten Flugbahnen ab und fotografierten und scannten dabei sowohl das Gelände, als auch alle Gebäudeteile von außen.

Außenbereiche, wie etwa enge Zwischenräume an Gebäudekanten oder Dachüberständen, konnten von den Drohnen nicht erfasst werden und mussten vom Boden aus mit Laserscanner mit Fotokamera nacherfasst werden.

Im Innenbereich wurden die Räume von Laserscannen vermessen und gleichzeitig fotografische Abbildungen erzeugt. Die Standorte der Scanner waren in einem Koordinatensystem integriert.

3D-Laserscan mit Scannerstandorten. Grafik: Yahya Ghassoun, TU-Braunschweig

Aus diesen Aufnahmedaten der Drohnenbefliegung und den Innenaufnahmen der Scanner werden zur Zeit  computergestützte dreidimensionale Gebäudemodelle der Tagesanlagen erstellt.

3-D-Modellierung der Gebäude der Erzaufbereitungsanlage. Grafik: Yahya Ghassoun, TU-Braunschweig

In einer Datenbank sollen die Scan- und Fotodaten aus den Innenräumen, die Daten der Außenaufnahmen und die bautechnischen und historischen Informationen aus Archivalien, Plänen, Akten und Fotos aufgenommen werden. Diese Datenerfassung, als Building Information Modelling bezeichnet, erfasst, kombiniert und modelliert digital alle relevanten Bauwerksdaten. Das Bauwerk ist als virtuelles Modell auch geometrisch visualisiert (Computermodell).

Die Gebäudeerfassung läuft dabei auf verschiedenen Ebenen ab: Vom gesamten Baukomplex ausgehend wird die Erfassung über einzelne Baueinheiten, Funktionsbereiche, Räume und Bauelemente immer weiter verfeinert.

Benennung einzelner Räume im Funktionsbereich Wagenumlauf der Erzaufbereitungsanlage.
Grafik: Yahya Ghassoun, TU-Braunschweig; Dr. Andreas Bauerochse, NLD.

Eine solche Datenbank mit Computersimulation kann flexibel eingesetzt werden: Sie kann für ein Computermodell genutzt werden, dass in Ausstellungen die Gebäudegeschichte der Bergwerksanlage für Besucher*innen nachvollziehbar demonstriert.

In einem Katastrophenfall (Brand) gibt die Computersimulation den Einsatzkräften die Möglichkeit, sich an einem unbekannten Ort schnell und sicher über das Gelände und durch die Gebäude zu navigieren.

Die Datenbank kann für Maßnahmen im Zuge der Denkmalpflege, zur Restaurierung, Sanierung oder Reparatur von Gebäuden als zentrale Informationsquelle genutzt werden, um bautechnische und baugeschichtliche Hinweise abzurufen.

Damit wäre eine zentrale Informationsdatenbank zum übertägigen Gebäudekomplex des Erzbergwerks Rammelsberg aufgebaut, die in wichtigen Bereichen der Erhaltung und Vermittlung des Weltkulturerbes Rammelsberg zu erheblichen finanziellen Einsparungen und beschleunigter Informationsbeschaffung statt aufwendiger Aktenrecherche führen würde. Insbesondere im Katastrophenfall kann der schnelle Zugriffe auf die wichtigsten Daten entscheidendes zur Rettung der Gebäude liefern, wie einige spektakuläre Großbrände in historischen Gebäuden in den letzten Monaten gezeigt haben.   

 

Ratsherren oder Bergherren? – Die Rammelsberger Grubenbesitzer im Mittelalter

Ein Gastbeitrag von Dr. Astrid Schmidt-Händel

Das Goslarer Jubiläumsjahr zum 1100. Geburtstag bietet eine willkommene Gelegenheit, sich einmal mehr mit den Anfängen der engen Beziehungen zwischen Stadt und Berg auseinanderzusetzen und nachzuvollziehen, wie es überhaupt zu diesen Verflechtungen gekommen ist. Auch wenn man meinen könnte, dass die Goslarer Geschichte schon zur Genüge aufgearbeitet und dokumentiert ist, bringt das Stöbern in den Quellen doch immer wieder die eine oder andere interessante Neuigkeit zu Tage.

Wie die Funde der Altbergbau 3D-Forschung letztes Jahr zeigten, wurde zur Zeit der Stadtwerdung bereits untertägig und nicht nur im Tagebau nach Erzen gesucht. Im Laufe der Jahrhunderte hat dieses Wirken nicht nur archäologisch im Berg, sondern auch verwaltungstechnisch in den Quellen immer größere Spuren hinterlassen. Die aus dem Jahr 1271 überlieferte Bergordnung Herzog Albrechts enthielt zwar schon konkrete Regelungen für verschiedene Zuständigkeiten, Abläufe sowie die Rechtsprechung oder den Eigentumsnachweis, diese waren jedoch noch allgemein gehalten, so dass man keinen Hinweis auf die Namen der Eigentümer oder der vorhandenen Gruben erhält.[1]

[Stadtarchiv Goslar, B 824]

Die Bezeichnungen zahlreicher Einzelgruben des 14. und 15. Jahrhunderts können den aus dieser Zeit überlieferten Grubenverzeichnissen entnommen werden. Grubenvermessungen hielten zumindest den Namen der Grube, ihre Größe und die zu leistenden Abgaben fest. Urkunden dokumentierten daneben den Besitzwechsel bei Verkauf, Verpfändung oder Tod und führten neben den Grubennamen die beteiligen Personen und die Menge der Anteile an der Grube auf. Üblich war die Teilung der Grube in immer kleinere Teile, so dass auch immer verzeichnet werden musste, ob es sich beispielsweise um ein Viertel oder ein Sechzehntel handelte, was wiederum die Zahl der Eigentümer einer Grube vervielfältigte.

