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Die Materialsammlung des Schuhmachers Oberle

Dieter Oberle sicherte die Existenz seiner Werkstatt nicht zuletzt durch seine handwerkliche Geschicklichkeit und seinem sparsamen Umgang mit Material.

Im Laufe seiner Tätigkeit, zunächst als Geselle bei seinem Vater, dann ab 1968 als selbstständiger Schuhmacher, hatte er sich eine umfangreiche Materialwirtschaft aufgebaut. Der größte Anteil an Material, das wir bei der Übernahme der Werkstatt in die Sammlung des WELTKULTUERBE RAMMELSBERG – Museum & Besucherbergwerk vorfanden, war Leder. Nicht etwa geordnete rechteckige Stücke, sondern Reste in jeglicher Form und Farbe. Sie füllten über 25 Schubladen und Schachteln in seiner Werkstatt.

Lederreste in der Schuhmacherwerkstatt Oberle

Das Leder und die anderen in der Werkstatt aufgefundenen Arbeitsmaterialien zeigen, dass Dieter Oberles Hauptbetätigung, das Reparieren, nicht die Herstellung von Schuhen war. Im Materialraum der Werkstatt lagerten viele Gummiplatten für die Erneuerung von Sohlen oder schon vorgefertigte Sohlen, z. B. der Firma Continental.

Materialien in der Schuhmacherwerkstatt Oberle

Zudem besaß er ein großes Sortiment an vorgefertigten Absätzen aus Holz und aus Plastik sowie Absatzflecken für Frauenschuhe, die durch das Laufen auf dem Goslarer Kopfsteinpflaster häufiger erneuert werden mussten. Ein kleines Regal mit Schuhleisten befand sich noch in der Werkstatt, denn Schuhleisten dienten nicht nur zur Herstellung, sondern bei der Reparatur auch zur Stabilisierung des Schuhs.

Absätze aus der Materialsammlung von Schuhmacher Oberle

Ebenfalls sehr zahlreich waren Metallbeschläge in der Werkstatt vorhanden, die insbesondere die Arbeitsschuhe der Bergleute an der Hacke und an der Schuhspitze gegen Abnutzung schützten. Doch auch Privatleute ließen ihre Schuhe beschlagen, um sie langlebiger zu machen. Diese Methode war zum Zeitpunkt der Aufgabe der Werkstatt 2005 schon seit langem nicht mehr üblich, und trotzdem hatte der Schuhmacher die Beschläge aufgehoben, daneben Holznägel und Metalltacks zur Befestigung von Sohlen bis sie von modernen Klebeverfahren abgelöst wurden. Anders verhielt es sich mit den Ösen, Nieten, Haken und Druckknöpfen sowie den dazugehörigen Stempeln, die wir ebenfalls in großer Zahl in der Werkstatt vorfanden. Sie sind auch noch heute ein wichtiges Utensil bei der Reparatur von Schnürschuhen. Darüber hinaus fanden sich in einigen Schachteln und Schüben auch Schnallen, Schlösser, Klettbänder, Reißverschlüsse, Hosenträgerschlaufen, Tragegriffe, Knöpfe, Aufnäher, Verzierungselemente … zur Reparatur von Taschen, Schuhen, Gürtel und Hosenträgern.

Auch für den langfristigen Gebrauch seiner Maschinen hatte er vorgesorgt, indem er in großen Mengen Schleifpapier, in Form von Bändern, Kegeln und Kissen für die Schleif- und Ausputzmaschine, sowie Keilriemen, Fräsen und andere Verschleißteile vorrätig hielt.

Zudem besaß er unzählige Schrauben und Nägel – u.a. auch gebrauchte – für die Erweiterung und Instandhaltung seiner Werkstatteinrichtung.

Ein Teil unserer Ausstellung „83 Jahre im Dienst der Bergleute – JETZT im Museum. Die Geschichte der Schuhmacherwerkstatt Oberle“ (08.09.13 – 16.02.14) wird sich auch mit diesem Aspekt – der Materialsammlung – beschäftigen. Hier geben wir dem Besucher die Gelegenheit, die Dinge auch einmal haptisch zu „begreifen“.

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3 comments on “Die Materialsammlung des Schuhmachers Oberle
  1. DIrk Lübk sagt:

    Es ist natürlich sehr erfreulich, dass das Inventar vom Schuhmachermeister Oberle eine neue würdevolle Heimat gefunden hat. Allerdings fehlt wieder ein Stück „historisches“ Goslar. Das Ensemble aus belebtem Schaufenster Oberle und Klauskapellenzugang wäre sehr erhaltenswert gewesen.

    • admin sagt:

      Lieber Herr Lübk,
      während wir in der Bergstraße 41 mit der Inventarisierung und Translozierung der Schuhmacherwerkstatt Oberle beschäftigt waren, sprachen uns einige Goslarer interessiert an und fragten, was wir dort täten. Ein paar von ihnen freuten sich wie Sie, dass die Werkstatt vor Verfall und Verlust bewahrt werden würde. Ebenso wurden Stimmen laut, die die Translozierung der Werkstatt als Verlust für das Frankenberger Viertel empfanden. Auch wir als Museum stimmen Ihnen zu und sagen, dass der Erhalt eines „Denkmals“ am authentischen Ort grundsätzlich der beste Weg wäre, aber leider ist das, wie auch bei der Schuhmacherwerkstatt Oberle, nicht immer möglich.
      Darüber hinaus ist es schön zu lesen, dass Bewohner wie Sie an dem Erhalt der Geschichte Ihrer Stadt und der damit verbundenen Objekte interessiert sind!

      Mit freundlichem Glückauf!

      Ihr Museumsteam

  2. Anita sagt:

    Vielen Dank, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, diesen Artikel zum Thema Werkstatteinrichtung mit uns zu teilen. Ich denke, ich kann mit bestimmten Dingen einverstanden sein. Ich werde sie noch einmal überdenken.

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