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Das Museum als authentischer Ort der Wissensvermittlung

Die Bundesrepublik Deutschland ist reich an musealen Einrichtungen, die sich in eine Vielzahl von Sparten und mit höchst unterschiedlichen Trägerschaftsmodellen aufgliedern. Gemäß dem Institut für Museumskunde gibt es mehr als 6000 Einrichtungen, die zu mehr oder weniger regelmäßigen Zeiten für die Besucher ihre jeweiligen „Schatzkammern“ öffnen.

Von Kunstgeschichte bis Technikeuphorie gibt es kaum einen Bereich dieser Gesellschaft, der nicht im Rahmen von Sammlungen oder Ausstellungen, als Erinnerungskultur musealisiert worden ist.

Allerdings sind unsere Museen weit mehr als verstaubte Depots der Vergangenheit. Unsere Museen sind Orte von Menschen für Menschen, sind Erinnerungsorte, sind Stätten der Begegnung, der kulturellen Transformation und der Identitätsstiftung für die regionale Bevölkerung.

In gleichem Maße sind sie mit ihren Objekten Inspiration für Freunde, Fremde und Touristen, die möglicherweise keinen Bezug zu Raum und Zeit der jeweiligen Ortslage haben.

Kehrrad im Roeder-Stollen (c) Weltkulturerbe Rammelsberg / S. Sobotta

Kunstrad im Roeder-Stollen (c) Weltkulturerbe Rammelsberg / S. Sobotta

Museen sind greifbare Orte.

Sie liegen, wie die Einrichtungen des Welterbes im Harz, mitten im Lebensraum der Menschen, beleben historische Ensemble und sind oft mit ihren Gebäuden Exponate ihrer selbst.

Museen sind mitten, in einer zunehmend virtuell werdenden Welt, analoge Orte. Sie erzählen Geschichte vom Objekt ausgehend – und sie erzählen diese nie vollständig.

Das heißt, gute Museen sind nicht unbedingt Stätten für digitale 3D-Simulationen, sondern Orte, an denen das „Kopfkino“ so richtig abgehen kann.

Museen sind also Orte, die Objekte, Fakten und Phantasie miteinander verbinden.

In diesem Zusammenhang nimmt die Authentizität der jeweiligen musealen Ortslage eine besondere Rolle ein. Sie ist sowohl atmosphärisch als auch faktisch deutlich mehr, als eine didaktische Inszenierung.

Im Kontext von Welterbestätten ist deren Authentizität ein konstitutives Merkmal der Welterbe-Ernennung.

Das heißt, die Besucher:innen sollen eine möglichst „originalgetreue“ Situation erleben, die durchaus in unterschiedlichen Zeithorizonten wahrnehmbar werden kann. Sie durchlaufen folglich in Gebäudeensembles oder Landschaftsräumen unterschiedliche Jahrhunderte „menschlicher Schöpfungskraft“, in die sich die musealen Präsentationsformen einzuordnen haben.

Im Gegensatz zu einer Gemäldesammlung, die ihren Ort in einem sogenannten „White Cube“ finden kann und mit einer gewissen Beliebigkeit der Ortslage behaftet ist, sind museale Institutionen deren Heimat der authentische Ort, beziehungsweise das authentische Objekt ist, durch eine vollständig andere Bindung an Raum und Zeit geprägt.

Die Besucher:innen bewegen sich in diesen Einrichtungen sehr viel stärker in konkreten „Fenstern in die Zeit“, als dies bei räumlich und zeitlich unabhängigen Expositionen der Fall ist.

Kinder erleben das Museum Weltkulturerbe Rammelsberg (c) Weltkulturerbe Rammelsberg / Sobotta

Kinder erleben das Museum Weltkulturerbe Rammelsberg. Foto: Weltkulturerbe Rammelsberg/Stefan Sobotta/ Visum.

Die gehaltliche Chance der Kombination von Vermittlung und authentischen Ort oder Objekt verdeutlicht aber auch, dass einer digitalen Erfahrbarkeit desselben enge Grenzen gesetzt sind.

Digitalität kann hier nur Hilfsmittel sein, da im Zentrum die unverbrüchliche Authentizität der konkreten Ortslage steht.

Ein Beitrag von Gerhard Lenz, M.A., Stiftungsdirektor Welterbe im Harz.

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