Betrachtet man die Grubennamen näher, so wird deutlich, dass es sich, wie in dieser Zeit üblich, häufig um Benennungen nach Personen, also wohl den Eigentümern handelt. Beim Abgleich mit den Ratsgeschlechtern Goslars fällt auf, dass hier durchaus auch schon Ratsherren oder deren Familienmitglieder engagiert gewesen sein könnten. Zu dieser Annahme berechtigen beispielsweise die Gruben „to dem Othbrechte“ (Ratsgeschlecht Ohtbrecht), to dem Eckeschen (Fam. Ecken), to dem Wetzelschen (Fam. Wetzel) oder „to der Scapergrove“ (Fam. Scap/Schap).[2]

Die Sechsmannen, die als Vorstand die Gruppe der Montanen und Silvanen – also der Berg- und Hüttenleute – vertraten, fungieren im 14. Jahrhundert gemeinsam als Käufer von Gruben. Dies taten sie allerdings im Auftrag des Rates, der seinen Einfluss auf den Bergbau ausweiten und möglichst viele Gruben in seinen Besitz bekommen wollte. 1349 erhielten die Sechsmannen beispielsweise alle Bergteile der Gebrüder von der Gowische zwischen dem „Schyrenstede“ und dem „Neuen Schachte“, wobei die in der Urkunde genannten Sechsmannen Hannes van Brokelde, Thile Unrowe, Henning Bulk, Hans Quest, Hans Schap in dieser Zeit gleichzeitig Ratsherren waren.[3] Besonders Thile Unrowe wird häufig als Belehnter oder Käufer genannt.[4]

Die Goslarer Ratsherren waren jedoch nicht nur in ihrer Gesamtheit Eigentümer von Gruben und Anteilen am Rammelsberg, sondern ließen sich das lukrative Geschäft auch als Privatpersonen nicht entgehen. In einer Beschwerde des Rates der Stadt Lüneburg – die ebenfalls Anteile am Rammelsberg besaß – an den Rat von Goslar wurden etliche Klagepunkte, aber auch Beschuldigte aufgeführt, die dem Bergbau Lüneburgs vermeintlichen Schaden zufügten. In dieser Liste finden sich zahlreiche Ratsherren. Zu diesen zählten auch Hinrich Mechteshusen, Hinrich Gehrter und Hening Reyndes, welche 1474 sogar vom Rat der Stadt Goslar selbst der Vorteilnahme bei der Erzzumessung beschuldigt wurden.[5]  

Sehr im Bergbau engagierte sich der Goslarer Bürgermeister Johann Papen, der 1486 Mitglied der zweiten Gesellschaft Johann Thurzos wurde, 1487 alle Lüneburger Teile am Rammelsberg vier Jahre überantwortet bekam sowie 1488 mit allen Anteilen der Grube Redding von Lüneburg belehnt wurde.[6] 1506 trat er schließlich noch als Gewerke einer weiteren Gesellschaft in Erscheinung, welche die Rechte an einem Bergwerk im Herzberg verliehen bekam.[7] Es ist daher nachzuvollziehen, wenn Johann Pedigk, der Mitglied der ersten Thurzo-Gesellschaft (1478-1486) war und mit einer Vielzahl von Briefen versuchte, seinen ihm vermeintlich unrechtmäßig aberkannten Besitz und seine Rechte am Berg wieder zu erlangen, den Rat bat, Johann Papen in der Angelegenheit auszuschließen. Dieser verfolgte im Rammelsberger Bergbau offensichtlich eigene Interessen, so dass Pedigk ihm im Nachsatz eines Briefes Parteilichkeit unterstellte: „Ek hebbe ock des lyken an denn erßamen radt gescrivenn gi mogen Johann Papen wol von dem handil latenn, er ist parteiesch“.[8]

[Stadtarchiv Goslar, B 8691, Bergbau III,1]

[1] Urkundenbuch der Stadt Goslar und der in und bei Goslar belegenen geistlichen Stiftungen. Hg. v. d. Historischen Kommission für die Provinz Sachsen. Bearb. v. Georg Bode. 5 Bde. Halle/Berlin 1893-1922. Bd. 2, Nr. 169.

[2] UB Goslar, Bd. 2-4, Register, „Ratsgeschlechter“, „Räte der Stadt“

[3] UB Goslar, Bd. 4, Nr. 345.

[4] 1333 / 1338: Belehnung von Thile Unruh mit zahlreichen Bergwerksanteilen (UB Goslar, Bd. 3, Nr. 941 / UB Goslar, Bd. 4, Nr. 70), 1342: Verkauf von Bergwerksanteilen durch die Brüder von Salder an Hans und Thile Unruh (UB Goslar, Bd. 4, Nr. 196).

