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Die Farben des Berges

Wenn man hinab ins Dunkel des Rammelsberges steigt, so meint man, dass nur eine Farbe dominieren könne: Schwarz. Aber welche Überraschung im Roeder-Stollen und erst bei der Abenteuertour im Rathstiefeten Stollen! Nicht trostloses Dunkel begrüßt den neugierigen Besucher, sondern farbenfrohe Stalaktiten, Stalakmiten und wunderbare strahlendbunte Farbflächen! Und diese Zauberwelt leuchtet umso intensiver, je mehr Licht der Grubenlampe darauf fällt.

In einem Reisebericht von 1798 finden sich folgende Worte:

„… und undurchdringliche Dunkelheit verbarg die Mitte der Höhle, an deren Ende der nackte Fackelträger sich zeigte, welcher die schimmernden Wände erleuchtete. Das Ganze gab einen sehr schönen Anblick, der durch seine Originalität sehr interessant wird. – In anderen Gängen fließt das Cementwasser herab, und setzt an den Wänden tropfsteinartig die schönsten spangrünen und himmelblauen Kristalle ab, welche sich bis auf den Fußboden erstrecken, und, beleuchtet, den herrlichen Glanz zurückwerffen.“ Aber wie es im Vorwort zu Goethes Farbenlehre heißt, kann das bloße Anblicken einer Sache uns nicht fördern. Denn jedes Ansehen gehe, so Goethe, über in ein Betrachten, jedes Betrachten in ein Sinnen, jedes Sinnen in ein Verknüpfen, und so könne man sagen, dass wir schon bei jedem aufmerksamen Blick in die Welt theoretisieren.

Was steckt hinter dieser Farbenpracht?

Ein Vitriol am Remmelsberg Blauer TropfenMan nennt diese farbenprächtigen Zapfen, Tropfen, Flächen, Näpfchen, Rinnen, Stäbchen und Wellen: Vitriole. Naturwissenschaftlich gesehen ist Vitriol eine Sammelbezeichnung für alle in Wasser löslichen Salze zweiwertiger Schwermetalle wie beispielsweise Eisen, Zink, Mangan und Kupfer. Sie zersetzen sich unter Zufuhr von Wasser und bilden stark saure Vitriollösungen. Vitriole entstanden infolge des Feuersetzens, bei dem große Holzfeuer unter Tage entfacht wurden, um das Erz mürbe zu machen. Die abgeplatzten Erz- und die Holzkohlereste waren wegen ihrer großen Oberfläche ideal für diese chemischen Verwandlung: Unter dem Einfluss von Grubenwasser, Luftsauerstoff und Kohlenmonoxid verwandelten sich Sulfide unter Aufnahme von Sauerstoff zu Sulfaten. Hinzu kommt noch die Wirkung einer Gruppe von Mikroorganismen: Thiobacillusferrooxidans, die die Umsetzung von Sulfid zu Sulfat steigern. Diese gesättigten Sulfatlösungen dringen durch Risse und Klüfte des Berges und kristallisieren mittels Sauerstoff an den Stollenwänden zu Vitriolen. Unter Hitzeeinwirkung entwässerten die Vitriole, so dass harte Krusten, der so genannte Kupferrauch übrig blieb. Dieser Kupferrauch (Kupfer-Schwefelverbindungen), bei dem Schiefergestein und Erz eine Einheit eingegangen war, konnte gewinnbringend mit Schlegel und Eisen abgebaut werden. Die Gewinnung des Kupferrauches ist bereits für das Jahr 1352 belegt.

Die Farben des Vitriol

Georgius Agricola schreibt in De Natura Fossilium,  Vitriol habe die Farben Weiß, Fahl, Grün oder Blau. Davon, so Agricola, gebe es verschiedene Arten, je nach Sättigungsgrad der Farben. Allen sei eine gewisse Durchsichtigkeit gemein, so dass, der Name Vitriol nach dem Wort vitrium, also Glas gegeben worden sei. Vitriole enthalten etwa 20 verschiedene, chemisch einfach oder auch kompliziert zusammengesetzte Sulfate als Minerale. Für die weiße Farbe ist das Zinksulfat (ZnSO4 + 7 H2O) verantwortlich. Es kommt häufig vor und die Mineralogen nennen es weltweit Goslarit. Blaue Farbe entsteht durch Kupfervitriol (CuSO4+5 H2O). Grün ist das Eisenvitriol (FeSO4 + 7 H2O) oder seltener auch Nickelvitriol. Gelbe und braune Farben werden durch komplizierte Eisenhydroxide erzeugt. Nur Manganhydroxide sind schwarz.

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