[5] Engemann, Herbert. Die Goslarer Gilden im 15. und 16. Jahrhundert. Goslar 1957 (Beiträge zur Geschichte der Stadt Goslar, Heft 16). S. 109 f. / Stadtarchiv Goslar, Urkunden der Stadt Goslar, Nr. 849.

[6] Stadtarchiv Lüneburg, UA b_5785, UA a_5786, UA b_5889.

[7] Landesarchiv Hannover, NLA HA Cal. Or. 7 Nr. 8.

[8] Stadtarchiv Goslar, B 8691, Bergbau III,1.

Spaß und Erkenntnisgewinn trotz großer Anstrengung

-Das 14tägige Internationale Workcamp am Rammelsberg-

Begrüßung der Teilnehmer am Rammelsberg. (c) Weltkulturerbe Rammelsberg

Die Mexikanerin Andrea ist zum ersten Mal in Europa. Sie hatte sich frühzeitig bei der Organisation der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd) für ein äußerst ungewöhnlich klingendes Grabungsprojekt angemeldet, das in Deutschland stattfinden sollte.  – Das ijgd organisiert seit 1949 Freiwilligendienste und ist eine der größten und ältesten Workcamp-Organisationen in Deutschland. –

Archäologische Grabungen findet die Medizintechnikerin Andrea schon immer spannend, doch in Mexiko dürfen Laien grundsätzlich nicht an Ausgrabungen teilnehmen. Aber in Europa ist das unter Anleitung erlaubt und beim ijgd gab es sogar mehrere dieser Workcamps im Angebot. Aber keines war so wie das am Rammelsberg. Denn hier wollte man jüngere Geschichtsforschung betreiben und es ging um das Rammelsberger Barackenlager, in dem zur Zeit des Nationalsozialismus männliche Zwangsarbeiter untergebracht waren.

Dort sollten unter fachkundiger Anleitung der Leiterin der Arbeitsstelle der Montanarchäologie des Landesamtes für Denkmalpflege in Niedersachsen, Dr. Katharina Malek-Custodis und dem wissenschaftlichen Mitarbeiter und Archäologen Georg Drechsler, Objekte geborgen und Grundmauern und Fußböden freigelegt werden. Das notwendige Hintergrundwissen würden die Historiker Dr. Johannes Großewinkelmann (Rammelsberg) und Bernd Wehrenpfennig (Projektmitarbeiter und finanziert von der Friede-Springer-Stiftung) beisteuern.

Johannes Großewinkelmann bei einer Führung auf der Rammelsberger Werksstraße. Andrea aus Mexiko, rechts von ihm, wirkt besonders interessiert. (c) Weltkulturerbe Rammelsberg

So reiste Andrea aus Mexiko nach Goslar, wo sie auf 9 weitere Freiwillige aus den Ländern Frankreich, Tschechien, Italien und Spanien traf und auf die beiden Betreuer des ijgd: Anna-Lena-Werner (Deutschland) und Liliia Stepchenko (Ukraine).

Bei der täglichen Arbeit auf der Grabung lernte sie schnell die anderen Teilnehmer kennen und des Abends in der gemeinsamen Ferienwohnung beim miteinander Kochen oder bei Freizeit-Unternehmungen war es leicht den Kontakt zu vertiefen. So erfuhr sie, dass die meisten Workcamp-Teilnehmer noch studieren und die Grabung nutzen, um Praxisanteile für ihr Studium zu erwerben und Sprachkenntnisse zu vertiefen, wie zum Beispiel der zukünftige Historiker Youri aus Frankreich.

Youri hatte sich, wie er berichtete, bereits im Studium intensiv mit der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigt und wollte dieses Wissen bei der Grabung vertiefen.

Georg Drechsler erklärt die Arbeit mit dem Spaten am Grabungsort. Youri, ihm gegenüber hört aufmerksam zu. (c) Weltkulturerbe Rammelsberg

Andrea und Youri haben sich angefreundet und so konnte der Franzose die englische Sprache üben. Auch auf der Grabung wurde miteinander englisch gesprochen. Doch zum Lesen der Rammelsberg Akten, wofür in den 14 Tagen des Workcamps sehr wenig Zeit blieb, benötigt man Deutschkenntnisse. Und wie einige der anderen Teilnehmer spricht auch Andrea ein wenig Deutsch und hat eine sehr gute Aussprache, wenn auch der Wortschatz noch erweitert werden kann. Aber „das kommt mit der Zeit“, wie Youri erzählte, denn am Ende des Workcamps klappte es mit seiner Englisch-Kommunikation schon viel besser.

Nach 14 Tagen Grabungstätigkeit fühlen sich alle Projektteilnehmer körperlich topfit, ganz anders als zu Beginn des Workshops: „Die täglichen 5 Stunden Ausgrabung in dieser Hitze waren sehr anstrengend und machten immer sehr müde, besonders wenn man das körperliche Arbeiten nicht so gewöhnt ist“, wie Youri berichtete. Doch Andrea beeilte sich zu erwähnen, dass sie alle trotz der körperlich harten Arbeit viel Spaß gehabt hätten. Es sei oft sehr lustig gewesen und auch die verschiedenen Persönlichkeiten auf der Grabung hätten die Teilnehmer als Bereicherung empfunden.

Georg Drechsler und die Workshopteilnehmer beim Waschen der Fundstücke. (c) Weltkulturerbe Rammelsberg

Allein die Aussagen von Andrea und Youri bestätigen die Ziele der Jugendgemeinschaftsdienste, die sich hier auch mit einigen Vermittlungszielen der Welterbestätte decken: Die Teilnehmer sollen Menschen aus der ganzen Welt kennenlernen (Friedensarbeit), „Dinge“ bewegen, also aktiv mithelfen ein gesellschaftlich sinnvolles Projekt voranzubringen (Aktive Beteiligung an der Erforschung der Welterbestätte) und nicht zuletzt ihre Sprachkenntnisse verbessern (Persönlichkeitsförderung).

Ein wesentliches Interesse der Montanarchäologie war natürlich das Voranschreiten der Grabung und der daraus zu gewinnende Erkenntnisprozess. Frau Dr. Katharina Malek-Custodis und Herr Georg Drechsler zeigten sich gleichermaßen beeindruckt von dem Grabungsfortschritt, der durch die jungen Menschen erzielt werden konnte. Drechsler imponierte die hohe Motivation der Teilnehmer und deren strukturiertes und konzentriertes Arbeiten.

Die Forschungsergebnisse der Grabung müssen noch in Ruhe ausgewertet werden und dann werden sie auch auf diesem Blog vorgestellt. Denn durch das zweijährige Projekt, finanziert von der Friede–Springer-Stiftung unter dem Titel „Räume der Unterdrückung. Neue geschichtswissenschaftliche und archäologische Forschungen zu den Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern am Erzbergwerk Rammelsberg im Harz“ sollen neue Erkenntnisse über die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Zwangsarbeiter gewonnen werden. Und das Internationale Workcamp hat diesen Erkenntnisprozess befördert!

Goslar auf Glas – Historische Stadtansichten auf Glasplatten

Die Glasplattennegative

In den 1990er Jahren hat das Weltkulturerbe Rammelsberg eine Sammlung von Glasplattennegativen aus einer Haushaltsauflösung ins Fotoarchiv übernommen. Diese Glasplatten waren in unterschiedlichen Kartons, zum Teil in Papier eingewickelt, untergebracht. Zu diesen Glasplatten gab es nur wenige Informationen. Einzelne Kartons waren mit dem Namen „Kurt Schlitzberger“ beschriftet.

Glas und Metall waren die ersten Trägermaterialien für das Aufbringen einer Fotoemulsion als Negativbild, aus dem dann ein Positivbild entwickelt werden konnte. Erst mit der Erfindung des durchsichtigen Zelluloids, Ende der 1880er Jahre, konnten fotografische Filme hergestellt werden, die weniger empfindlich und besser zu handhaben waren.

Es kann angenommen werden, dass Kurt Schlitzberger einen großen Teil der Fotos auf den Glasplatten selber gemacht hat, weil er einen Teil seiner Bilder in einigen seiner späteren Publikationen über das Erzbergwerk Rammelsberg verwendete.

Die Sammlung von 270 Glasplattennegativen wurde vor einigen Jahren umgelagert, d.h. jede Glasplatte im Format 8,7 x 12 cm wurde in einen speziellen Umschlag eingewickelt und in passgenaue Kartonage untergebracht.

Umlagerung der Glasplattennegative in säurefreie Verpackungen
              Fotos: Johannes Großewinkelmann

Gleichzeitig wurden die Negative gescannt und mit Hilfe eines Computerprogramms in Positivbilder umgewandelt. Dadurch konnten erstmalig die Bildmotive auf den Glasplatten in vollem Umfang erfasst und dokumentiert werden.

Neben familiären Motiven und Urlaubsbildern sind in der Sammlung viele Ansichten aus der Altstadt von Goslar vorhanden. Die Bildmotive lassen die Entstehungszeit der Glasplattennegative auf den Zeitraum von kurz vor dem Ersten Weltkrieg bis in die 1920er Jahre eingrenzen. 

 

Wer war Kurt Schlitzberger ?

Es gibt nur wenige Informationen zum Leben des Kurt Schlitzberger. Eigentlich hieß er Karl Wilhelm Konrad, genannt „Kurt“, Schlitzberger. Geboren wurde er am 14. September 1875 in Kassel, Hutchinson, South Dakota (USA). Gestorben ist er am 16. November 1938 in Walbrzych (deutsch Waldenburg), Dolnoslaskie (Polen). 

Selbstbild von Kurt Schlitzberger,  Anfang des 20. Jahrhunderts. Sammlung Schlitzberger Weltkulturerbe Rammelsberg

Er heiratete am 21. August 1906 die Goslarerin Henriette Friedericke Victoria, genannt „Frieda“, Lippold (1885 – 1983). Am 16. Januar 1916 wurde in Goslar ihr Sohn Joachim-Kurt Siegmund Ernst Schlitzberger geboren. Er verstarb am 20. November 1942 während des Zweiten Weltkriegs in Russland.

1913, ein Jahr vor Beginn des Ersten Weltkriegs, wurde der promovierte Bergassessor Dr. Kurt Schlitzberger zu der Berginspektion am Erzbergwerk Rammelsberg berufen. Damit war Schlitzberger Beamter der Königlichen und Herzoglichen Berginspektion, einer länderübergreifenden Bergwerksverwaltung. Diese Verwaltung befand sich im heute noch erhaltenen Inspektionshaus an der Straße „Bergtal“ in unmittelbarer Nähe des Erzbergwerks Rammelsberg.

Bekannt wurde der Name Schlitzberger Anfang der 1920er Jahre, weil Frieda, die Frau von Kurt Schlitzberger, ein Patent auf ein „Schaumschwimmverfahren zur Trennung von Mineralgemengen“ angemeldet hatte. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg experimentierte das Erzbergwerk Rammelsberg mit verschiedenen Methoden, um die Aufbereitung der geförderten Erze zu verbessern. Insbesondere die Wirtschaftlichkeit der Aufbereitung stand im Fokus der Experimente, weil nach dem Ersten Weltkrieg bei fallenden Metallpreisen in den Hüttenbetrieben mehr an Kupfer und Blei und später auch an Zink aus den geförderten Erzmengen verhüttet werden sollte.

Mit den Aufbereitungsversuchen wurden Fremdfirmen, aber auch eine betriebsinterne Erzaufbereitungsgesellschaft der Unterharzer Berg- und Hüttenwerken beauftragt.

Schlitzberger hatte den juristischen Winkelzug über die Patenanmeldung durch seine Frau gewählt, weil er als Beamter der Berginspektion keine Forderungen über Zahlungen für die Nutzungsrechte hätte verlangen können. Sein Aufbereitungsverfahren basierte im Prinzip schon auf das ab Anfang der 1930er Jahre eingesetzte Flotationsverfahren. Er verlangte 12.000 Goldmark jährlich für die Anwendung des Patents. Das lehnten die Unterharzer Berg- und Hüttenwerke als Betreiberin des Erzbergwerks Rammelsberg ab.

Erst erneute Aufbereitungsversuche unter der maßgeblichen Planung und Steuerung durch Emil Kraume führten Anfang der 1930er Jahre schließlich zu dem bis zum Ende der Förderung am Erzbergwerk Rammelsberg eingesetzten Schwimmaufbereitungsverfahren.

1925, im Alter von 50 Jahren, wurde Bergrat Dr. Kurt Schlitzberger in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Er schrieb 1921 und 1931 in der Reihe „Deutschlands Städtebau“ Aufsätze über „Goslar als Bergwerksstadt“ und „Das Bergwerk am Rammelsberg“.

Die historischen Ansichten aus der Altstadt von Goslar

Die Glasplattensammlung von Dr. Kurt Schlitzberger beinhaltet zahlreiche Aufnahmen von Orten und Straßenzügen in der Altstadt von Goslar aus der Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts. In einer Sonntagsmatinee am 31. Juli 2022 hat Werner Gladigau zahlreiche dieser Motive vorgestellt, in dem er die historischen Aufnahmen mit aktuellen Fotografien von den Standorten verglichen hat. Vergleiche sind in der Geschichtswissenschaft eine sehr beliebte Methode, um Erkenntnisse zu transportieren. In der Auswertung von Bildern ist der Vergleich sicherlich das am häufigsten angewendete Mittel zur Vermittlung.

Die Qualität der Bilder ist teilweise, auf Grund des Alterungsprozesses und einer nicht immer angemessenen Lagerung, schlecht. Aber die Bilder geben trotzdem viele historische Informationen preis und sind wichtige historische Quellen, die quasi wie Fenster in die Zeit ausgewertet werden können.

Im Folgenden sind einige der historischen Aufnahmen aus der Altstadt von Goslar zusammengestellt (Historische Aufnahme: Sammlung Weltkulturerbe Rammelsberg / Aktuelle Fotos: Werner Gladigau)

Zehn neue Grubenführerinnen und Grubenführer am Berg im Einsatz!

Seit dem 1. Juli sind zehn neue Grubenführerinnen und Grubenführer am und vor allem im Rammelsberg im Einsatz. Vorausgegangen waren sieben Monate, die von wöchentlichen Treffen zu Vorträgen und Befahrungen unter Tage geprägt waren. Hierbei wurden die unterschiedlichsten Themen rund um den Rammelsberg behandelt, methodische Fragen beantwortet und natürlich die Führungen geübt.

Übungsbefahrung Foto: Martin Wetzel

Zum Abschluss stellten sich die Kandidaten  einer schriftlichen und praktischen Prüfung. Beides wurde von allen mit Bravour bestanden, so dass Sie ab sofort die Führungen im Roeder-Stollen und die Fahrt mit Grubenbahn mit Gästen machen können. Dafür wünschen wir allen „neuen“ Grubenführern allzeit Glückauf!
An dieser Stelle bedanken sich die Kursleiter Herr Dr. Dettmer und Herr Dr. Wetzel ausdrücklich bei allen Kolleginnen und Kollegen, unseren Referentinnen und Referenten und den „alten“ Grubenführerinnen und Grubenführern, die den erfolgreichen Abschluss des Kurses ermöglicht haben. 

Einweisung in den Umgang mit den Maschinen unter Tage, Foto: Martin Wetzel

Die Vermittlung des Weltkulturerbes im Harz findet durch engagierte Stadt-, Gruben- und Welterbeführer statt, die den Besuchern und Bewohnern auf den verschiedenen Führungen die weltweite Einzigartigkeit der Region nahebringen. Denn trotz aller Formen von Digitalisierung, auch im musealen Bereich, ist die inhaltliche Vermittlung an dem authentischen Ort der vormaligen Arbeit durch Menschen, die Menschen führen, durch nichts zersetzten. Und diesen Umstand wurde auf verschiedenster Weise im gesamten Welterbe im Harz Rechnung getragen. Parallel zu dem Ausbildungskurs am Rammelsberg, wurden in Goslar neue Stadtführer ausgebildet, die auch schon mit Gästen in der Altstadt unterwegs sind und derzeit findet am Oberharzer Bergwerksmuseum einen Ausbildung für zukünftige Welterbeguides statt.

Übungsbefahrung im Roeder-Stollen, Foto: Martin Wetzel

Der Rammelsberg – Praktikum an einem magischen Ort

Mein Name ist Marlene, ich besuche die 11. Klasse des Christian von Dohm Gymnasiums in Goslar und absolvierte mein dreiwöchiges Praktikum in der Abteilung Wissenschaft bei Frau Gesine Reimold, im Bereich der „Bildung und Vermittlung“.

Vor 10 Jahren, mit 7 Jahren, war ich Mitglied bei den Bergzwergen, dem Kinderclub des Rammelsberges, den Frau Reimold ins Leben rief und seit 2005 leitet. Schon damals war ich von der Größe des Bergwerks Über- und Untertage sehr beeindruckt. Besonders toll finde ich es Untertage, wo sich seit damals einer meiner Lieblingsorte befindet: die Vitriol-Wand (farbige Metallsalze). Die Wand findet man im so genannten Roeder Stollen, der für jeden Besucher zugänglich ist.

Im Roeder-Stollen bei der Vitriol-Wand. Foto: Weltkulturerbe Rammelsberg

Die Möglichkeit Untertage zu sein, ist einfach sehr besonders. Aber durch Gänge zu gehen, die Menschen mit ihrer Hände Arbeit und einfachen Werkszeugen wie Schlägel und Eisen geschaffen haben, schien mir zuvor unrealistisch. Denn Fragen wie: ,,Wie funktioniert ein Bergwerk?“ oder ,,Welcher Mensch besitzt so viel Kraft, nur mit Hilfe zweier Werkzeuge, solche Gänge frei zu schlagen?“ konnte ich mir nicht beantworten.

Heute weiß ich, dass ich mir diese Fragen zu Recht gestellt habe und ich habe viel gelernt, zum Beispiel dass die Bergleute in unterschiedlichen Zeiten mittels unterschiedlichster Methoden Gänge gegraben oder das Erz abgebaut haben. Aber egal wie: Es ist immer sehr bemerkenswert, was die Bergleute, unter extremen Bedingungen, geleistet und geschaffen haben! Und deshalb war es sehr toll bei dem Praktikum einen noch tieferen Einblick zu gewinnen. Aber dies war nur einer der Gründe, warum ich mein Praktikum am Rammelsberg machte. Denn hier hatte ich die Gelegenheit kreativ tätig zu werden und gemeinsam mit Frau Reimold an einem Museumsspiel zu arbeiten. Mit diesem Spiel können Familien mit Kindern in der Sonderausstellung Fragen beantworten und somit spielerisch Neues lernen. Auch habe ich das 14tägig stattfindende Bergzwergtreffen vorbereitet und gemeinsam mit meiner Anleiterin durchgeführt. Hier durften die Bergzwerge mit Schlagzahlen eigene „Fahrmarken“ herstellen: Zu Schichtbeginn nahm jeder einfahrende Bergmann seine Fahrmarke vom Brett und gab sie dem Anschläger, der sie auf einem Drahtring sammelte und dann die Bergleute im Fahrkorb nach unten beförderte. Am Schichtende drehte der Anschläger den Drahtring um und teilte die Fahrmarken in umgekehrter Reihenfolge aus. Der zuerst eingefahrene Bergmann fuhr also auch als erster wieder aus. So gab es kein Gedrängel. Am Ausgang befand sich eine kleine Holzkiste, in die jeder seine Fahrmarke hineinwarf. Der Lampenwart sortierte sie wieder ans Fahrmarkenbrett und konnte so kurz nach Schichtende feststellen, ob alle Bergleute wieder ans Tageslicht zurückgekehrt waren.

Schließlich habe ich auch den so genannten Bergzwergbrief geschrieben. Dieser Brief enthält Fotografien der Bergzwerge, erklärt, was bei dem jeweiligen Treffen gemacht wurde und erinnert an das nächste Treffen.

Archivbild von Marlene als Bergzwergin. Foto: Weltkulturerbe Rammelsberg

Des Weiteren habe ich Frau Reimold in ihrem Berufsalltag begleitet bin bei vielen Aktionsführungen und Themenführungen und Führungen der diesjährigen Jugend-Akademie mitgegangen und habe diesen Blog-Beitrag geschrieben.

Also was ich zum Schluss sagen muss ist: Dieser Ort einfach sehr vielseitig und auch etwas magisch! 😉

Glück Auf!
Marlene

„Schutz und Schirm? Der Bergbau im Harz unter der Protektion von Königtum und Adel im Hoch- und Spätmittelalter“

Ein Gastbeitrag von Dr. Jan Habermann, Stadt Goslar

Goslar im Jahr 1204 – das Reich ist tief in den Wirren des deutschen Thronstreits versunken. Erneut hat der welfische König Otto IV. die staufertreue Stadt Goslar durch Belagerung und Handelsblockade zu unterwerfen versucht. Noch während seines Rückzugs nach Braunschweig wird eine außerordentliche Zerstörung der nahegelegenen Silberhütten (casulis argentiis) befohlen – so berichtet es Arnold von Lübeck. Die beständigen Angriffe des Welfen führen zur Entvölkerung und Aushungerung der Stadt – der Bergbau am Rammelsberg kommt über Jahre hinweg zum Erliegen. Unter dem nachwirkenden Eindruck dieser Verheerung wird der Goslarer Reichsvogtei in der Folgezeit – mehr als zuvor – die Funktion einer Schutzgewalt über Berg- und Hüttenleute zu Teil. Die wahrscheinlich in den Jahren zwischen 1244 und 1258 verfasste Goslarer Vogteigeldlehnrolle (s. Abb.) verzeichnet bedeutende Grafen, Edelherren und Ministeriale am Harz, deren jährliche Geldeinkünfte aus der Reichsvogtei in späteren Quellen damit begründet werden, dass sie als Reichslehen mit der Verpflichtung einhergehen, die „Wald- und Hüttenleute“ (montani et silvani) zu beschützen.

Vogteigeldlehenrolle (c) Stadtarchiv goslar.png

Vogteigeldlehenrolle (c) Stadtarchiv goslar

Das in seiner Zweckmäßigkeit einzigartige Goslarer Dokument spiegelt die außerordentliche Notwendigkeit, den Bergbau im nordwestlichen Harz zu beschirmen. Ein schärferer Blick auf diese noch zu wenig diskutierte Quelle lässt das ursprüngliche Konzept und die frühesten Zuständigkeiten erkennen. So war die Harzburg nach ihrem Wiederaufbau 1180 durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa mit Einsetzung der Grafen von Wöltingerode-Wohldenberg als Burgkommandanten zur Schutzburg für das Goslarer Umland umgewandelt worden. Zur Unterbringung von Garnisonen sowie für das Burgquartier der Grafen wurden erstmals Burgkurien für den Hochadel eingerichtet. Doch während des deutschen Thronstreits und seines Folgekonflikts entstand die Notwendigkeit, die Zuständigkeiten und abrufbaren personellen Ressourcen bedeutend zu erhöhen.

Weitere Grafen und Edelherren mit Besitz am nördlichen Harz wurden zum Schutz insbesondere des Bergbaus mit Geldlehen aus der Reichsvogtei und Burgsitzen auf der Harzburg ausgestattet. Der verfassungsgeschichtliche Wandel im deutsch-römischen Reich während des 13. Jahrhunderts brachte es mit sich, dass die ursprüngliche Schutzfunktion der Burgsitze verloren gerieten und durch vollständigen Besitzübergang in die Hände der Grafen von Wernigerode zunehmend in beherrschende Stellung gegenüber Goslar und seinen noch verbliebenen Bergwerken gebracht wurde. Noch im 14. Jahrhundert entschloss Kaiser Ludwig IV. der Bayer, die Eigeninteressen des regionalen Adels am Bergbau dadurch zurückzudrängen, dass er die mächtigsten, dynastischen Herrschaftsträger am Harz durch konkrete Schutzaufträge und Lehnbriefe wieder stärker den Interessen des Reiches in dieser Region dienstbar zu machen versuchte. Doch das blieb nur eine Episode.

Abgesehen von der schwindenden Bedeutung des Bergbaus und des in den Vogteigeldern begründeten Schutzauftrags im westlichen Harz stärkte der regionale Harzadel die eigene wirtschaftliche Stellung durch die in seinen Territorien gelegenen Bergbauressourcen, die er mit Burgen und Befestigungsanlagen sicherte. In vielen Herrschaftsgebieten des Harzes wird ein enger Zusammenhang zwischen Burg und Bergbau begreifbar, der sich am konkreten Schutzbedürfnis gegenüber den wertvollsten Machtgrundlagen in einer durch Fehden und Kleinkriege geprägten Epoche erhellen lässt. Mit der Entstehung von gefestigten Gebietsherrschaften und Landeshoheiten am Harz geht diese Form der Protektion in den konsolidierten Berghoheiten schließlich unter.

Stadtgeschichten – bergbauliche Straßennamen in Goslar

Anlässlich unserer Reihe zum 1100jährigen Stadtjubiläum Goslars wollen wir uns heute einem speziellen Thema widmen – Goslarer Straßenamen mit bergbaulichem Bezug.

Die Benennung von Straßen geht einher mit der Entwicklung von Städten im Mittelalter, wo natürlich auch Goslar keine Ausnahme bildet. Viele Straßennamen in Altstädte orientieren sich an alten Zunftquartieren, in Goslar beispielsweise die Bäckerstraße oder die Fischemäkerstraße oder an markanten Bauwerken wie die Wallstraße, die Mauerstraße oder auch die Zehntstraße.
Benannt ist diese Straße nach dem Standort der zentralen städtischen Sammelstelle, in der das abzuliefernde Rammelsberger Erz gelagert wurde. Das in der gleichnamigen Straße ansässige Gebäude ist 1811 abgebrannt. Es befand sich auf dem Gelände der heutigen Grundschule. Unter dem Zehnt verstand man im Bergbau die Abgabe des zehnten Erzhaufens oder Erzkorbes an den Landesherren oder Grubeneigner. Wurde anfänglich tatsächlich noch Erz vom Rammelsberg in die Stadt geliefert, ging man dazu über, den Geldwert des Erzes (unter Abzug der Aufbereitungskosten) einzutreiben. Verantwortlich für die Abgaben war ein am Bergamt ansässiger hoher Beamter, der  so genannte „Zehntner“.
Einen letzten Zehnt in Form von Erz lieferten die Rammelsberger Bergleute am 30. Juni 1988, anlässlich der Schließung des Rammelsberges an die Stadt Goslar, obwohl die Stadt Goslar schon seit 1552 die Oberhoheit über den Rammelsberg verloren hatte. Ein extra hergerichteter letzter Grubenwagen wurde auf dem Marktplatz symbolisch an die damalige Goslarer Oberbürgermeisterin Marta Lattemann-Meyer übergeben.

symbolische Ausliefung des letzten Zehnts an die Stadt Goslar am 30. Juni 1988, Sammlung Rammelsberg

Symbolische Auslieferung des letzten Zehnts an die Stadt Goslar am 30. Juni 1988, (C) Sammlung Rammelsberg

Auch historische Personen, die im direkten Zusammenhang mit den Bergbau standen, haben in Goslar eine bleibende Würdigung durch einen Straßenbezeichnung erfahren, wie beispielsweise die Bornhardtstraße im Stadtteil Goslar-Baßgeige. Benannt ist sie nach Berghauptmann Friedrich Wilhelm Conrad Eduard Bornhardt, in dessen Amtszeit am Bergamt Clausthal-Zellerfeld der Niedergang des Bergbaus im Oberharz fiel. Nach seiner Pensionierung 1929 bis zu seinem Tod am 2. Dezember 1946 hatte er seinen Altersruhesitz in Goslar. Die Erinnerung an die lange währende Epoche des Bergbaus wurde zu seinem späten Lebenswerk. Der studierte Geologe war schon während seiner beruflichen Tätigkeit eine der treibenden Kräfte der Wiedereröffnung des heutigen Oberharzer Bergwerksmuseums, in der ebenfalls nach ihm benannten Straße im Ortsteil Zellerfeld.
Für Goslar konzipierte er das so genannte „Rammelsbergzimmer“ im Goslarer Museum, welches viele Jahre hinweg die einzige öffentliche Darstellung des Bergbaus und seiner Geschichte in der Stadt war und den Grundstein zur musealen Rezeption des heutigen Museums und Besucherbergwerks am Rammelsberg bildet.
1931 veröffentliche Bornhardt sein Werk „Geschichte des Rammelsberger Bergbaues von seiner Aufnahme bis zur Neuzeit“, welches bis heute als eines der Standartwerke zur Geschichte des Rammelsberges gilt.

Wilhelm Bornhardt, 20. April 1864 - 2. Dezember 1946. (c) Sammlung Oberharzer Bergwerksmuseum

Wilhelm Bornhardt, 20. April 1864 – 2. Dezember 1946. Sammlung Oberharzer Bergwerksmuseum

Eine der jüngsten Straßennamen ist der Knappschaftsplatz im Stadtteil Goslar-Rammelsberg. Benannt ist er nach dem berufsständischen Sozialversicherungssystem der Bergleute, das seine historischen Wurzeln am Rammelsberg hat. In einer Urkunde vom 28. Dezember 1260 erneuerte der Hildesheimer Bischof Johann I. der Sankt-Johannis-Bruderschaft im Bergdorf am Rammelsberg sein Schutzprivileg. Dieses Dokument gilt Historikern als weltweit erster Beleg für eine bergmännische Solidargemeinschaft. Goslars Bergdorf: die Wiege der Knappschaft.
Im Jahr 2010 beging die Knappschaft ihr 750-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass wurde am 20. Januar 2011 der Platz vor dem Werkstor des ehemaligen Erzbergwerks Rammelsberg vom damaligen Goslarer Oberbürgermeister Hennig Binnewies mit eigenem Namen versehen. Der nunmehrige „Knappschaftsplatz“ trägt somit eine der jüngsten Straßenbezeichnungen in Goslar. Doch als Postanschrift existiert der Platz nicht. Er dient, wie bereits vor seiner Benennung, einem eher profanen Zweck: als Buswendeschleife.

Knappschaftsplatz

Knappschaftsplatz (c) Weltkulturerbe Rammelsberg

In der Sonderausstellung „1100 Jahre Goslar … mit Erfolg auf Erz gebaut“ stellen wir unseren Besucher die oben beschriebenen und weitere Geschichten rund um bergbaulichen Straßennamen in Goslar vor, die manchmal nicht auf den ersten Blick zu erkennen sind. Oder wissen Sie warum die Kupferrauchgasse so heißt, wie sie heißt? Bis zum 20. November haben Sie die Gelegenheit diese und andere bergbaulichen Wurzeln aus 1100 Jahren Goslarer Stadtgeschichte kennen zu lernen! Viel Spaß dabei!